Sojajoghurt statt Käsebrot zum Znüni, Gemüseburger statt Kalbsschnitzel zum Zmittag: In Frankfurt eröffnet im Sommer die erste vegane Kita. Rund 40 Kinder sollen ab August in der Kinderkrippe «Mokita» betreut werden, berichten deutsche Medien.
Eine Nachricht, die auch die Schweizer Veganer-Community entzückt: «Die Vegane Gesellschaft Schweiz würde es sehr begrüssen, wenn es auch in der Schweiz ein veganes Krippenangebot gäbe», sagt deren Präsident Raphael Neuburger zu watson. Er erfahre immer wieder von Eltern, die darum bemüht seien, ihre Kinder tagsüber vegan verpflegen zu lassen.
Heute seien solche Kinder in Krippen stets auf eine «Extravegiwurst» angewiesen. Ein Mehraufwand, der sich bei einem spezialisierten Angebot erübrigen würde.
Hinter der Frankfurter Kita steht die Elterninitiative Veggie-Kids. Die Stadt hat das Konzept bewilligt. Das Projekt ergänze das «kunterbunte Angebot an Betreuungseinrichtungen» in Frankfurt sehr gut, sagt Jetta Lüdecke vom städtischen Bildungsdezernat in der Frankfurter Rundschau. Bedenken habe man keine – zumal die Träger der Kita «vorbildliche Aufklärungsarbeit» leisteten.
Neben einem erfahrenen Koch soll auch eine Ernährungsberaterin in der Kita tätig sein. Weiter sind regelmässig Elternabende zum Thema Ernährung geplant.
In der Schweiz rät das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit von einer veganen Ernährung für Kinder ab. Das Risiko für eine «ungenügende Versorgung mit einzelnen Nährstoffen» sei bei ihnen besonders gross, heisst es auf der Website des Bundes. Auch die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung weist auf die Gefahr schwerer Mangelerscheinungen und gesundheitlicher Folgeschäden hin.
Besonders die Versorgung mit dem Vitamin B12, das eine wichtige Rolle bei der Blutbildung und der Gehirnentwicklung spielt, gilt als kritisch.
Ob eine vegane Kita in der Schweiz überhaupt betrieben werden dürfte, ist daher fraglich. Wie es beim zuständigen Amt des Kantons Zürich heisst, würde ein solches Angebot wohl «nur unter Auflagen bewilligt».
Vegetarische Menüs ohne Fleisch oder Fisch sind heute in vielen Krippen und Horten bereits erhältlich. So etwa in den Betreuungseinrichtungen der Städte Zürich und Bern. Die vegane Ernährung, bei der zusätzlich auf Milchprodukte, Eier und Honig verzichtet wird, werde dagegen «nicht aktiv gefördert», sagt Regina Kesselring vom Zürcher Schulamt. Wünschten die Eltern eine solche Verpflegung, suche das Betreuungspersonal vor Ort individuelle Lösungen.
Unmissverständlich sind die Ernährungs-Richtlinien für die städtische Kinderbetreuung in Bern: «Vegane Menüs werden nicht angeboten», heisst es darin. Die Infrastruktur und die personellen Ressourcen seien nicht darauf ausgelegt, neben vegetarischen und Allergiker-Menüs auch noch vegane Mahlzeiten zu kochen, so Irene Hänsenberger, die Leiterin des Berner Schulamts. «Auch aus gesundheitlicher Sicht stehen wir der veganen Ernährung von Kindern äusserst kritisch gegenüber.»
Raphael Neuburger von der Veganen Gesellschaft hält die gesundheitlichen Bedenken für unbegründet. Er ist überzeugt: «Eine gut geplante, vegane Ernährungsweise ist in jedem Lebensalter gesund.» In einem ausführlichen Online-Leitfaden erteilt die Organisation Eltern Ratschläge, worauf bei einer veganen Ernährung von Kindern zu achten sei.
Während eine ausreichende Proteinzufuhr etwa über Nüsse, Tofu oder Linsen sichergestellt werden könne, seien für die Aufnahme von Vitamin B12 zwingend Supplemente notwendig, heisst es darin. «Man bedenke, dass Kinder noch keine Gelegenheit hatten, einen Vitamin-B12-Speicher aufzubauen und somit viel schneller einen Mangel entwickeln, der im schlimmsten Fall zum Tode führen kann.»