Burson-Marsteller: «Führend» in der Krisenkommunikation – aber in der Kasachstan-Affäre schon zweimal gepatzt
«Bleibe transparent: Einige grössere Unternehmen sind unter Beschuss gelangt, als herauskam, dass Posts nachträglich gelöscht wurden.» Dieser Satz steht auf der Homepage von Burson-Marsteller Switzerland. Das Unternehmen berät Firmen und Personen in der Krisenkommunikation.
Erstaunlich genug, dass der Twitter-Feed von Burson-Marsteller (BM) Switzerland selbst seit ein paar Tagen den Eindruck vermittelt, intransparent zu sein.
Kritik und Häme im Twitter-Feed
Seit Beginn der Kasachstan-Affäre war der Feed auf der Homepage des Unternehmens gefüllt mit Kritik und Häme über Burson-Marsteller. Dann plötzlich waren kritische Bemerkungen und die Häme verschwunden. Es erscheinen vor allem noch belanglose Meldungen von BM-Mitarbeitern – oder Auslandsmeldungen.
Filtert die Agentur kritische Stimmen aus dem Feed heraus? Werden selektiv Tweets gelöscht? Burson-Marsteller-Chef Matthias Graf bestreitet dies gegenüber watson:
Der auf der Website angezeigte Twitterfeed sei «seit jeher» eine Suche, über die sämtliche Tweets von @BMSwitzerland und einiger Mitarbeiter publiziert würden.
Twitter-Feed wurde geändert
Allerdings, so räumt der CEO ein, habe BM Switzerland unabhängig von der «Kasachstan-Affäre» am 6. Mai (genau an dem Tag, als die Sache aufflog) einem externen Dienstleister den Auftrag gegeben, einen ausgeschiedenen Mitarbeiter aus der Suche zu entfernen.
Als man dies bemerkte, sei die ursprüngliche Form des Feeds aber wiederhergestellt worden, beteuert Graf. Das heisst: Die ursprüngliche Twitter-Policy von BM wurde genau dann manipuliert, als die Affäre Kasachstan hochkochte, die kritischen Tweets wurden sichtbar, dann wieder entfernt. Die betroffenen Tweets seien aber weiterhin sichtbar.
Der zweite Patzer?
Es wäre nicht das erste Mal, dass das Kommunikationsunternehmen in der Affäre Kasachstan patzte: Zwei Twitter-User bemerkten ebenfalls am vergangenen Mittwoch, dass die ursprüngliche Stellungnahme von Burson-Marsteller zum Fall Kasachstan kurz nachdem sie aufgeschaltet worden war, wieder von der BM-Frontseite verschwunden war:
Hat Kasachstan bei @BMswitzerland angerufen? Oder weshalb sonst ist die Stellungnahme zum @nzz-Artikel verschwunden? pic.twitter.com/3sMFigATGx
— Beat Matter (@beat_matter) 6. Mai 2015
@BMswitzerland Stellungnahme zum @ChristaMarkwald Artikel ist wieder verschwunden. Tweet ebenso. Was geht? pic.twitter.com/mKyRCUcEjf
— Philipp Albrecht (@phalbrecht) 6. Mai 2015
Knapp drei Stunden später war die Stellungnahme wieder da – allerdings in einer anderen Version. In der ersten Version distanzierte sich BM deutlich von Senior Adviser und Lobbyistin Marie-Louise Baumann. Im später aufgeschalteten Communiqué wird Baumann keine Schuld zugewiesen.
@RolandBinz @BMswitzerland @NZZ Passt für mich ins Bild. Egal wie. Chefs stehen vermehrt hinter das Personal. Anstelle davor.
— Gerold Schlegel (@GeroldSchlegel) 11. Mai 2015
«Gefahr eines grossen Vertrauensverlustes»
Zur Erinnerung: Unter Punkt 7 im Blogeintrag von BM mit dem Titel Welchen Einfluss hat Social Media in einer Krise? steht:
Die Vorgaben von Burson-Marsteller zeigen, was theoretisch gute Krisenkommunikation über Social Media wäre. In der Praxis sieht es offensichtlich etwas anders aus.