Zehn Tage sind vergangen, seit Aktivistinnen und Aktivisten der Klimabewegung den Schweizer Finanzplatz für kurze Zeit in Aufruhr versetzten. Am frühen Morgen blockierten sie die Zugänge der Credit Suisse am Zürcher Paradeplatz und der UBS am Aeschenplatz in Basel. Damit wollten sie darauf aufmerksam machen, dass die zwei Banken massgeblich an der Klimakatastrophe mitverantwortlich sind. Namentlich mit Finanzierungen von Projekten und Unternehmen im Bereich fossile Brennstoffe.
Mit ihrer Blockade dürften die Aktivisten erreicht haben, was sie beabsichtigten. Mehrere Tage berichteten Schweizer und internationale Medien über die jungen Menschen, die sich vor den Banken an Velos, Pflanzentöpfe und Absperrgitter gekettet haben.
Für die an der Aktion Beteiligten endete der Tag allerdings weniger erfreulich: 80 Personen wurden verhaftet, verbrachten 48 Stunden in Haft und wurden von der Justiz mit saftigen Bussen bestraft.
Den Protestierenden in Zürich wird Nötigung vorgeworfen, einigen auch Hausfriedensbruch. Die Bestrafung bleibt für alle dieselbe: Eine Geldstrafe von 60 Tagessätze à 30 Franken. In Basel wirft ihnen die Staatsanwaltschaft zusätzlich Landfriedensbruch und Sachbeschädigung vor.
Sie kassieren Freiheitsstrafen von 150 bis 170 Tagen und eine Geldstrafe von bis zu 180 Tagessätze à 50 Franken. Aktivisten aus dem Ausland wurden mit Aufenthaltssperren für die Schweiz von bis zu drei Jahren belegt.
Ein herber Schlag für die Aktivisten, der vor allem die Portemonnaies der teils noch sehr jungen Beteiligten empfindlich belasten wird. Haben sie nun die Nase voll vom Aktionismus für das Klima? Keineswegs. Michael Furrer, der an der Blockade in Zürich beteiligt war sagt: «Diese Erfahrung hat uns gestärkt. Alle, mit denen ich gesprochen habe, sagen: ‹Wir würden es jederzeit wieder tun›.»
Furrer, 27 Jahre alt, Mitglied der Organisation Bewegung für den Sozialismus und aktiv im Klimastreik, ist der Meinung, die Taktik der Polizei und Justiz sei gar kontraproduktiv gewesen und habe den Aktivisten der Klimabewegung noch mehr Aufwind gegeben. Die Polizisten am Paradeplatz hätten sicherlich die Aufgabe gehabt, die Blockierenden einzuschüchtern, was ihnen in einem ersten Moment auch gelungen sei. «Natürlich lässt das einen nicht kalt, wenn plötzlich Hundertschaften mit Schutzausrüstung und Waffen vor dir stehen», sagt Furrer.
Doch im Nachhinein wurde laut Furrer deutlich, dass die Aktion bei der Bevölkerung auf viel Sympathie stiess, hingegen das Verhalten der Polizisten und das harte Vorgehen der Justiz auf Unverständnis. «Viele Leute zeigen sich mit uns solidarisch. Das schlägt sich auch finanziell nieder.» Innert weniger Tagen haben 7000 Menschen einen Appell der Kampagnenorganisation Campax unterschrieben und bisher insgesamt 32'000 Franken gespendet.
Dass es nun solche gebe, die sich von der Bewegung abwenden, weil ihnen die Aktionsform zu extrem ist oder weil sie die Repression fürchten, glaubt Furrer nicht. «Ich habe von niemandem gehört, der jetzt sagt, er wolle nicht mehr mitmachen.»
Im Gegenteil seien gerade die klimastreikenden Schülerinnen und Schüler an einem Punkt angelangt, wo sie ihre Aktionsformen weiterentwickeln wollten: «Seit sechs Monaten demonstrieren sie in der Schweiz zu Zehntausenden, ohne dass sich massgeblich etwas bewegt. Jetzt wollen sie über neue Möglichkeiten nachdenken, um endlich die politischen Prozesse anzuschieben.» Aktionsformen die gewaltfrei seien, bei denen es aber zu zivilem Ungehorsam komme, werden bestimmt zu solchen Möglichkeiten dazu zählen, ist sich Furrer sicher.
Auch die Sprecherin des Collective Climate Justice, Frida Kohlmann, gibt sich zuversichtlich. Sie sagt: «Das hat uns eher gestärkt, denn geschwächt.» Viele Verhaftete, die jetzt einen Strafbefehl erhalten haben, seien der Überzeugung das Richtige getan zu haben. Diese Art von Protest sei nötig, um wieder wahrgenommen zu werden.
Kohlmann ist sich sicher, dass es auch in Zukunft noch viele ähnliche Aktionen geben wird.
Und bezüglich Sympathie in der Bevölkerung hat der Herr wohl eine etwas gar subjektive Meinung.
„...Mitglied der Organisation Bewegung für den Sozialismus...“ - die Klimaaktivisten täten gut daran, sich nicht von jeglichen Gruppierungen instrumentalisieren zu lassen. Bezüglich Sympathie und so...
Solche Aktionen oder auch Demonstrationen machen meiner Meinung nach im Ausland Sinn, um die Politiker auf eigene Anliegen aufmerksam zu machen. In der Schweiz gibt es aber die Möglichkeit der direkten Mitsprache in Form der Volksinitiative oder Referendum.