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Jetzt will der Nationalrat gegen E-Roller durchgreifen

epa11923954 A person rides a Lime rental e-scooter in central London, Britain, 25 February 2025. Westminster council will convert around 200 car parking spaces in central London into parking bays for  ...
Bild: keystone

E-Roller sorgen oft für rote Köpfe – jetzt will der Nationalrat durchgreifen

Derzeit gilt: Elektroroller haben kein Nummernschild, und die Lenker brauchen weder einen Führerausweis noch einen Helm. Das könnte sich bald ändern.
31.07.2025, 10:2431.07.2025, 11:00
Francesco Benini / ch media
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Anfrage bei den Kantonspolizeien im Aargau, in St.Gallen und Zürich: Stellen Sie bei Kontrollen von E-Rollern fest, dass die Fahrzeuglenker das Mindestalter von 16 Jahren nicht erreicht haben? Stellen Sie ausserdem fest, dass die Fahrzeuge schneller fahren als die erlaubten 25 Kilometer pro Stunde?

Trendfahrzeuge, E-Roller, E-Trottinett
Die Trendfahrzeuge E-Roller und E-Scooter.Bild: TCS

Einhellige Antwort: Ja.

Hanspeter Krüsi von der Kantonspolizei St. Gallen schreibt: «Je mehr wir kontrollieren, desto mehr Verstösse stellen wir fest.» Monatlich komme es derzeit zu rund 20 Verzeigungen. Die Kantonspolizei Zürich erwähnt eine Kontrolle, bei der sie viele Anzeigen «wegen fehlender Fahrerlaubnis» und «zu schnellen oder anderweitig technisch mangelhaften Fahrzeugen» erstattete.

«Sie gefährden andere Verkehrsteilnehmer»

Der grünliberale Nationalrat Matthias Jauslin findet, dass es so nicht weitergehen darf mit den sogenannten Elektro-Trendfahrzeugen. «Viele Lenker sind sorglos in den Agglomerationen unterwegs. Sie gefährden andere Verkehrsteilnehmer und auch sich selber», meint er.

Jauslin hat die Elektroroller im Visier. Sie unterscheiden sich von E-Scootern und E-Trottinetts dadurch, dass der Fahrer sich hinsetzen kann. Für E-Roller gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde, bei E-Scootern liegt die Limite bei 20.

«Es ist nicht schwer, die Software der E-Roller so anzupassen, dass das Fahrzeug massiv schneller fährt», betont der Aargauer Nationalrat. Er hat eine Motion verfasst, die er in der kommenden Herbstsession einreichen wird.

Helm ist optional: E-Roller-Lenker fährt über den Bullingerplatz in Zürich.
Helm ist optional: E-Roller-Lenker fährt über den Bullingerplatz in Zürich.Bild: keystone

Alle E-Roller sollen künftig ein Kontrollschild haben – derzeit brauchen sie keines. Wer einen E-Roller fährt, soll künftig einen Helm tragen. Die Polizei empfiehlt gegenwärtig das Tragen eines Helmes, aber vorgeschrieben ist er nicht. Jauslin will ausserdem, dass Lenker von E-Rollern einen Führerausweis benötigen, wie das bereits für Mofalenker gilt.

Für E-Roller sollen Vorschriften gelten wie bei Mofas

Wer älter als 16 ist, kann derzeit ohne Papiere auf einem E-Roller unterwegs sein. Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren brauchen hingegen einen Führerausweis. Jauslin findet, dass alle Lenker von E-Rollern einen Ausweis haben sollten. «Zurzeit ist es so: 16-jährige Jugendliche bestellen einen E-Roller, setzen sich aufs Fahrzeug und fahren los – auch wenn ihre Kenntnisse der Verkehrsregeln völlig ungenügend sind. Das muss sich ändern.»

