Über eine Million Menschen aus der Schweiz besuchen jedes Jahr den Europapark im deutschen Rust. Damit zählt der Freizeitpark so viele Eintritte aus der Schweiz wie das Verkehrshaus in Luzern insgesamt. Doch während dieses gut mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar ist, sieht es beim Freizeitpark an der deutsch-französischen Grenze anders aus. Wer mit dem Zug anreist, muss in Freiburg im Breisgau auf den Regionalzug umsteigen – wenn der Anschluss denn klappt.
Die meisten Gäste reisen deshalb mit dem Auto an. Die SBB wollen mit einem besseren Angebot gegensteuern. Vor knapp einem Jahr haben sie den «Railcoaster» lanciert. Seither fahren an Wochenenden während der Europapark-Saison direkte Züge von Basel SBB zur Haltestelle Ringsheim/Europapark, von wo Shuttle-Busse die Passagiere in den Freizeitpark bringen. Jeweils morgens fährt ein Zug hin und abends einer zurück, abgestimmt auf die Öffnungszeiten des Parks.
Dieses Angebot wird nun ausgebaut, wie CH Media weiss. Ab dem 12. April fahren die Züge bereits ab Zürich und werden statt mit S-Bahn-Zügen neu mit Fernverkehrszügen des Typs Giruno geführt. In Basel biete der Zug zudem gute Anschlüsse aus den Regionen Bern, Aargau und Solothurn, teilen die SBB auf Anfrage mit.
Die Züge verkehren jeweils samstags und sonntags sowie an ausgewählten Feiertagen und am 1. August. Abfahrt ist in Zürich HB um 6.34 Uhr und in Basel SBB um 7.37 Uhr. In Ringsheim/Europapark kommen die Züge um 9.00 Uhr an, wo ein separater Shuttlebus die Reisenden in die Wasserwelt Rulantica (Ankunft um 9.15 Uhr) oder zum Haupteingang (9.20 Uhr) fährt. In Gegenrichtung verlassen die Shuttle-Busse den Europapark um 18.45 Uhr. Der Zug verlässt den Bahnhof Ringsheim/Europapark um 19.19 Uhr. In Basel SBB kommt er um 20.27 Uhr an, in Zürich HB um 21.26 Uhr (samstags) respektive 21.49 Uhr (sonntags).
Die SBB bieten für die Verbindung Kombi-Tickets mit Rabatt an. In der 2. Klasse mit Halbtax kostet die Fahrt ab Zürich inklusive Eintritt in den Europapark 105.80 Franken, ab Basel SBB 95 Franken. Etwas günstiger ist das Angebot für jene, die nur die Wasserwelt Rulantica besuchen wollen.
Die neuen Züge zum Europapark stehen im Zeichen eines grösseren Trends. In den vergangenen Jahren hat sich der Freizeitverkehr als starker Treiber der Nachfrage im öffentlichen Verkehr etabliert – im Gegensatz zum klassischen Pendlerverkehr. Dieser liegt zum Teil noch immer unter den Werten der Vor-Corona-Zeit, etwa weil das Homeoffice und Teilzeitarbeit seither an Beliebtheit gewonnen haben.
Das zeigt sich auch in den Frequenzen, die auf wichtigen Querschnitten des Schienennetzes registriert werden. In Richtung Graubünden nahmen die durchschnittlichen täglichen Passagierzahlen zwischen 2019 und 2024 laut Zahlen der SBB an der Messstelle in Weesen SG um etwa 15 Prozent zu. Am Gotthard stieg diese Zahl selbst trotz zeitweisem Unterbruch des Gotthard-Basistunnels um gut 30 Prozent. Zwischen Olten und Bern waren hingegen 2024 weniger Menschen in Zügen unterwegs als noch 2019.
Auf diese Veränderung der Nachfrage reagieren die Verkehrsbetriebe mit neuen Angeboten. Seit Ende 2022 fahren an Wochenenden beispielsweise einzelne Intercity-Züge der SBB von Genf via Bern und Zürich weiter nach Chur statt nach St.Gallen, weil die Nachfrage in Richtung Graubünden grösser ist. Vor gut einem Jahr wurde dieses Angebot weiter ausgebaut.
Neu eingeführt haben die SBB auch Direktzüge von Zürich via Lenzburg und Thun nach Brig und Domodossola – an Samstagen hin und Sonntagen zurück. Da diese Züge nicht über Bern verkehren, bieten sie eine schnellere und komfortablere Reisemöglichkeit besonders ins Wallis. Neu hinzu kamen auch Direktzüge von Zürich nach Einsiedeln an Wochenenden in der Wintersaison.
Eine Reaktion auf die stärkere Nutzung des ÖVs sind auch neue Intercity-Züge mitten in der Nacht zwischen Bern, Olten, Zürich und dem Zürcher Flughafen, welche die SBB dieses Jahr versuchsweise an einigen Wochenenden fahren lassen. Sie dienen einerseits Nachtschwärmern, bieten andererseits aber auch die Möglichkeit, die ersten Flüge ab Zürich bequem mit dem Zug zu erreichen. In der Region Genf sind seit Dezember 2024 einige S-Bahn-Linien sogar wochentags ohne Betriebspause in der Nacht unterwegs. Dies wird vom Kanton Genf finanziert, der den öffentlichen Verkehr als vollwertige Alternative zum Auto etablieren will.
Auch andere Bahnen haben ihr Angebot im Freizeitverkehr ausgebaut. Die BLS etwa führt seit Ende 2024 an Wochenenden in der Wintersaison jeweils einen Direktzug pro Tag von Biel nach Brig und umgekehrt. Die Reisezeit ins Berner Oberland und ins Wallis verkürzt sich deutlich, weil der Zug nicht über Bern fährt.
Die Südostbahn wiederum hat Extrazüge lanciert, die nach Freitags- und Samstags-Spielen des Eishockey-Clubs HC Ambrì-Piotta Fans aus der Deutschschweiz mit Extrazügen via Altdorf UR, Schwyz und Zug nach Zürich heimfahren. Zudem halten ihre Interregio-Züge zwischen Zürich und Chur seit einigen Wochen in Unterterzen SG und erschliessen das Ski- und Wandergebiet Flumserberg damit besser.
Der Freizeittrend zeigt sich auch in den Städten. Seit gut einem Jahr fahren etwa in Bern am Freitag in der morgendlichen Stosszeit weniger Busse auf einer ihrer wichtigsten Buslinien, der Linie 10 zwischen Köniz und Ostermundigen. Dann sind nämlich viele Homeoffice- und Teilzeitangestellte nicht auf dem Weg ins Büro. Die frei werdenden Mittel wurden dafür investiert, den Takt zu anderen Zeiten zu verdichten, besonders an Freitag- und Samstagabenden. (aargauerzeitung.ch)
Es zeigt, dass öffentlich rechtliche Betriebe ihre Sache gut machen. Es braucht keine masslos überteuerten HSGler im Management.