Auf der anderen Seite der Welt ist gerade die Hölle los. Wortwörtlich, schaut man sich die Bilder der Flammeninfernos Down Under an.
Im anderen Teil Down Unders, Neuseeland, ist es momentan etwas ruhiger. Zwar haben auch die «Kiwis» mit Waldbränden zu kämpfen – letztes Jahr wüteten die schwersten Brände seit mehr als 60 Jahren – doch Schlagzeilen macht Neuseeland momentan mit einem anderen Aspekt des Klimawandels: seiner Bekämpfung.
Die Regierung Neuseelands hat nämlich beschlossen, den Klimawandel in die Klassenzimmer des Landes zu bringen. Jede Schule in Neuseeland wird dieses Jahr Zugang zu Materialien über die Klimakrise bekommen. Diese sollen von den führenden Wissenschaftlern des Landes verfasst worden sein – einschliesslich Hilfestellungen für Schülerinnen und Schüler, um ihren eigenen Aktivismus zu planen oder ihre Gefühle der «Öko-Angst» über die globale Erwärmung zu verarbeiten.
Die klimatische Bildungsoffensive soll jedoch nicht obligatorisch sein, liess die Regierung verlauten. Elf- bis 15-jährige Kinder sollen das Fach ergänzend wählen können.
James Shaw, der neuseeländische Klimaminister, sagte über die Einführung des neuen Schulfachs:
Dem britischen Guardian wurde der neue Schulstoff zur Verfügung gestellt. Darin finden sich zum Beispiel Vorschläge zur Erstellung von «Gefühlsthermometern», mithilfe derer die Schüler ihre Emotionen besser einordnen sollen. Auch sollen sie lernen, defätistische Selbstgespräche besser unter Kontrolle zu kriegen.
Klingt ein wenig nach «gspürsch mi fühlsch mi», sei aber wichtig, sagt Shaw. «Es hilft den Kindern, zu sehen, dass der Klimawandel ein behebbares Problem ist und die Menschen daran arbeiten. Es gibt also Hoffnung, etwas Positives in ihrer Zukunft.»
Das neue Wahlfach setzt jedoch auch auf praktische Inhalte. So lernen die Schülerinnen und Schüler auch, einen Aktionsplan zu einem bestimmten Umweltthema zu erstellen und durchzuführen – wie zum Beispiel die Anlage eines Gemüsegartens.
In der Deutschschweiz sieht man derweil keinen Grund, ein zusätzliches Klimawandel-Schulfach einzuführen.
«Der Klimawandel kommt im Lehrplan 21 auch vor, als Teilelement in den Fachbereichen ‹Natur, Mensch, Gesellschaft› und ‹Räume, Zeiten und Gesellschaften›», sagt Benedict Zemp, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Lehrplans 21.
Tatsächlich steht im neuen Lehrplan, unter dem Kompetenzbereich Natürliche Grundlagen der Erde untersuchen:
... und weiter:
Von Öko-Angst und Aktivismus-Planung ist keine Rede. «Es liegt im Ermessen der Lehrpersonen, auf aktuelle Ereignisse im Weltgeschehen einzugehen», sagt Zemp. Natürlich seien die Klimastreiks auch in hiesigen Schulen ein Thema gewesen, vor allem ab der Sekundarstufe. Dabei ging es oftmals um die Frage, wie die Absenzen für die jeweils am Freitag stattfindenden Streiks zu handhaben sind.
Ob es in Zukunft ein separates Schulfach für den Klimawandel geben wird, ist momentan stark anzuzweifeln. «Die Themen Klima und sorgfältiger Umgang mit der Umwelt sind im Lehrplan 21 ausreichend verankert». Dabei ist dieser noch nicht einmal in allen Deutschschweizer Kantonen angekommen. Der Aargau wird diesen Sommer der letzte Kanton sein, der das neue Curriculum einführen wird.
«In den nächsten Jahren werden die Kantone mit den ersten Evaluationen des Lehrplans 21 beginnen», sagt Zemp. Vorher würde die Anpassung des Lehrplans oder die Schaffung eines neuen Fachs bestimmt kein Thema sein.
Unsere südlichen Nachbarn sind da schneller: Italien machte vor ein paar Monaten Schlagzeilen, weil sie als erstes Land der Welt das Schulfach «Klimawandel und nachhaltige Entwicklung» ab diesem Jahr für alle Schüler obligatorisch machten. Dabei soll einmal wöchentlich während einer Lektion über den Klimawandel aufgeklärt werden.