Schweiz
Gesundheit

Zusammenhang der 22 Diphtherie-Fälle wird untersucht

Möglicher Zusammenhang der 22 Diphtherie-Fälle wird untersucht

02.09.2022, 15:5302.09.2022, 15:53
Mehr «Schweiz»
Vaccination records from Seniors, who are invited to the corona virus vaccination appointment, Senioren über 80 Jahre erhalten Einladung zum Corona Virus Impftermin in Marktoberdorf, Germany, January  ...
Mehrere Asylzentren melden Fälle der Infektionskrankheit Diphtherie.Bild: imago

Bei 22 Bewohnerinnen und Bewohnern in Bundesasylzentren ist im vergangenen Monat die Infektionskrankheit Diphtherie nachgewiesen worden. Zwei der Erkrankten zeigten Symptome der gefährlicheren Rachendiphtherie. Ob die Fälle in einem Zusammenhang stehen, ist unklar.

Neben den zwei symptomatischen Rachendiphtheriefällen steckten sich nach Angaben des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) vom Freitag 14 Asylsuchende mit der harmloseren Hautdiphtherie an. Bei sechs Personen sei die Infektion durch Contact Tracing nachgewiesen worden, aber nicht ausgebrochen. Vier weitere Fälle würde zurzeit untersucht.

Weiterhin unklar sei, ob die Erkrankungen in einem Zusammenhang stehen, hiess es beim BAG auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die kantonsärztlichen Dienste hätten die Betroffenen zwar zur Reiseroute befragt und Genomsequenzierungen durchgeführt. Doch bisher lasse sich kein abschliessendes Fazit ziehen, ob sich die Ersterkrankten alle an demselben Ort, zum Beispiel in einem Flüchtlingslager im Ausland, angesteckt hätten.

Ausserdem diskutierten Bund, Kantone und das Staatssekretariat für Migration (SEM) zur Zeit Massnahmen für die anderen Bewohnerinnen und Bewohner der Zentren, beispielsweise systematische Tests beim Eintritt. Bis jetzt sei aber noch nichts entschieden. Zuständig wären dann wiederum die Kantone.

Neun Zentren betroffen

Die 22 Fälle waren seit Anfang August in neun der 20 Bundesasylzentren aufgetreten. Betroffen waren unter anderem die Einrichtungen in Bern, Zürich, Kreuzlingen TG, Altstätten SG, Basel und Boudry NE.

In Bern wurden nach dem Ausbruch alle Asylsuchenden des Zentrums im ehemaligen Zieglerspital getestet und geimpft. Ausserdem wurde in den betroffenen Stockwerken eine Antibiotika-Prophylaxe durchgeführt. Ähnlich gingen die Verantwortlichen in Altstätten und Boudry vor. In anderen Zentren wurden nur die Kontaktpersonen getestet und geimpft.

Dem Personal der Bundesasylzentren empfiehlt das BAG, ihren Impfstatus zu überprüfen und sich wenn nötig eine Diphtherie-Auffrischimpfung mit einem Kombinationsimpfstoff verabreichen zu lassen. Dank der guten Durchimpfung bestehe in der Schweiz kein Risiko für die Bevölkerung.

Berlin. 13 FEB 2017. Detail: Impfbuch gemäß Paragraf 16 Bundesseuchengesetz. Schutzimpfungen dienen der Aktivierung des Immunsystems gegen Infektionskrankheiten. Diphterie, Wundstarrkrampf, Keuchhuste ...
Das BAG empfiehlt eine allenfalls nötige Diphtherie-Auffrischimpfung.Bild: imago

Zwei Arten

Die weltweit verbreitete Diphtherie ist eine Infektionskrankheit, die durch ein Bakterium verursacht wird. Die Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgt über Tröpfcheninfektion. Zwischen Ansteckung und dem Auftreten erster Symptome vergehen in der Regel zwei bis vier Tage, bei toxischen Formen möglicherweise auch nur wenige Stunden.

Es gibt zwei Arten der Krankheit: die respiratorische (Atemwege) und die kutane (Haut). Das auslösende Bakterium produziert ein starkes Gift, das Organe wie Herz, Leber oder Nieren sowie das Nervensystem dauerhaft schädigt. Behandeln lässt sich die Erkrankung mit einem Gegengift sowie Antibiotika. Die Sterblichkeit bei Rachendiphtherie ist mit bis zu 50 Prozent hoch.

Die Krankheit beginnt mit Halsschmerzen, Fieber und Schluckbeschwerden. Früher wurde die Diphtherie auch Halsbräune genannt, weil sich braune, lederartige Beläge in Kehlkopf und Luftröhre bilden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt sie noch als «Würgeengel der Kinder», da sie besonders im Kindesalter auftritt. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die endlose Geschichte des Schweizer Atommülls
1 / 40
Die endlose Geschichte des Schweizer Atommülls

Die Schweiz hat ein Entsorgungsproblem, das auch hunderte, ja tausende Generationen nach uns betrifft und gefährden wird. Es ist der hochgiftige, stark strahlende Atommüll...

quelle: shutterstock
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Ein Leben für den Frieden – die wichtigsten Momente von Michail Gorbatschow
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
2 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
2
Müssen Pfadileiter bald bezahlen? So trifft die Kürzung der J+S-Beiträge die Sommerlager
Wer seine Kinder ins Lager schicken will, könnte künftig deutlich mehr bezahlen müssen. Die J+S-Gelder machen oft beinahe die Hälfte des Lagerbudgets aus. Der Widerstand bleibt hoch.

Das Abenteuer beginnt. An diesem Wochenende reisen wieder Zehntausende Kinder und Jugendliche ab ins Lager. Pfadis, Blauring, Jungwacht, Jungscharen und weitere Vereine schlagen ihre Zelte auf oder haben eine passende Unterkunft gemietet. Das Sommerlager ist der Höhepunkt des Jahres.

Zur Story