Am 27. September stimmen wir in der Schweiz darüber ab, ob die Luftwaffe für sechs Milliarden Franken 30 bis 40 neue Kampfflieger beschaffen kann. In eine ganz andere Richtung gehen die Diskussionen im Nachbarland Österreich.
Obschon der Luftraum doppelt so gross wie jener der Schweiz ist, verfügen die österreichischen Luftstreitkräfte bloss über 15 Eurofighter-Kampfjets. Damit kann knapp der Luftpolizeidienst in normalen Lagen sichergestellt werden. Während zehn Stunden pro Tag. Mehr nicht.
Jetzt muss die Air Force der Österreicher noch weiter abspecken. Bis Ende Jahr mustern die Luftstreitkräfte ihre 12 Jet-Trainer vom Typ Saab 105 aus. Diese 50 Jahre (!) alten Maschinen haben bislang einen Teil der Luftraumüberwachung übernommen.
Nun prüft Österreich gar, die 2007 beschafften Eurofighter an Indonesien zu verkaufen. Denn Österreich will seine Luftraumverteidigung komplett erneuern. Allerdings für nur maximal eine Milliarde Euro. Also ein Sechstel dessen, was die Schweiz dafür ausgeben will.
Trotz des schmales Budgets ist Österreich selbst für Schweizer Kampfjet-Gegner kein Vorbild. «Die Luftstreitkräfte sind zur Zeit marode und kaum handlungsfähig. Es fehlt eine Strategie für die Zukunft», sagt SP-Nationalrätin Priska Seiler-Graf zu watson.
Woher kommt das? Die Gründe reichen bis in den zweiten Weltkrieg zurück. Das österreichische Bundesheer hat seit der Wiederherstellung der Souveränität mit dem Staatsvertrag von 1955 einen schweren Stand. Während des Kalten Krieges war es in Österreich allen klar, dass das kleine Land einen Angriff der Russen nicht hätte abwehren können. Das hallt bis heute nach: Das Budget beträgt mit 2,5 Milliarden Euro bloss die Hälfte als jenes der Schweizer Armee.
In Österreich ist es undenkbar, dass massiv mehr Geld in die Armee investiert wird. «Da würden sie in Österreich jede Wahl verlieren. Sie würden gekreuzigt», sagt der Militärluftfahrt-Experte Georg Mader zur SRF.
Doch nun mehren sich mahnende Stimmen: «Unser Heer wird an allen Ecken und Ende kaputtgespart», beklagen Vertreter der FPÖ gegenüber orf.at. Offiziere monieren, dass das Bundesheer bald nur noch ein «besserer Zivilschutz» sei. Auch die SPÖ schiesst scharf. Die Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) werde «zur Gefahr für das Land», sie stelle die Souveränität Österreichs infrage.
Österreich ist also nur bedingt in der Lage den Luftraum richtig zu sichern. VBS-Chefin Viola Amherd kündigte in der SRF-Arena an, «Entwicklungshilfe» für die österreichischen Luftstreitkräfte zu leisten.
So hat die Schweizer Armee auf Bitte von Tanner Spezialisten nach Wien geschickt, welche das Kampfjet-Beschaffungsprogramm «Air2030» in der Schweiz geleitet haben. Sie sollen nun helfen, die österreichische Kampfjet-Flotte der Zukunft an den Start zu bringen. «Das Ziel war, den österreichischen Experten den Schweizer Evaluationsprozess für die Beschaffung eines neuen Kampfflugzeugs zu präsentieren», sagt Armasuisse-Sprecher Kaj-Gunnar Sievert zu watson.
Amerherd äussert sich in der SRF-Sendung überraschend undiplomatisch über die Armee des Nachbarlandes. «Das österreichische Bundesheer ist in einem so schlechten Zustand, dass es gar nicht mehr richtig funktioniert. Das gilt auch für die Luftwaffe.» Darum sei es falsch, wenn man sich die österreichische Luftwaffe als Vorbild nehme.
Allerdings äussern sich heutzutage immer viele Menschen lautstark, vom Stammtisch bis zum Politiker, ohne grundlegende Sachkenntnisse. Meinungsfreiheit klar. Aber im Rahmen einer lebhaften Demokratie darf man doch eine grundlegende Sachkenntnis erwarten, ansonsten hält man sich ein bisschen zurück, so handhabe ich das.
Bei Armeediskussionen fällt das immer wieder auf. Wenig Sachkenntnis, viel Ideologie.
Achja, das ist nicht auf den Artikel bezogen sondern auf die Gesamtdiskussion.
Mal im Ernst: diese Darstellung vom maroden Österreichischen Bundesheer zeigt eigentlich nur eines: es geht ja auch ohne...