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ESAF: Patrouille Suisse fliegt doch nicht am Eidgenössischen Schwingfest

Dicke Luft vor dem ESAF – Patrouille Suisse erhält eine Absage

Die bekannteste Flugstaffel der Schweiz sollte eigentlich auch in Glarus auftreten. Dazu kommt es nicht – aus einer Vielzahl von Gründen, beteuert der OK-Präsident.
26.08.2025, 14:1326.08.2025, 14:13
Benjamin Rosch / ch media
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Die grösste temporäre Arena der Welt, dazu die Glarner Alpen als Kulisse: Das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest (ESAF) hätte einem Auftritt der Patrouille Suisse einen gebührenden Rahmen beschert. Dazu kommt es aber nicht. Bei Fliegerfans sitzt der Frust tief.

Noch Anfang Jahr hatte das Esaf einen fixen Platz im Kalender der bekanntesten Schweizer Flugstaffel. Vor rund einer Woche aber veröffentlichte die Patrouille Suisse ein Video, das die F-5-Tiger vor dem Glarner Berg Wiggis zeigt. Man sehe sich hoffentlich nächstes Jahr, stand darüber – auch ein für Montag in Mollis geplantes Training flog «aufgrund organisatorischer Vorgaben» kurzfristig aus dem Programm. Geübt haben die Piloten stattdessen in Payerne.

Lauberhorn-Abfahrt und Basel Tattoo – aber am Eidgenössischen Schwingfest tritt die Patrouille Suisse nicht auf.
Lauberhorn-Abfahrt und Basel Tattoo – aber am Eidgenössischen Schwingfest tritt die Patrouille Suisse nicht auf.Bild: Xaver Husmann

Als Erstes berichtete das Aviatik-Magazin «Skynews». In einem darin erschienenen Artikel decken sich Armee und Schwingfest-Verantwortliche gegenseitig mit Vorwürfen ein.

Zitiert wird darin Nils «Jamie» Hämmerli, Kommandant der Patrouille Suisse. «Wir haben unsere ganze Jahresplanung auf das ESAF ausgerichtet», sagt er. Doch vor einigen Monaten sei die Flugstaffel vom Organisationskomitee wieder ausgeladen worden, dies aufgrund von Bedenken zur Nachhaltigkeit der Flieger.

OK-Präsident widerspricht

Dieser Darstellung widerspricht Jakob Kamm, OK-Präsident des Schwing- und Älplerfests. Bereits vor rund drei Jahren habe das Esaf entschieden, auf einen Auftritt der Flieger zu verzichten. Eine Mehrzahl von Gründen habe dazu geführt: «Zum einen waren es Sicherheitsbedenken und auch Überlegungen zum ohnehin grossen Besucheraufkommen», sagt Kamm.

Eine Rolle spielte zudem der Antrag auf Hilfeleistungen seitens der Armee. 3600 Manntage Unterstützung leistet das Verteidigungsdepartement. Lange war nicht klar, ob ein Auftritt der Patrouille Suisse dabei eingerechnet würde. «Deshalb, und weil wir damals dachten, dass die Flugstaffel ein Jahr später an der Fliegershow Zigairmeet auftreten würde, verzichteten wir auf einen Auftritt.» Schliesslich habe nicht jeder im Tal Freude am Lärm der Flieger. Kamm selber zählt sich ausdrücklich nicht dazu: «Von mir aus könnten die jeden Tag hier fliegen!»

ESAF OK Praesident Jakob Kamm posiert auf der Baustelle der Glarnernland Arena des Eidgenoessischen Schwing- und Aelplerfestes ESAF 2025, aufgenommen am Montag, 4. August 2025, in Mollis. (KEYSTONE/Gi ...
Jakob Kamm, der OK-Präsident des ESAF.Bild: keystone

Dass das Zigairmeet in finanzielle Schieflage geraten und eine Teilnahme der Patrouille Suisse unwahrscheinlich werden sollte, ahnte in einer frühen Planungsphase des Esaf noch niemand. «Am Ende war es eine unglückliche Verkettung von Umständen», sagt Kamm. Dass dies erst jetzt bekannt wird: eine Kommunikationspanne.

Die Armee verweist in ihrer Stellungnahme an das Esaf, betont aber gleichzeitig: Das Gesuch für einen Auftritt zurückgezogen habe das OK erst im Februar 2025. «Da es sich bei diesem Auftritt um den grössten Event 2025 für die Patrouille Suisse gehandelt hätte und dementsprechend auch die gesamte Jahresplanung darauf abgestimmt worden ist, hat die Luftwaffe das Gespräch mit dem OK gesucht, zumal die Patrouille Suisse regelmässig bei den letzten Austragungen am Esaf aufgetreten ist», schreibt ein Armeesprecher. Im März sei der definitive Entscheid festgestanden.

In den sozialen Medien sorgte die Absage für einige negative Kommentare. Erbost zeigte sich unter anderem der Hunterverein Mollis. Mollis und die Patrouille Suisse verbindet eine besondere Geschichte: Deren Fanclub feierte im Jahr 2002 sein zehnjähriges Bestehen mit einer kleinen Flugshow am dortigen Flugplatz. Diese wuchs in den Folgejahren kontinuierlich an – zu ebenjenem Zigermeet, mit der Patrouille Suisse als wiederholtem Gast.

Ende der Flugstaffel ist nah

Die Patrouille Suisse trat schon mehrfach an Schwingfesten auf, unter anderem in Estavayer 2016. Dabei dürfte es bleiben. Voraussichtlich 2027 wird die Armee die letzten Flugzeuge vom Typ F-5-Tiger, welche auch die Patrouille Suisse benützt, ausmustern.

Der Tiger gilt schon seit einigen Jahren als veraltet. Wenn die Schweiz in den kommenden Jahren den F-35 erhält, müsste sie neben dessen Vorgänger, dem F/A-18, bald drei verschiedene Flugzeuge warten. Ein teures Unterfangen, zumal der verteidigungspolitische Nutzen des F-5 inzwischen sehr gering ist.

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Das Sägemehl in Mollis wird gepflegt. Am Sonntag verlässt es einer von 274 Teilnehmern als Schwingerkönig.

quelle: keystone / gian ehrenzeller
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goschi
26.08.2025 07:51registriert Januar 2014
Mit Hubschraubern das Sägemehl hin fliegen, weil man den Rasen perfekt halten will und dann von Nachhaltigkeit reden....

Ganz mein Humor....


Und 3600 AdA-Manntage in Anspruch nehmen (natürlich nicht wirklich bezahlt) und dann von Nachhaltigkeit reden....

Auch immer noch mein Humor ...


Die 3mio+ und 189 Tonnen Holz für eine 3-tägige Statue ausgeben....
Auch das ....
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Patrick59
26.08.2025 08:23registriert Januar 2015
Ich kann ja mal ein paar Blitze sammeln, aber ich bin froh wenn dieses ESAF endlich vorbei ist. Diesen hype verstehe ich nicht. Aber wie gesagt, das ist ja auch nicht nötig. Aber es könnte ja sein dass es Anderen auch so geht.
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Cosmopolitikus
26.08.2025 07:45registriert August 2018
Im Bewusstsein, dass es die PS bald nicht mehr geben wird, finde ich den Entscheid wenig sensibel. Auch die weitere Argumentation entbehrt einer gewissen Belustigung nicht: Nachhaltigkeit?
Ich bin überzeugt, dass die Flieger das kleinere Problem gewesen wären, wenn ich mir das Anfahrtsregime, etc. ansehe.
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