Verschiedene Studien zeigen, dass die Zahl der Diabetes-Fälle bei Kindern seit der Corona-Pandemie deutlich zugenommen hat. Auch in der Schweiz zeigte sich gerade in den letzen Wochen ein starker Anstieg von Diabetes Typ 1 bei Kindern.
In der Zeitung «24heures» sagt Valérie Schwitzgebel vom Waadtländer Universitätsspital, dass seit 2019 30 Prozent mehr Kinder von Diabetes Typ 1 betroffen sind. Normalerweise sind das drei Prozent pro Jahr. Sophie Zbinden, Präsidentin der Groupe Romand de Parents d'Enfants Diabétiques (GRPED) ergänzt: «Der Anstieg ist bei Kindern im Alter von etwa zwei bis zehn Jahren massiv».
Auch die US-Studie von Betthany L. Gottesman aus San Diego bestätigt diese Tendenz. Demnach gab es nach Pandemiebeginn in den Jahren 2020 und 2021 einen Anstieg von 57 Prozent an Diabetes 1 gegenüber 2019.
Der US-Forscher Alan Kwan hat in einer weiteren Studie untersucht, inwieweit der Anstieg von Diabetes-Diagnosen mit einer Corona-Infektion zu tun hat. Dabei zeigte sich, dass sich das Risiko nach einer Infektion deutlich erhöht. Die Wissenschafter stellten auch fest, dass das Diabetes-Risiko nach einer Infektion bei ungeimpften Patienten höher war als bei geimpften, was auf einen Nutzen der Covid-Impfung hindeute, wie Kwan erklärte. Unklar blieben allerdings die Ursachen, die zum Diabetes-Risiko nach der Infektion beitragen.
Wissenschafter der Forschungsabteilung des Gesundheitszentrums Kaiser Permanente Southern California (KPSC) auf «Jawa Network Open» haben eine weitere Studie publiziert, die ebenfalls einen deutlichen Anstieg an Diabetes 1 und 2 zeigt. Diese Studie hat zusätzlich zu den früheren Studien das Alter und die Ethnie der erkrankten Personen genauer unter die Lupe genommen.
Die Kohortenstudie analysierte die Daten von Kindern ohne Diabetes-Vorgeschichte, deren elektronische Gesundheitsdaten weiterverfolgt wurden. Dabei zeigt sich, dass die Inzidenz bei Jugendlichen nach Beginn der Pandemie anstieg, wobei der grösste Anstieg bei schwarzen und hispanischen Personen beobachtet wurde. Insbesondere bei Personen mit Diabetes Typ 2 wurde im zweiten Halbjahr 2020 ein sprunghafter Anstieg der Inzidenz beobachtet. Also zu einem Zeitpunkt, als es noch keine Covid-Impfung gab. Der Anstieg kann mit der Impfung also nichts zu tun haben.
Gesamthaft beobachteten die Forscher um Matthew T. Mefford einen geringeren Anstieg von Diabetes 1 und einen ausgeprägteren von Typ 2, insbesondere bei den 10- bis 19-Jährigen. Das unterscheidet sich von einer Studie in Florida, welche sowohl bei Typ 1 und Typ 2 einen hohen Anstieg berechnet hatte. Dieser Unterschied könnte nach den Studienautoren mit der unterschiedlichen Bevölkerung in Florida und Kalifornien zu tun haben. Etwas, was man auch bei einer Interpretation für die Schweiz berücksichtigen muss.
Für den Anstieg von Diabetes während der Pandemie könne mehrere Mechanismen verantwortlich sein. Sars-CoV-2 kann durch die Infektion und Dysregulation des Immunsystems die Zellen der Bauchspeicheldrüse schädigen. Und der akute Stress einer Sars-CoV-2-Infektion erhöht den Blutzuckerspiegel.
Zudem können Bewegungsmangel oder Stressfaktoren während der Pandemie zu einer Gewichtszunahme und anderen negativen gesundheitlichen Auswirkungen geführt haben, die das Diabetes-Risiko erhöhen, wie die Studienautoren schreiben.
Mit einer Informationskampagne und minimalen Monitoring/Verbesserung der Raumluft wäre schon so viel getan.
Bewegungsmangel: wohl kaum. Ein paar wenige Monate reichen hier nicht aus. Eine immunologische Ursache ist viel wahrscheinlicher.