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Über 700'000 Schweizer sind durch Gletschersee-Ausbrüche bedroht

Über 700'000 Menschen sind in der Schweiz durch Gletschersee-Ausbrüche bedroht

07.02.2023, 17:0007.02.2023, 17:18
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Versagt der Damm eines Gletschersees, fliessen ohne Vorwarnung grosse Mengen an Wasser einen Berg hinunter. 15 Millionen Menschen könnten laut einer neuen Studie weltweit von Überschwemmungen durch solche Glerschersee-Ausbrüche bedroht sein. Auch in der Schweiz leben über 700'000 Menschen in gefährdeten Gebieten. Trotzdem sei die Bedrohung in der Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern tiefer.

Die Simme oberhalb Lenk fuehrt am Freitag, 7. August 2020, Hochwasser, nachdem sich der Faverges-Gletschersee teilweise entleert hat. Der Faverges-Gletschersee oberhalb der Lenk laeuft seit Freitagmor ...
Die Simme oberhalb Lenk führt im Sommer 2020 Hochwasser, nachdem sich der Faverges-Gletschersee teilweise entleert hat.Bild: keystone

Bei den am stärksten gefährdeten Gebieten handle es sich nicht dringend um diejenigen mit den grössten, zahlreichsten oder am schnellsten wachsenden Gletscherseen, hiess es in der am Dienstag im Fachblatt «Nature Communications» veröffentlichten Studie.

Ausschlaggebend für das Risiko sei auch die Fähigkeit der betroffenen Menschen, mit Katastrophen umzugehen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Neuseeland und Grossbritannien haben das Schadenspotenzial von Gletschsee-Ausbrüchen weltweit berechnet, anhand des Zustands der Gletscherseen, der Exposition und der Vulnerabilität der Bevölkerung.

Alarmierende Lage bei Schweizer Gletschern

Video: srf/Roberto Krone

Die Fähigkeit mit Katastrophen umzugehen wurde in der Studie nur für Neuseeland noch höher eingeschätzt als für die Schweiz. Dies, weil in der Schweiz einerseits der Anteil an Kindern oder alten Menschen in diesen Regionen eher tief ist, fast alle lesen können, die Anzahl an Personen mit Internetzugang sehr hoch ist, und die Infrastruktur gut ist. Am grössten ist die Gefahr über alle Faktoren gerechnet laut den Forschenden für die Bevölkerung in Indien, Pakistan, China, Peru und Bolivien.

Klimawandel verstärkt Problem

Insgesamt leben laut der Studie weltweit 90 Millionen Menschen in 30 Ländern in Einzugsgebieten von Gletscherseen - 15 Millionen davon in den potenziellen Auslaufspuren, die im Falle eines Ausbruchs überflutet würden. Diese Überschwemmungen können oft ohne Vorwarnung auftreten, wenn ein natürlicher Damm, der einen Gletschersee einschliesst, bricht. Diese Ereignisse setzen dabei riesige Mengen an Wasser frei, das - vermischt mit Eis und Steinen – den Berg herunter fliesst.

Die Ausbrüche haben das Potenzial, Eigentum und Infrastrukturen zu beschädigen, und haben in der Vergangenheit zu zahlreichen Todesfällen geführt. Da durch den Klimawandel Gletscher schmelzen, und so immer mehr potenziell gefährliche Gletscherseen entstehen, nimmt diese Gefahr laut den Forscherinnen und Forschern immer mehr zu. (sda)

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Gletscher in Gefahr
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Gletscher in Gefahr
30. November: Wanderer auf dem Perito Moreno Gletscher in Argentinien.
quelle: getty images south america / mario tama
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Das Eis auf dem Rhonegletscher schmilzt im Rekordtempo
Video: srf
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34 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Posersalami
07.02.2023 17:29registriert September 2016
Das ist alles kein Problem. Marcel Dettling und die SVP leben gerne in wärmeren Zeiten. Schliesslich müssen wir uns nur an den Klimawandel anpassen! Müssen den Bewohnern der Alpentäler halt Schwimmhäute wachsen, so what. Kein Problem.
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Hiker
07.02.2023 19:06registriert Januar 2017
Aha, haben das Potenzial Eigentum und Infrastruktur zu zerstören? Was ist mit Menschenleben?
Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser Bericht kaum jemanden gross dazu bringen wird sein Verhalten zu hinterfragen. Laut SVP sind ja sowieso immer die Anderen am Klimawandel schuld. Und natürlich die bösen Einwanderer die uns hier die Umwelt verschmutzen. Dann diese lästigen Linksgrünen die den armen Autofahrern mit Ihren Forderungen das Leben vermiesen. Zum Gück gibts die SVP die jedes Klimagesetz zu verhindern weis. Und die grünen AKWs, aber das gehört nicht hierher.
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Tokyo
07.02.2023 18:26registriert Juni 2021
kein Drama. Der Klimawandel bringt ja nur Vorteile hör ich immer aus SVP-Kreisen.
Somit ist dieser Abbruch halt Kollateralschaden, den man akzeptieren muss.
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