Es ist ein Gerangel, das Jahr für Jahr neue Ausmasse annimmt: Für die 200 zu besetzenden Nationalratssitze kandidieren in diesem Herbst nach jetzigen Prognosen über 5000 Schweizerinnen und Schweizer. Für den grössten Teil von ihnen wird die Wahl erfolglos enden. Eine einfache Rechnung zeigt: Nur gerade mal etwa 4 Prozent der Kandidierenden werden ab Anfang Dezember dann auch tatsächlich einen Sitz im Nationalrat besetzen.
Die Prognose basiert auf Schätzungen anhand der Registrierungen auf der Plattform Smartvote, einer Online-Wahlentscheidungshilfe. Gemäss Angaben von Smartvote haben bisher «gut 2300 Kandidierende den Fragebogen ausgefüllt», welcher dazu dient, das Profil der Personen zu erfassen. Im System erfasst seien ungefähr doppelt so viele Personen, also rund 4600 Kandidierende. All diese hätten eine Einladung erhalten, den Fragebogen auszufüllen, teilt Smartvote auf Anfrage mit.
Noch seien nicht alle Listen der Parteien bei Smartvote eingetroffen. Die Zahl der Kandidierenden dürfte also um einige hundert Personen höher liegen. Auch wenn noch keine abschliessende Übersicht möglich ist, dürfte es also heuer einen neuen Rekord geben.
Bereits bei den Wahlen 2019 gab es so viele Kandidaturen wie nie zuvor. Damals stellten sich für den Nationalrat 4652 Personen zur Wahl. Vier Jahre zuvor waren es mit knapp 3800 Kandidierenden deutlich weniger. Die markante Zunahme ist in erster Linie auf strategische Überlegungen zurückzuführen, wie Lukas Golder, Co-Leiter des Forschungsinstituts gfs.bern, erklärt: «Wenn eine Partei viele Kandidierende aufstellt, dann vor allem deshalb, weil sie sich dadurch eine stärkere Mobilisierung erhofft.»
Denn jede Person, die sich zur Wahl stellt, könne in ihrem Umfeld Menschen mobilisieren, die ohne den direkten Bezug zu einer Kandidatin oder einem Kandidatin vielleicht gar nicht wählen würden. «Diese Stimmen können dann in der Summe einen Unterschied machen», sagt Politikwissenschaftler Golder, «weil sie der Stammliste der Partei zugutekommen».
Allerdings gelange dieses System irgendwann «an seine Grenzen» - auch weil das Wählen mit zunehmender Zahl der Kandidierenden «noch komplizierter wird, als es ohnehin schon ist». Wenn also Jahr für Jahr noch mehr Unterlagen eintrudeln und das Heft mit den Wahllisten immer dicker wird, dann könne das bei den Wählenden zu einem Gefühl der Überforderung führen, so Golder. Zudem steige die Gefahr, dass Leute Stimmen erhalten werden, die gar keine Wahlchancen hätten.
Parallel zur Zahl der Kandidierenden nimmt logischerweise auch die Zahl der eingereichten Wahllisten seit Jahren zu. Ein besonders starker Anstieg ist seit 2003 zu beobachten. Bei den Wahlen im Herbst 2019 reichten die Parteien total 511 Wahllisten ein. Am meisten Listen füllte die damalige CVP, gefolgt von der SP, der SVP und der FDP. Auch diese Entwicklung dürfte sich fortsetzen. Zwar läuft die Meldefrist in den meisten Kantonen erst in diesen Tagen und Wochen ab. Doch erste Angaben bestätigen den Trend: So ist etwa im Kanton Aargau mit rund 50 Wahllisten zu rechnen, das wären 14 mehr als noch 2019.
Viele Parteien setzen dabei auf eine Hauptliste und zahlreiche Unterlisten. Diese Listenflut ist laut Politologe Golder unter anderem auf eine Änderung im «Gesetz über die politischen Rechte» zurückzuführen. Bis zu den Wahlen 2015 musste jede Wahlliste je nach Grösse des Kantons von bis zu 400 wahlberechtigten Personen unterzeichnet werden. Seit der Gesetzesänderung sind die Unterschriften nur noch notwendig, wenn die Partei oder Organisation bei den letzten Nationalratswahlen nicht bereits mindestens einen Sitz oder drei Prozent der Stimmen geholt hat. Seither können die etablierten Parteien relativ leicht viele Unterlisten generieren. Von diesem Recht machen sie ausgiebig Gebrauch. (aargauerzeitung.ch)
Ich nehme mir z.B. die 5-6 Listen die in Frage kommen, suche mir die besten KandidatInnen per Smartvote aus und übertrage sie auf die leere Liste.
That's it.
Plakateflut und Wahlpropaganda am Arsch und die können mich mal alle.
No shit Sherlock 😃
Ehrlich gesagt, würde ich aber auch gerne an einem Ort arbeiten, an dem ich mir meinen Lohn selber erhöhen kann.
Da bin ich schon etwas neidisch.