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Historisches Ja in Bern und Delsberg JU zum Moutier-Konkordat

Nach historischem Ja: Bern und Jura stimmen über Kantonswechsel von Moutier ab

06.03.2024, 16:5906.03.2024, 17:01
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Die bernischen und jurassischen Stimmberechtigten können am 22. September über den Wechsel der Berner Gemeinde Moutier zum Jura entscheiden. Beide Kantonsparlamente haben dem Konkordat am Mittwoch deutlich zugestimmt.

Les deputes acceptent le vote nominal dans la salle du Parlement jurassien avant le vote sur le concordat entre le canton de Berne et la Republique et Canton du Jura concernant le transfert de la comm ...
Die Abgeordneten in Delsberg, Jura, stimmten für die Abstimmung über den Kantonswechsel von Moutier.Bild: keystone

In Delsberg JU fiel der Entscheid mit 57 zu 1 Stimmen bei 2 Enthaltungen wuchtig aus. Deutlich war aber auch das Votum des bernischen Grossen Rates: Er sagte Ja mit 112 zu 19 Stimmen bei 26 Enthaltungen.

Die Gegenstimmen und die Enthaltungen im Berner Rathaus kamen fast alle von der SVP. Dies zeigte ein Blick auf das Abstimmungsprotokoll, das der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vorlag.

Die überwiegende Mehrheit im bernischen Grossen Rat fand, dass der Wegzug von Moutier zwar bedauerlich sei. Der Kanton verliere dadurch an Vielfalt und Frankophonie. Das Votum der Stimmberechtigten von Moutier aus dem Jahr 2021 sei aber zu respektieren.

Das Konkordat, das die Modalitäten des Wechsels regelt, sei ein ausgewogenes Paket, hiess es weiter. Damit könne endlich ein Schlussstrich unter den jahrhundertelangen Jurakonflikt gezogen werden.

Dass dem so ist, wurde von den Gegnern bezweifelt. Der Konflikt werde weiter schwelen, bereits gebe es Abwanderungsgelüste in Nachbargemeinden Moutiers, hiess es. Der Kanton Bern habe schlecht verhandelt.

Schnegg: Keine Gewinner und Verlierer

Diesen Vorwurf wies der Berner Regierungsrat Pierre Alain Schnegg (SVP) zurück. Die Schweiz sei das Land der Kompromisse, und das Verhandlungsresultat sei ein ausgewogenes Paket. Es gebe keine Gewinner und keine Verlierer. «Jede Partei musste Konzessionen machen.»

Im übrigen könne man niemanden davon abhalten, zu träumen oder gewisse politische Ziele zu verfolgen, sagte Schnegg. Aber eines sei klar: Mit dem Konkordat sei die Jurafrage auf institutioneller Ebene beigelegt. Es könne danach nicht noch einmal abgestimmt werden.

Würdiger Empfang

Im jurassischen Parlament sprachen alle Fraktionen von einem «historischen und feierlichen Moment». Das von den beiden Regierungen ausgehandelte Konkordat sei umfassend und ausgewogen. Es ermögliche Moutier einen würdigen Empfang. Auch für den Kanton sei das eine grosse Chance, sagte Staatsrätin Nathalie Barthoulot (SP).

Ganz ungetrübt war die Freude allerdings nicht. So wurde darauf hingewiesen, dass der Fall von Moutiers Nachbargemeinde Belprahon BE noch nicht geregelt sei. Das Dorf hatte den Wechsel zum Jura mit nur sieben Stimmen Differenz abgelehnt.

Der Aufruf des SVP-Parlamentariers Yves Gigon, das Konkordat abzulehnen, blieb ungehört. «Es ist eine finanzielle Katastrophe, die sich ankündigt», warnte Gigon. Ein Kanton, der sich auf der Intensivstation befinde, nehme eine Gemeinde aus der Palliativabteilung auf.

Ab 2026

Die Stimmbevölkerung von Moutier hatte sich am 28. März 2021 für den Wechsel zum Kanton Jura ausgesprochen. Nie zuvor ist eine Schweizer Gemeinde dieser Grösse in einen neuen Kanton umgezogen.

Der Wechsel soll auf 1. Januar 2026 erfolgen. Zuvor braucht es neben der Zustimmung beider Kantone noch das Ja-Wort der eidgenössischen Räte. (saw/sda)

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