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Nach dem Trump-Eklat: Die Bürgerlichen fordern mehr Geld für die Armee

Nach dem Trump-Eklat: Die Bürgerlichen fordern noch mehr Geld für die Armee

FDP-Präsident Thierry Burkart möchte mit zusätzlichen Finanzmitteln die Verteidigungsfähigkeit wieder herstellen. Und die SVP will, dass die Schweiz die USA und die Ukraine an einen Tisch holt.
03.03.2025, 06:1303.03.2025, 06:13
Othmar von Matt / ch media
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Er sei «sehr beunruhigt» über den Eklat zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vom Freitagabend Schweizer Zeit, sagt FDP-Präsident Thierry Burkart.

Thierry Burkart
Thierry ist beunruhigt ob der Entwicklungen in den USA.

«Jetzt ist nicht die Zeit für einen öffentlichen Schlagabtausch zwischen Partnern und Verbündeten», betont er. Es dürfe nicht sein, dass sich die westlichen Staaten noch mehr entfremdeten.

«Wir brauchen Einigkeit gegen Aggressoren und für Frieden, Sicherheit und wirtschaftliche Stabilität in Europa. Das liegt insbesondere auch im Interesse der Schweiz.»

Die Schweiz brauche jetzt endlich eine «gesamtheitliche Verteidigungspolitik», sagt Burkart. Bundesrat und Parlament müssten sich ein Gesamtbild im Zusammenspiel mit den zivilen Behörden und den Kantonen verschaffen, um Sofortmassnahmen abzuleiten.

Eine Folge der geopolitischen Krise ist für Burkart, dass die Armee mehr Geld braucht. Die Einigung des Parlaments für die Erhöhung des Armeebudgets auf ein Prozent des Bruttoinlandprodukts bis 2032 reicht ihm nicht. «Es braucht deutlich mehr finanzielle Mittel als jetzt, keine Frage», sagt er.

«Wir müssen die verfassungsmässig vorgegebene Verteidigungsfähigkeit so rasch wie möglich wiederherstellen. Aber dann muss das Parlament auch bereit sein, in anderen Bereichen zu kürzen. Bislang hat dies Mitte-links verhindert.»

Auch SVP-Präsident Dettling will langfristig mehr Geld

Auch SVP-Präsident Marcel Dettling fordert mehr Geld – wenn auch nicht sofort. «Kurzfristig bringt es nichts, der Armee noch mehr Geld zu sprechen», sagt er – betont allerdings: «Langfristig ist aber ein Prozent eine tiefe Grenze. Wir müssen das Budget erhöhen, statt Milliarden für illegale Asylschmarotzer rauszuwerfen.»

Interessant ist zudem, wie sich die Stellungnahmen der beiden Bundesratskandidaten schon vor dem Eklat unterschieden in Sachen Armeefinanzen. Der Zuger Regierungsrat Martin Pfister betonte am 21. Februar gegenüber CH Media, es gebe bei den Finanzen Handlungsbedarf bei der Armee: «Es braucht mehr Mittel für die Weiterentwicklung und Modernisierung der Armee.»

Gestern machte Pfister in einem Interview im «Sonntags-Blick» aber auch klar, dass er in der Armee selbst auch Sparpotenzial ortet. Das Verteidigungsdepartement VBS könne «besser organisiert werden», betonte er, «effizienter, schlanker, zielgerichteter».

Bundesratskandidat und Regierungsrat Martin Pfister, Mitte-ZG, spricht an einem Podium an der Delegiertenversammlung der Mitte Partei, am Samstag, 22. Februar 2025, in Visp. (KEYSTONE/Peter Schneider)
Bundesratskandidat Martin Pfister hat jüngst einen Drei-Punkte-Plan für die Armee vorgelegt.Bild: keystone

Markus Ritter hingegen sagte am 21. Februar gegenüber CH Media, die finanziellen Fragen um die Armee seien für ihn vorerst gelöst. «Die Kosten für die Armee sind bis 2032 definiert.» Das habe das Parlament mit dem Finanzplan beschlossen und dieser sei verbindlich für die Regierung.

