Seit 2010 erhebt das Forschungsinstitut GFS Bern im Auftrag der Credit Suisse jährlich den Jugendbarometer (mit Ausnahme von 2017). In den acht Jahren haben sich die Art und Weise, wie die Generation der 15 bis 20-Jährigen Schweizer über das Leben und die Zukunft denkt, zum Teil erheblich verändert. War die Altersvorsorge im Jahr 2010 beispielsweise ein vergleichsweise untergeordnetes Thema, ist sie acht Jahre später das Sorgendossier Nummer 1. Andere Einstellungen dagegen blieben über die Zeit stabil. Wir vergleichen für ausgewählte Bereiche, was sich verändert hat und was nicht.
SMS, Italienisches Essen und Emails: Die Trends der jungen Generation 2010 gehören fast schon in ein anderes Zeitalter. Während die Popularität von Pasta und Pizza zwar ungebrochen ist, sind SMS und Emails bei Jungen zu Nischenformen in der Kommunikation geworden.
Ein Jahr später stand Freunde treffen ganz oben auf der Trendliste der jungen Schweizer, gefolgt von SMS und Ferien im Ausland.
2012 folgte dann der Siegeszug des Smartphones. Dicht dahinter wieder Freunde treffen, auf Rang 3 der Trend-Aktivitäten findet sich interessanterweise Musik runterladen – aus der Sicht von 2018 fast schon eine prähistorische Tätigkeit.
Das Smartphone hält sich auch 2013 an der Spitze, auch Freunde treffen findet sich wieder auf dem Podest. Auf Rang 3 geben die Befragten «Ferien im Ausland» an.
Für 2014 fehlt eine ähnliche Befragung, 2015 fanden dann Smartphones, WhatsApp und «Freunde treffen» am meisten Zustimmung. 2016 sind es WhatsApp, Smartphone und «Freunde treffen». 2018 fällt Freunde treffen aus der Top 3, stattdessen taucht Musik hören erstmals auf, das Smartphone kann seinen Spitzenplatz vor WhatsApp behaupten.
Auch bei den Aktivitäten, die «out» sind, sich also keiner grossen Beliebtheit erfreuen, zeigt sich ein erstaunlich einheitliches Bild. Drogen konsumieren, an politischen Demonstrationen teilnehmen und Geländewagen führen die Rangliste 2011 an. 2012 rutschen die Geländewagen einen Platz nach oben, Rauchen verdrängt politische Demonstrationen, Drogen konsumieren ist nach wie vor am meisten out. Ein Jahr später sind es neben «normalen» Drogen leistungssteigernde Substanzen, die am meisten auf Ablehnung stossen, Platz 3 belegt die Teilnahme an politischen Demonstrationen.
2015 haben leistungssteigernde Substanzen gewöhnliche Drogen von der Spitze verdrängt, das Podest wird komplettiert vom Ausüben einer Religion. 2016 ereignet sich dann ein kleines Erdbeben: Neu führen nicht mehr Drogen die Unbeliebtheits-Rangliste an, sondern Smartphones ohne Internetzugang, erst an zweiter Stelle kommen bewusstseinserweiternde Substanzen, gefolgt von Religion. Das Bild ist zwei Jahre später stabil: Nur die Religionsausübung fällt zugunsten politischer Parteien aus den Top 3.
Jedes Jahr werden die Jugendlichen gefragt: «Wenn Sie daran denken, was Sie in Ihrem Leben anstreben: Wie wichtig sind dann die folgenden Dinge für Sie persönlich?» In der Top 3 hat sich nicht allzu viel verändert. Freunde, Beziehungen und immaterielle Werte wie Treue und Ehrlichkeit bilden die Dauerbrenner. Der «aufregende Job» hat 2013 ein Comeback aufs Podest geschafft, wurde im Anschluss aber wieder verdrängt.
Während Jahren standen die Themen Ausländer und Zuwanderung an der Spitze der Sorgenrangliste von Schweizer Jungen. 2010, bei der ersten Befragung, machte das Ausländerthema zusammen mit der Arbeitslosigkeit und der Altersvorsorge die Top 3 aus.
Im Jahr darauf zeigt sich ein unverändertes Bild. 2012 tauschten lediglich Arbeitslosigkeit und Altersvorsorge die Plätze, was auch der Sorgenrangliste des darauffolgenden Jahres entsprach. 2014 tauchten erstmals die Themen Bilaterale Verhandlungen und Flüchtlinge auf – sie teilten sich hinter dem Thema Ausländer und der Altersvorsorge Platz 3. Ein Jahr später hat sich das Thema Flüchtlinge/Asyl fest auf dem dritten Rang etabliert.
2016 dann schlägt sich die Dauerthematisierung des Flüchtlingsherbst 2015 auch bei den Jungen nieder: Das Thema hat sich vor Ausländerfragen geschoben, an dritter Stelle folgt die Altersvorsorge. In der jüngsten Umfrage ist erstmals die Altersvorsorge das drängendste politische Problem für Junge, auf Platz 2 liegt die Zuwanderung, dicht gefolgt vom Thema Flüchtlinge.
Eigentlich schon eine separate Betrachtung wert: Die Titel, die für die jeweiligen Studien-Ausgaben gewählt werden. Hier die unkommentierte Liste:
Auch hier scheint es lange her: Gratiszeitungen wie «20 Minuten» und «Blick am Abend» waren 2010 die Nummer 1-Informationsquelle der 16 bis 20-Jährigen, gefolgt von TV und Online-Newsseiten. Ein Jahr später zeigt sich das gleiche Bild, wobei Online-Newsseiten deutlich zugelegt haben.
2012 ist die Top 3 der wichtigsten Informationsquellen stabil, aber die Newseiten rütteln schon deutlich an der Position des TV. 2013 macht sich dann wieder ein Abwärtstrend bei den Newsseiten bemerkbar. Die Gratiszeitungen halten sich an der Spitze. 2014 tauchen erstmals Newsapps in der Top 3 auf, TV fällt auf Rang 3 zurück.
2015 fallen die Newsapps kurzfristig wieder aus den Top 3, die Gratiszeitungen können sich auf Platz 1 halten. 2018 schliesslich ist das Jahr der Wachablösung: Die Gratiszeitungen fallen auf den dritten Rang, Online-Newsseiten und Newsapps machen die Spitze unter sich aus.
(wst)