Verdeckte ErmittlerInnen der Arbeitsrechtsorganisation China Labor Watch haben im Auftrag der Schweizer Nonprofit-Organisation Solidar Suisse Undercover-Recherchen in fünf chinesischen Spielzeugfabriken durchgeführt. Zu den Auftraggebern der Fabriken gehören Disney, Hasbro, Mattel und Lego.
Der neuste Toys-Report (PDF) zeichnet ein düsteres Bild: «Schockierenderweise bestehen die Probleme, die in der Branche bereits bei der ersten Untersuchung festgestellt wurden, auch dieses Jahr weiter.»
Noch immer stammen zwei von drei Spielzeugen in der Schweiz aus China. Das Ziel sei es daher, «grosse Spielwarenunternehmen, die chinesische ArbeiterInnen ausbeuten, zur Verantwortung zu ziehen.»
Die Recherche von Solidar Suisse und der Nichtregierungs-Organisationen China Labor Watch deckt erneut schwere Arbeitsrechtsverletzungen auf:
Verschlimmert wird die Lohnsituation durch den Umstand, dass viele der Angestellten Wanderarbeiter sind, die einen grossen Teil ihres Gehalts an die Familie auf dem Land schickt.
Die untersuchten Fabriken beliefern laut Solidar Suisse unter anderem die globalen Konzerne Disney, Mattel, Hasbro und Lego. Aber auch deutsche Produzenten wie Simba Dickie, Schleich oder Ravensburger stellen einen Grossteil ihres Spielzeugs in China her. Diese seien an der nach wie vor ungenügenden Situation für die ArbeiterInnen mitverantwortlich, heisst es im jüngsten Report: «Indem die Markenunternehmen Druck auf die Preise ausüben, kurze Produktionsfristen setzen, die Fabriken zwingen, um kurzfristige Verträge und Aufträge zu konkurrieren, und maximale Flexibilität fordern, schaffen die multinationalen Konzerne die ausbeuterischen Bedingungen, die Jahr für Jahr in den Fabriken beobachtet werden.»
Markenunternehmen und Fabriken seien sich der inzwischen umfassenden Arbeitsgesetze in China sehr wohl bewusst, «dennoch nutzen sie im Interesse des Profits weiterhin Schlupflöcher und umgehen Gesetze», schreibt Solidar Suisse. Am Pranger stehen daher auch lokale Behörden, die die Augen vor den Rechtsverletzungen verschliessen.
«Seit Jahren versprechen uns die grossen Spielzeugmarken, die Produktionsbedingungen in ihren Lieferketten seien menschenwürdig, doch wir sehen davon nichts. Statt sich ernsthaft um bessere Arbeitsbedingungen in den Fabriken zu kümmern und bei der eigenen Einkaufs- und Preispolitik anzusetzen, wälzen die Konzerne die Verantwortung auf die Fabrikbesitzer ab», sagt Simone Wasmann, Kampagnenverantwortliche für faire Arbeit in Asien bei Solidar Suisse.
Aktuell finden Kassenschlager wie die «L.O.L Surprise»-Puppen oder der «Frozen Snow Globe» – ein Spielzeug zum neuen Kinderfilm «Die Eiskönigin 2» – ihren Weg in die Schweizer Kinderzimmer.
Der neue Disney-Animationsfilm läuft heute in den Kinos an. Mit dem Film «pushe Disney auch den Absatz von unfair hergestellten Spielzeugfiguren und Markenprodukten in der Vorweihnachtszeit», kritisiert Wasmann von Solidar Suisse.
Tatsächlich gibt es begleitend zum Film eine Schwemme an Spielzeug rund um die beliebten Filmgeschwister Anna und Elsa. Der Haken daran: «Vom Ladenpreis landet im Schnitt ein Rappen pro Spielzeug bei den ArbeiterInnen in den chinesischen Fabriken», schreibt das Hilfswerks Solidar Suisse.
Solidar Suisse rät von Spielwaren ab, die auf einem Film basieren und entsprechend nur für kurze Zeit populär sind: «Nicht nur das Material soll überdauern, sondern auch das Interesse am Spielzeug.» Das ist leichter gesagt, als getan. Die Versuchung zu Weihnachten ist gross, den aktuellen Verkaufshit zu schenken. Die Nonprofit-Organisation gibt Eltern daher auf dieser Webseite Tipps, wie man nachhaltiger schenken kann.
Die NGO China Labor Watch dokumentiert bereits seit 2001 Menschenrechtsverletzungen in chinesischen Fabriken. Der neuste Report zeigt, dass sich gewisse Dinge durchaus zum Besseren verändert haben.
Allerdings gibt es auch beunruhigende Entwicklungen: Seit seiner Machtübernahme im Jahr 2013 habe Präsident Xi Jinping die Repression gegen Menschenrechtsaktivisten verstärkt, die sich für die Rechte der rund 290 Millionen WanderarbeiterInnen in China einsetzen. Diese haben einen gesellschaftlich tiefen Status und aufgrund strenger Vorschriften kaum Möglichkeiten, ihren Hukou-Status zu ändern. Das heisst: Sie bleiben ein Leben lang MigrantInnen im eigenen Land.
Unabhängige Gewerkschaften gibt es nach wie vor nicht. Unter Mitarbeitenden von NGOs, die den Fabrikarbeitern beispielsweise rechtliche Hilfe bieten, gab es zuletzt offenbar willkürliche Verhaftungen. NGOs, die Fabrikangestellte über ihre Rechte aufklären, haben aufgrund der gestiegenen Repression ihre Aktivitäten zurückgefahren.
Für den Toys Report 2019 wurden fünf Fabriken untersucht, die für die grössten Spielzeugmarken der Welt produzieren. Die Arbeitsbedingungen sind in allen Fabriken ähnlich. Es müsse allerdings davon ausgegangen werden, dass es in Betrieben, die für kleinere, weniger profitable Unternehmen arbeiten, noch schlechter aussehe, schreibt Solidar Suisse.
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