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8 Jahre Jugendbarometer:So anders dachte die Jugend 2010

8 Jahre Jugendbarometer: So anders dachten die Jungen 2010

Sind gar nicht so locker, wie’s manchmal aussieht: Junge Menschen. Bild: shutterstock
27.08.2018, 19:3428.08.2018, 08:45
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Seit 2010 erhebt das Forschungsinstitut GFS Bern im Auftrag der Credit Suisse jährlich den Jugendbarometer (mit Ausnahme von 2017). In den acht Jahren haben sich die Art und Weise, wie die Generation der 15 bis 20-Jährigen Schweizer über das Leben und die Zukunft denkt, zum Teil erheblich verändert. War die Altersvorsorge im Jahr 2010 beispielsweise ein vergleichsweise untergeordnetes Thema, ist sie acht Jahre später das Sorgendossier Nummer 1. Andere Einstellungen dagegen blieben über die Zeit stabil. Wir vergleichen für ausgewählte Bereiche, was sich verändert hat und was nicht.

Das war/ist «in»

SMS, Italienisches Essen und Emails: Die Trends der jungen Generation 2010 gehören fast schon in ein anderes Zeitalter. Während die Popularität von Pasta und Pizza zwar ungebrochen ist, sind SMS und Emails bei Jungen zu Nischenformen in der Kommunikation geworden.

Display eines Mobiltelefons mit SMS Nachricht, aufgenommen am Mittwoch, 26. Dezember 2001.Millionen von SMS wurden ueber Weihnachten uebermittelt. Alleine die Swisscom verzeichnete mit 9 Millionen SMS ...
Ungefähr so kommunizierte man von 1999 bis 2010 ...Bild: KEYSTONE

Ein Jahr später stand Freunde treffen ganz oben auf der Trendliste der jungen Schweizer, gefolgt von SMS und Ferien im Ausland.

2012 folgte dann der Siegeszug des Smartphones. Dicht dahinter wieder Freunde treffen, auf Rang 3 der Trend-Aktivitäten findet sich interessanterweise Musik runterladen – aus der Sicht von 2018 fast schon eine prähistorische Tätigkeit.

FILE - In this Aug. 4, 2005 file photo, Apple CEO Steve Jobs speaks during a launch event for Apple's music download service, iTunes, in Tokyo. A billion-dollar class-action lawsuit over Apple’s  ...
Und mit diesem Ding hörte man damals Musik ... downgeloadete Musik.Bild: AP/AP

Das Smartphone hält sich auch 2013 an der Spitze, auch Freunde treffen findet sich wieder auf dem Podest. Auf Rang 3 geben die Befragten «Ferien im Ausland» an. 

Für 2014 fehlt eine ähnliche Befragung, 2015 fanden dann Smartphones, WhatsApp und «Freunde treffen» am meisten Zustimmung. 2016 sind es WhatsApp, Smartphone und «Freunde treffen». 2018 fällt Freunde treffen aus der Top 3, stattdessen taucht Musik hören erstmals auf, das Smartphone kann seinen Spitzenplatz vor WhatsApp behaupten. 

Und das war/ist «out»

Auch bei den Aktivitäten, die «out» sind, sich also keiner grossen Beliebtheit erfreuen, zeigt sich ein erstaunlich einheitliches Bild. Drogen konsumieren, an politischen Demonstrationen teilnehmen und Geländewagen führen die Rangliste 2011 an. 2012 rutschen die Geländewagen einen Platz nach oben, Rauchen verdrängt politische Demonstrationen, Drogen konsumieren ist nach wie vor am meisten out. Ein Jahr später sind es neben «normalen» Drogen leistungssteigernde Substanzen, die am meisten auf Ablehnung stossen, Platz 3 belegt die Teilnahme an politischen Demonstrationen.