Auch er schliesst allerdings nicht aus, dass zusätzliches Geld nötig ist. Sobald die diversen Grundlagenberichte vorlägen, die gefordert würden, zeige sich, «ob und in welcher Form allenfalls weitere finanzielle Mittel notwendig» seien, hielt Ritter fest – «um die Fähigkeitslücken der Armee zu schliessen und die Verteidigungsfähigkeit wiederherzustellen».

Bundesratskandidat Markus Ritter, Nationalrat Mitte-SG, beantwortet nach seinem Hearing bei der Bundeshausfraktion der Mitte Fragen der Journalisten, am Freitag, 21. Februar 2025, im Bundeshaus in Ber ...
Will vorerst mit dem genehmigten VBS-Budget arbeiten.Bild: keystone

Wermuths «Fuck you Mr. Trump»

Ganz andere Forderungen als die Bürgerlichen stellen SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer und SP-Co-Präsident Cédric Wermuth auf. In einem Doppelinterview mit der «NZZ am Sonntag» betonten sie, ein Freihandelsabkommen mit Trump sei «ein No-Go», wie es Meyer formulierte.

«Die US-Regierung droht der EU mit Zöllen in der Höhe von 25 Prozent und ruft in Deutschland zur Wahl der AfD auf. Die USA versuchen, Europa auseinanderzu­treiben. Das ist nicht der Moment, um über Freihandel mit den USA zu reden.»
Nationalraetin unc Co-Parteipraesidentin Mattea Meyer, SP-ZH, spricht waehrend einer Medienkonferenz zur Lancierung der eidgenoessischen Volksinitiative "fuer einen nachhaltigen und zukunftsgeric ...
Mattea Meyer findet den Zeitpunkt, um mit den USA über Freihandel zu reden, falsch.Bild: keystone

Schon zuvor hatte Wermuth auf der Plattform Bluesky in einem Eintrag Verbundenheit mit der Ukraine signalisiert. Er schrieb dazu: «Honestly, fuck you Mr. Trump.»

Das kommt bei der SVP nicht gut an. Präsident Dettling empfindet Wermuths «verbalen Angriff» als «unhaltbar für einen Präsidenten einer Bundesratspartei». Die USA seien nach wie vor zentral für die Sicherheit Europas.

«Schweiz soll USA, Ukraine und eventuell Russland an einen Tisch bringen»

«Der Eklat zeigt exemplarisch, wie schnell es gehen kann, wenn man sich zu sehr auf eine Seite schlägt», sagt Präsident Dettling. «Für die Linke bis hin zur Mitte fällt ein Kartenhaus zusammen, weil sich die USA nicht mehr so verhalten, wie sie es möchten.» Es sei völlig falsch, wenn die SP nun fordere, es dürfe kein Freihandelsabkommen mit den USA geben. «Für die Schweiz ist es wichtig, verteidigungsfähig und neutral zu bleiben und weiterhin Handel mit allen zu betreiben.»

Die Schweiz solle sich jetzt auf ihre Rolle der guten Dienste besinnen, rät SVP-Präsident Dettling.

«Sie soll versuchen, die USA, die Ukraine und eventuell sogar Russland an einen Tisch zu bringen.»

(aargauerzeitung.ch)

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177 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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kobL
03.03.2025 06:24registriert Januar 2014
Wir können gerne mehr Geld ausgeben für die Armee liebe FDP und SVP. Unter einer Bedingung: Ausschliesslich finanziert über eine Erhöhung der Bundesteuer. Oder eine Erbschaftsteuer für Vermögen ab 50 Millionen aufwärts.
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Rethinking
03.03.2025 06:17registriert Oktober 2018
Und das Geld fliesst dann in die USA, weil wir so dämlich sind Amerikanische Flieger und Systeme zu kaufen??

Wie soll sies die Sicherheit erhöhen? Es erhöht einzig die Abhängigkeit und Erpressbarkeit von Amerika…
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Darf man das fragen?
03.03.2025 06:36registriert August 2023
Hätte die Armee eine kompetente Führung, würde auch das Geld reichen. Aber in diesem kottupten Selbstbedienungsladen funktioniert ja nichts. Von Flugi, Drohnen , IT und vielem mehr. Und dann noch die Ruag
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