In Bern trauern auch die Linken um SVP-Nationalrat Alfred Heer
Am Montag trauerte der Nationalrat mit einer Schweigeminute um den völlig überraschend verstorbenen Alfred Heer (SVP). Er hatte der grossen Kammer seit 2007 angehört. Es war ein würdevolles Gedenken an «Fredi» Heer.
Seine 199 Ratskollegen waren über alle Parteigrenzen hinweg vereint in ihrer Anteilnahme. Auch bei der Linken war die Betroffenheit gross – und aufrichtig. Grünen-Nationalrätin Sibel Arslan hatte während der Schweigeminute Tränen in den Augen. Zum «Blick» sagte Arslan, sie habe sich mit Heer über alles unterhalten können: «Wir hatten es gut miteinander. Er war ein Mensch, dem ich vertrauen konnte.»
Der Kontrast dieser warmen Worte könnte nicht grösser sein zu den Szenen, die sich nach der Ermordung des rechten Aktivisten Charlie Kirk in den USA abspielten. Natürlich ist die Ausgangslage nach einer wohl politisch motivierten Gewalttat eine andere. Dennoch sagt der Umgang mit dem Tod der beiden Figuren viel über die unterschiedlichen politischen Kulturen aus.
Eine Schweigeminute im US-Kongress endete beinahe in einem Krawall, nachdem die Republikanerin Anna Paulina Luna die Demokraten mit Schimpfwörtern beleidigt hatte. Die Regierung von Präsident Trump schob nach Kirks Tod der «radikalen Linken» die Schuld zu und kündigte an, die Opposition politisch und juristisch zu verfolgen. Ein weiteres Zeichen des Zerfalls der politischen Kultur der USA, die immer stärker in zwei unversöhnliche Lager verfallen.
Mit Blick über den Atlantik ruft die Trauer um Alfred Heer in Erinnerung, wie wertvoll es für ein Gemeinwesen ist, wenn man den politischen Gegner trotz unterschiedlicher Ansichten als Mensch respektiert. Werden wir nicht wie die USA. (aargauerzeitung.ch)