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Der verurteilte Mörder Kris Van Oojen ist in der Nacht auf heute aus der psychiatrischen Klinik Königsfelden in Windisch AG ausgebrochen. Er befand sich dort im Rahmen einer fürsorgerischen Unterbringung.
Die Klinik ist laut dem Konzept für stationäre forensische Psychiatrie der PDGAG auf einen niedrigen und mittleren Sicherheitsstandard ausgerichtet und verfügt über keine Hochsicherheitsabteilung.
Eine Flucht aus der Forensik sei ohne Gewaltanwendung und ohne Hilfe oder Hilfsmittel nur schwer möglich, teilten die PDAG am Samstagabend mit. In der gesicherten Abteilung gebe es zum Beispiel ein Doppelschleusen-System. Ohne Batches oder Schlüssel könne ein Patient nur mit Gewaltanwendung nach aussen gelangen.
Die Fenster mit doppeltem Sicherheitsglas liessen sich in der ganzen Klinik nicht öffnen. Doch die forensische Abteilung sei nicht als Hochsicherheitssystem konzipiert worden und die Stationen seien nicht vollständig ausbruchssicher. Deshalb bestehe «trotz gesicherter Infrastruktur ein Restrisiko für einen Ausbruch».
Ausserdem hätten die Patienten sogenannte Lockerungsstufen. Diese erlaubten ihnen je nach Therapieverlauf auch einen Aufenthalt ausserhalb des gesicherten Bereiches in Betreuung einer Fachperson, in der Gruppe oder im besten Fall sogar unbegleitet. Da es sich um eine laufende Ermittlung handle, sei es den PDAG in diesem Fall nicht möglich, näher Stellung zu nehmen, heisst es in der Medienmitteilung weiter.
Die Kantonspolizei Aargau wurde um 3.30 Uhr über den Ausbruch orientiert. Sie leitete sofort eine intensive Fahndung nach dem Flüchtigen ein. Diese dauert an und hat bisher keine Anhaltspunkte über dessen Verbleib ergeben.
Die Polizei habe zuerst im weiteren Umfeld der Klinik gesucht, dann die Suche ausgedehnt, auch auf bekannte Aufenthaltsorte des Mannes, sagte Bernhard Graser, Sprecher der Kantonspolizei Aargau. Auch Polizeihunde kamen zum Einsatz. Zu den Details des Ausbruchs oder dem Umfang des Polizeiaufgebotes will die Polizei keine Angaben machen.
Wer den Flüchtigen sieht, solle nichts auf eigene Faust unternehmen, sondern sich bei der Kantonspolizei Aargau (Notruf 117) melden.
Erst im Februar hatte das Verwaltungsgericht die fürsorgerische Unterbringung von Kris Van Oojen in der psychiatrischen Klinik in Königsfelden bestätigt.
Ein aktuelles Gutachten der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel attestiert Van Oojen eine schwere psychische Störung, die mittels intensiver, langfristiger Psychotherapie zu behandeln ist. Erst wenn der Mann im Therapieverlauf schrittweise auf ein Leben in Freiheit vorbereitet und damit auch die Rückfallgefahr verkleinert werden könne, müsse die Behandlung nicht mehr in einer psychiatrischen Klinik erfolgen.
Kris Van Oojen hatte am Abend des 7. August 2009 die damals 17-jährige Lehrtochter Boi Ngoc Nguyen mit einem Holzscheit erschlagen und im Wald versteckt. Der Tatort lag in einem Waldstück in Sessa TI – in der Nähe der Ferienwohnung seiner Eltern. Täter und Opfer hatten sich im Internet kennengelernt und vorher noch nie getroffen.
Die Leiche von Nguyen wurde erst im Juni 2010 durch Zufall entdeckt. Die Kantonspolizeien Tessin, Schwyz und Aargau konnten Kris Van Oojen noch im gleichen Monat als Täter überführen. Nach fünfwöchiger U-Haft gestand er die Tat.
Das Jugendgericht Baden verurteilte Van Oojen 2013 zur Höchststrafe im Jugendrecht. Er wurde zu einem Freiheitsentzug von vier Jahren und zu einer geschlossenen Unterbringung verurteilt.
Weil die jugendstrafrechtlichen Massnahmen nur bis zum Erreichen des 22. Altersjahres befristet sind, wurde der Mann im Frühling dieses Jahres auf Antrag der Jugendanwaltschaft fürsorgerisch untergebracht. Dagegen wehrte er sich mit einer Beschwerde ans Verwaltungsgericht. Diese wurde im Februar abgelehnt.
Die fürsorgerische Unterbringung des Mannes kostet die frühere Wohnsitzgemeinde Mägenwil AG so viel Geld, dass sie vor kurzem den Gemeindesteuersatz um sechs Prozentpunkte auf 96 Prozent erhöhen musste. Mägenwil muss jährlich für die Betreuung des jungen Mannes 264'000 Franken bezahlen.
(dwi/rof/erf/az/sda)