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Wird bei den Jungen gestrichen: Zigaretten rauchen.Bild: KEYSTONE

2015 haben leistungssteigernde Substanzen gewöhnliche Drogen von der Spitze verdrängt, das Podest wird komplettiert vom Ausüben einer Religion. 2016 ereignet sich dann ein kleines Erdbeben: Neu führen nicht mehr Drogen die Unbeliebtheits-Rangliste an, sondern Smartphones ohne Internetzugang, erst an zweiter Stelle kommen bewusstseinserweiternde Substanzen, gefolgt von Religion. Das Bild ist zwei Jahre später stabil: Nur die Religionsausübung fällt zugunsten politischer Parteien aus den Top 3.

epa06828437 Spectators cheer to Pope Francis at the conclusion of the Holy Mass at Palexpo hall in Geneva, Switzerland, 21 June 2018. Pope Francis visits the World Council of Churches as centerpiece o ...
Papst-Fantruppe in Genf: Eher am oberen Ende der Altersskala.Bild: EPA/KEYSTONE POOL

Was wirklich wirklich wichtig ist

Jedes Jahr werden die Jugendlichen gefragt: «Wenn Sie daran denken, was Sie in Ihrem Leben anstreben: Wie wichtig sind dann die folgenden Dinge für Sie persönlich?» In der Top 3 hat sich nicht allzu viel verändert. Freunde, Beziehungen und immaterielle Werte wie Treue und Ehrlichkeit bilden die Dauerbrenner. Der «aufregende Job» hat 2013 ein Comeback aufs Podest geschafft, wurde im Anschluss aber wieder verdrängt. 

Jugend

2010

  • 1. Freunde, auf die man zählen kann
  • 2. gute Beziehung/Familienleben
  • 3. aufregender Job

2011

  • 1. Freunde, auf die man zählen kann
  • 2. gute Beziehung/Familienleben & Ehrlichkeit
  • 3. Treue

2012

  • 1. Freunde, auf die man zählen kann
  • 2. Ehrlichkeit
  • 3. Treue

2013

  • 1. Freunde, auf die man zählen kann
  • 2. Ehrlichkeit
  • 3. aufregender Job

2014

  • 1. Freunde, auf die man zählen kann
  • 2. Ehrlichkeit
  • 3. Loyalität

2015

  • 1. Freunde, auf die man zählen kann
  • 2. Ehrlichkeit
  • 3. gutes Familienleben/Partnerschaft

2016

  • 1. Freunde, auf die man zählen kann
  • 2. Ehrlichkeit
  • 3. Treue

2018

  • 1. Ehrlichkeit
  • 2. Freunde, auf die man zählen kann
  • 3. Treue
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Bild: gfs bern

Die Lebensziele

2010

  • 1. Mittels harter Arbeit gesteckte Ziele erreichen
  • 2. Umwelt schützen
  • 3. Von anderen Leuten unabhängig sein

2011

  • 1. Selbstständig sein
  • 2. Gesund leben
  • 3. Von anderen Leuten unabhängig sein

2012

  • 1. Eigenes Haus / eigene Wohnung
  • 2. Freizeit und Beruf im Gleichgewicht halten
  • 3. Eigene Träume verfolgen

2013

  • 1. eigene Träume verfolgen
  • 2. Freizeit und Beruf im Gleichgewicht halten
  • 3. Eigenes Haus/Wohnung

2014

  • 1. Eigene Träume verfolgen
  • 2. Balance zwischen Freizeit und Arbeit
  • 3. Eigenes Haus/Wohnung

2015

  • 1. Eigene Träume verfolgen
  • 2. Freizeit und Beruf im Gleichgewicht halten
  • 3. Eigenes Haus/Wohnung

2016

  • 1. Freizeit und Beruf im Gleichgewicht halten
  • 2. Eigene Träume verfolgen
  • 3. Eigenes Haus/Wohnung
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So sieht man aus, wenn man sein Lebensziel erreicht hat – Russland-Fans an der Fussballweltmeisterschaft 2018.Bild: AP/AP

Die grössten Sorgen

Während Jahren standen die Themen Ausländer und Zuwanderung an der Spitze der Sorgenrangliste von Schweizer Jungen. 2010, bei der ersten Befragung, machte das Ausländerthema zusammen mit der Arbeitslosigkeit und der Altersvorsorge die Top 3 aus.

So brav waren die Jugend schon lange nicht mehr. Oder?

