Im Januar dieses Jahres hat das Magazin K-Tipp aufgedeckt, dass die Schuhmarke On im Vergleich mit Adidas und Co. überdurchschnittlich hohe Margen erzielt. Der Grund: Die Schweizer Marke produziert ihre Schuhe in Vietnam zu deutlich geringeren Preisen als beispielsweise ihre Konkurrenten – und verkauft sie in der Schweiz zu satten Preisen. Am Dienstag deckte K-Tipp weiter auf, dass On fast die Hälfte ihrer Produkte falsch deklariert. Im Nachgang der Recherche wurde nicht nur Kritik am Zürcher Unternehmen laut, sondern auch an On-Markenbotschafter und Minderheitsaktionär Roger Federer.
Nun ist der ehemalige Tennisstar auch in den Fokus der französischen Medien geraten. So berichtete die französische Tageszeitung Le Monde am Dienstag über die ehemalige Nummer 1 und seine Beteiligung an der Schuhmarke On.
Der Autor kritisiert in einem längeren Artikel zuerst das Auseinanderklaffen von nachhaltiger Vermarktung und Herstellungsbedingungen des Turnschuh-Unternehmens. Das Unternehmen habe bislang wohl einfach «vergessen», über ihre wirtschaftlichen Verhältnisse Klartext zu reden.
Danach rechnet er vor, wie viel On sich das Schuhmodell «Cloudtilt Loewe» kosten lässt (20.80 Franken) und wie teuer es die Kundinnen und Kunden zu stehen kommt (445 Franken). Auch dass On damit seine Konkurrenten, die teilweise in denselben Fabriken produzieren, bei Weitem überholt, bleibt nicht unerwähnt.
Dann wird es persönlich und der «Le Monde»-Journalist nimmt Federer ins Visier. Das ehemalige Tennisass habe während seiner Karriere in der Schweiz einen Level der Beliebtheit erreicht, der an «Verehrung» reiche:
Dass er aber gleichzeitig durch profitable Werbepartnerschaften zum Milliardär geworden sei, habe die Öffentlichkeit erst in den vergangenen Jahren zu interessieren begonnen. Genannt werden Kooperationen mit Rolex, Mercedes-Benz, Moët, Barilla oder der Credit Suisse.
Das Werben für Luxusmarken, Banken und grosse Konzerne sei eine Sache, so der Autor, das andere sei das verlässliche Schweigen Federers, sobald eine der Marken, die er bewirbt, unter öffentlichen Beschuss gerät. So sei es bei der Credit Suisse gewesen, als diese von der Klimabewegung wegen Finanzierung der Öl-Industrie angeprangert wurde. Und so habe er auch auf die Anfrage von K-Tipp geschwiegen.
Aber zurück zu On: Der Artikel endet mit einer Gegenüberstellung der Löhne der Manager und der Herstellerinnen und Hersteller in Vietnam. Gemäss Public Eye verdienen Letztere 120 bis 170 Schweizer Franken pro Monat – bei einer 48-Stunden-Woche. Die drei Gründer und die beiden Geschäftsführer hätten sich im Jahr 2022 indessen je 19 Millionen Franken auszahlen können. Wie viel Federer an On verdient, ist der Öffentlichkeit nicht bekannt.
Der deklarierte Ansatz des Unternehmens, den es auf seiner Website in grosser Schrift ankündigt, mutet vor diesem Hintergrund doch etwas sonderbar an:
Ob die Herstellerinnen und Hersteller der On-Schuhe bei dieser Vision mitgedacht sind, bleibt fraglich.
Gibt genügend Millionäre, die es ähnlich handhaben..🤷🏻♀️