Jauslin fordert ausserdem: Fahrern von E-Rollern soll es verboten werden, eine zweite Person mitzunehmen. Der sogenannte Soziusbetrieb wäre nicht mehr möglich.

Stösst die Motion im Parlament auf Zustimmung, müsste der Bundesrat eine Verordnung anpassen. Die Bestimmungen zum Gebrauch von Elektrorollern würden verschärft – es gälten weitgehend die gleichen Regeln wie bei Mofas. Jauslin hält das für angezeigt. «Es ist fahrlässig, bei der Verkehrsdichte in unseren Städten die Lenker von E-Rollern von grundlegenden Pflichten auszunehmen.»

Wie reagiert Motosuisse, die Vereinigung der Schweizer Motorrad- und Roller-Importeure, auf Jauslins Vorstoss? Bis am Mittwochabend gab der Verband keine Stellungnahme ab.

Das Bundesamt für Strassen reagiert mit dem Hinweis, dass Anfang Juli für die Fahrzeugkategorie der Leicht-Motorfahrräder verschiedene Regelanpassungen in Kraft getreten seien. Es sei wichtig, dass ein Lenker das Fahrzeug vor der Nutzung gut kennenlerne.

Im Agglomerationsverkehr sind sie zunehmend beliebt

«Die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden hat beim Bundesamt für Strassen oberste Priorität», betont die Behörde. «Wir beobachten das Unfallgeschehen bei allen Fahrzeugkategorien laufend. Bei Bedarf prüfen wir unterschiedliche Massnahmen von einer verbesserten Information bis hin zu gesetzlichen Anpassungen.» Am 1. Juli habe das Amt Regeln und Empfehlungen für E-Roller und E-Scooter publiziert.

Matthias Samuel Jauslin, GLP-AG, schreitet durch den Saal, an der Herbstsession der Eidgenoessischen Raete, am Dienstag, 4. Maerz 2025 im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Aargauer-GLP-Nationalrat Matthias Jauslin.Bild: keystone

Zum Vorstoss von Matthias Jauslin will sich das Bundesamt für Strassen nicht äussern. Zuerst werde der Bundesrat eine Stellungnahme samt einer Empfehlung zur Annahme oder Ablehnung abgeben.

Die Nachfrage nach E-Rollern und E-Scootern nimmt vor allem in Städten und Agglomerationen stetig zu. Man kann auf ihnen schnell kurze Strecken zurücklegen, den Staus ausweichen – und die Suche nach einem Parkplatz erübrigt sich.

Ein E-Scooter kostet zwischen 300 und 1500 Franken. Elektroroller sind ab 2500 Franken erhältlich, und es gibt Luxusmodelle für 8000 Franken. Auch für ihren Einsatz sollen nach der Vorstellung von Nationalrat Jauslin künftig schärfere Bestimmungen gelten. (aargauerzeitung.ch)

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Johny56
31.07.2025 10:59registriert März 2025
Vernünftige Idee, dass für diese Gefährte die selben Regeln gelten sollen wie für Mofas.
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Lai Nair
31.07.2025 10:54registriert Dezember 2016
es war von anfang an unverständlich dass e-Trottis nd e-Roller ohne Nummernschild (ergo ohne Versicherung) in der Gegend rumkurven und die Mehrheit der Passanen belästigen konnten.
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DavyDee
31.07.2025 11:03registriert März 2020
Ich sehe den größten 'Wildwuchs' bei den Mietscootern. Auch Mietvelos. Das Problem: Kinder benutzen sie auch zu zweit, die Einger werden irgendwo stehen gelassen. Auch auf einer Verkehrsinsel... Würden sie den eigenen Scooter dort stehen lassen? Kaum. Oder es ist wieder eine dieser Superhirn-Protestaktionen. Und die Vermieterfirmen sind da grossmehrheitlich machtlos, denn sie wollen ja die eigenen Kunden nicht sperren. Dilemma. Ich unterstütze diesen politischen Vorstoss.
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