Im Jahr darauf zeigt sich ein unverändertes Bild. 2012 tauschten lediglich Arbeitslosigkeit und Altersvorsorge die Plätze, was auch der Sorgenrangliste des darauffolgenden Jahres entsprach. 2014 tauchten erstmals die Themen Bilaterale Verhandlungen und Flüchtlinge auf – sie teilten sich hinter dem Thema Ausländer und der Altersvorsorge Platz 3. Ein Jahr später hat sich das Thema Flüchtlinge/Asyl fest auf dem dritten Rang etabliert.

2016 dann schlägt sich die Dauerthematisierung des Flüchtlingsherbst 2015 auch bei den Jungen nieder: Das Thema hat sich vor Ausländerfragen geschoben, an dritter Stelle folgt die Altersvorsorge. In der jüngsten Umfrage ist erstmals die Altersvorsorge das drängendste politische Problem für Junge, auf Platz 2 liegt die Zuwanderung, dicht gefolgt vom Thema Flüchtlinge.

Die Titel der Studie

Eigentlich schon eine separate Betrachtung wert: Die Titel, die für die jeweiligen Studien-Ausgaben gewählt werden. Hier die unkommentierte Liste:

«The spider generation is all about crowds not clouds»
2010
«Ein Grillfest mit Freunden in der Natur»
2011
«Anpacken, solange die Work-Life-Balance stimmt»
2012
«Swiss youth are satisfied and see little need for reforms»
2013
«WhatsApp and news apps on the ascendant among digitally-aware youth»
2014
«Eine differenzierte Mischung aus analog und digital»
2015
«Erhöhtes Engagement und Risikobereitschaft in unsicheren Zeiten»
2016
«Solidarität trotz Unsicherheit und Herausforderungen durch Wandel»
2018

Wie informieren sich die Jungen?

Auch hier scheint es lange her: Gratiszeitungen wie «20 Minuten» und «Blick am Abend» waren 2010 die Nummer 1-Informationsquelle der 16 bis 20-Jährigen, gefolgt von TV und Online-Newsseiten. Ein Jahr später zeigt sich das gleiche Bild, wobei Online-Newsseiten deutlich zugelegt haben.

Ausgaben der Gratiszeitungen "Blick am Morgen", links, und "20 Minuten" liegen in Zeitungsboxen, am Freitag, 10. April 2015 in Bern. Grund fuer das ungewoehnliche Erscheinen des &q ...
Gibt‘s immer noch, bei Jungen aber aus der Gunst gefallen: Gratiszeitungen.Bild: KEYSTONE

2012 ist die Top 3 der wichtigsten Informationsquellen stabil, aber die Newseiten rütteln schon deutlich an der Position des TV. 2013 macht sich dann wieder ein Abwärtstrend bei den Newsseiten bemerkbar. Die Gratiszeitungen halten sich an der Spitze. 2014 tauchen erstmals Newsapps in der Top 3 auf, TV fällt auf Rang 3 zurück.

2015 fallen die Newsapps kurzfristig wieder aus den Top 3, die Gratiszeitungen können sich auf Platz 1 halten. 2018 schliesslich ist das Jahr der Wachablösung: Die Gratiszeitungen fallen auf den dritten Rang, Online-Newsseiten und Newsapps machen die Spitze unter sich aus.

Bild
Bild: Credit Suisse

(wst)

Da wurden sie noch von anderem bewegt: Jugendunruhen der 80er-Jahre

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Jugendunruhen 80er-Jahre
«Wir sind die Kulturleichen der Stadt.» Der «Opernhauskrawall» im Mai 1980 war Auftakt für eine Welle von gewalttätigen Auseinandersetzungen, wobei den Jugendlichen seitens der bürgerlichen Gesellschaft völliges Unverständnis entgegenschlug.
quelle: photopress-archiv / str
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7 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Triumvir
28.08.2018 08:48registriert Dezember 2014
So jung und bereits Spiesser...lol...wie laaaangweilig und spiessig...lol
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leermoond
28.08.2018 10:01registriert Juni 2018
Irgendwie erstaunt mich diese Liste... Vorallem das mit dem Geländewagen. Welcher Jugendliche überlegt sich so "hmmm. Was finde ich out. Ah ja Geländewagen. Und dann noch Drogen und Demos."
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