Seit Montagmorgen liegt am Seeufer in der Stadt Zürich ein rund 15 Meter langer Pottwal. Er ist Teil einer dreitägigen Kunstaktion des Künstlerkollektivs Captain Boomer – eingeladen vom Zürcher Theater Spektakel in Kooperation mit der Meeresschutzorganisation KYMA.
Mit dem «offensichtlich absurden und emotionalen Bild eines am Ufer des Zürichsees beim Utoquai gestrandeten Wals» solle das Bewusstsein für Umweltzerstörung, Artensterben und die Gefährdung natürlicher Lebensräume geschärft werden, so das Zürcher Theater Spektakel.
Folgende sechs Klima-Aktionen haben in der Vergangenheit ebenfalls für Aufsehen gesorgt.
Eine Wal-Attrappe? Nein. Greenpeace setzte 2006 auf einen echten Wal, um gegen den illegalen Walfang in Japan zu protestieren. Dazu bargen sie einen toten Finnwal aus einem Hafenbecken in Warnemünde und transportierten das 18 Tonnen schwere Tier bis nach Berlin. Dort wurde der 17 Meter lange Meeressäuger vor der japanischen Botschaft abgeladen.
Bereits ein Jahr später startete Greenpeace die zweite Aktion, in der sie sich für das Wohl der Meerestiere einsetzte. Mit der Informationskampagne «Leben ist kein Abfall» machten die Aktivistinnen und Aktivisten vor dem Brandenburger Tor in Berlin auf problematischen Fischfang aufmerksam. Dabei präsentierten sie 17 tote Wale und Delfine, die wie jährlich Tausende andere Tiere als Beifang in Fischernetzen oder durch Umweltgifte und Unterwasserlärm verendet waren.
In Zürich unvergessen ist die grüne Limmat. Die Umweltschutzbewegung Extinction Rebellion färbte den Fluss, um damit auf die drohende Klimakatastrophe aufmerksam zu machen.
Bei der giftgrünen Farbe handelte es sich laut den Aktivisten um sogenanntes Uranin. Der Stoff sei komplett ungefährlich und die Toxizität läge in der Grössenordnung von Speisesalz. Hydrologen würden dieses Material verwenden, um die Fliessgeschwindigkeit eines Gewässers zu bestimmen.
Die wenigen Gebäude im kleinen Lützerath, ein Ortsteil von Erkelenz westlich von Köln, sollten im Januar 2023 abgerissen werden. Dies sollte es dem Energiekonzern RWE ermöglichen, die darunter liegende Kohle abzubaggern. Zwischen dem 11. und 15. Januar war das Gebiet von Tausenden von Aktivistinnen und Aktivisten besetzt, es kam zu mehreren Zusammenstössen mit der Polizei.
Vor Ort war auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg. «Lützerath ist noch da, und solange die Kohle noch in der Erde ist, ist dieser Kampf nicht zu Ende», sagte die damals 20-Jährige unter dem Jubel der Zuhörenden. Die Räumung des Geländes wurde allerdings am 15. Januar 2023 abgeschlossen und die Gebäude in Lützerath kurz darauf abgerissen.
In den frühen Morgenstunden des 21. September 2020 fuhren Lieferwagen und Traktoren mit Bootsanhängern auf dem Bundesplatz in Bern vor. Innert Minuten wurde das Material für eine ganze Zeltstadt vor dem Bundeshaus abgestellt. Wenig später standen massive Installationen, Zelte, Konzertbühnen, WCs und sogar Küchen auf dem Bundesplatz.
Dazu zapften die Aktivistinnen und Aktivisten Strom und Wasser an. Die Aktion war der Höhepunkt der Aktionswoche «Rise up for change». Geplant waren auf dem Bundesplatz Diskussionen und Workshops rund um den Klimawandel und die Klimapolitik. Zwei Tage liess die Berner Stadtregierung die Streikenden gewähren. Dies sehr zum Unmut einiger Parlamentarier, welche eine sofortige Räumung des Bundesplatzes forderten. In der Nacht auf den 24. September schritt die Polizei ein und räumte das Klima-Camp.
Aufregung vor dem Anstoss zum EM-Spiel zwischen Deutschland und Weltmeister Frankreich in München 2021. Als der Stadionsprecher die Aufstellungen präsentierte, tauchte ein motorisierter Gleitschirmflieger über der Arena auf. Er touchierte mit seinem Schirm die Aufhängungsseile der Spidercam und stürzte deshalb beinahe auf die Fans auf der Tribüne ab. Nachdem er haarscharf über die Publikumsreihen hinweg geflogen war, landete er schliesslich auf dem Rasen.
Verantwortlich für die Aktion war die Umweltschutzorganisation Greenpeace. Wie sie mitteilte, war der EM-Sponsor Volkswagen das Ziel ihres Protests, weil der Automobilkonzern Benzin- und Dieselfahrzeuge herstelle.
OMG!!! Zum Glück ist nichts passiert… Schockstarre… pic.twitter.com/FYcZQFilT9
— Florian Plettenberg (@Plettigoal) June 15, 2021
Ja, man kennt sie mittlerweile nur allzu gut: die Klimakleber. Doch vor dem 24. Januar 2022 hat es so was noch nie gegeben. An diesem Tag klebten sich etwa zwei Dutzend Klimaaktivisten auf die Auffahrten zur Autobahn A103 in Steglitz sowie der A114 in Pankow. Die Aktivisten gehörten zur Organisation Letzte Generation und liessen die folgenden Wochen und Monate viele weitere Klimakleber-Proteste folgen. Auch in der Schweiz kam es durch Renovate Switzerland zu entsprechenden Aktionen.
Während die Letzte Generation in Deutschland Anfang dieses Jahres bekannt gab, sich nicht mehr auf die Strassen kleben zu wollen, will Renovate Switzerland damit weitermachen. (saw)