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Wenn die Stadt Zürich die Sugus-Häuser kauft, gewinnen die Millionäre

Die Sugus-Wohnbloecke auf dem Zuercher Roentgenareal, Mitte, am 8. Dezember 2024 in Zuerich. Ueber hundert Mietpaerteien mit rund 250 Bewohner sind von einer Leerkuendigung von drei Wohnbloecken auf d ...
Alle neun Sugus-Häuser: Drei könnten nun an die Stadt Zürich verkauft werden. Bild: keystone
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Die Stadt Zürich soll die Sugus-Häuser nicht kaufen

Die Erbin der Sugus-Häuser denkt über einen Verkauf nach. Für eine horrende Summe. Doch die Stadt Zürich sollte sich vor einer Übernahme hüten – und sich auf ihre Kernziele fokussieren.
18.12.2024, 16:5418.12.2024, 21:06
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Regina Bachmann, die Erbin der drei Sugus-Häuser, zerstört mit der Massenkündigung kurz vor Weihnachten das Lebensumfeld von 105 Mietparteien.

Ausser, die Stadt Zürich eilt zur Rettung. Und kauft die Sugus-Häuser ab. Gemäss CH Media wäre das für Millionärserbin Regina Bachmann «eine Option». Allerdings habe Bachmann «horrende Vorstellungen, was den Kaufpreis betrifft».

Lässt sich die Stadt Zürich auf einen solchen Deal ein, öffnet sie die Büchse der Pandora. Die Folgen wären kaum absehbar.

Millionärsträume erfüllen

Die Stadt Zürich würde mit dem Kauf der Sugus-Häuser ein falsches Signal an alle Immobilienbesitzer senden. Nämlich, dass die öffentliche Hand überzogene Renditeträume von Einzelpersonen erfüllt, um sie zu Multimillionären zu machen.

Bereits seit dem Ende der Tiefzinsphase 2022 hat sich das Kapital aus dem Immobilienmarkt in lukrativere Anlagen wie Aktien und Unternehmensanleihen verlagert. Würde die Stadt Zürich nun die Sugus-Häuser zu überhöhten Preisen kaufen, könnten private Investoren darauf spekulieren, dass die Stadt künftig als Renditegarant einspringt – wenn der gesellschaftliche Druck genug hoch ist. Es wäre schliesslich nicht fair, wenn Zürich nur drei von jährlich rund 250 Mehrfamilienhäuser rettet, denen leergekündigt wird.

Die logische Folge wäre ein Teufelskreis: Je häufiger die Stadt überhöhte Preise akzeptiert, desto mehr steigen die Erwartungen der Immobilienbesitzer – und desto schwieriger wird es, neuen bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Auf Kosten des Renditetraums.

Dass die Wohnungskrise nicht gelöst wird, indem man bestehende Immobilien zu überteuerten Preisen aufkauft, weiss eigentlich auch die Zürcher Stadtregierung. Kürzlich musste sie bekanntgeben, dass alle Bemühungen der letzten Jahre nicht ausgereicht haben, um den Anteil an gemeinnützigen Wohnungen zu steigern.

Nur aufgrund einer Änderung der Berechnungsgrundlage machte der Anteil gemeinnütziger Wohnungen in der Stadt Zürich Ende 2023 27 Prozent aus, aufgrund der alten Daten wären es 25,9 Prozent gewesen. Vor vier Jahren lag dieser Wert noch bei 26,4 Prozent, wie der Tagesanzeiger berichtete.

Die Stadt Zürich sollte sich auf ihre Kernziele fokussieren. Was das heisst: sich mit aller politischer Kraft bemühen, um gegen renditegetriebene Sanierungen und Bodenspekulationen vorzugehen.

Andere Möglichkeiten

Möglichkeiten hätte die linke Stadtregierung genug. Sie könnte sich stärker auf die Wohnschutz-Initiative fokussieren, die Mieterhöhungen nach Sanierungen deckeln will. Dasselbe bei der Wohn-Initiative, die Gemeinden ein Vorkaufsrecht beim Immobilienkauf gewähren will.

Sie könnte sich aber auch bei Kanton und Bund für staatliche Kontrollen von Renditen einsetzen, wie es die SP, die Partei von Stadtpräsidentin Corine Mauch, schon länger fordert. Stattdessen liebäugelt sie mit einem Deal, der vielleicht schon im Voraus so konzipiert wurde und zum Nachahmen einlädt.

Einer Millionärin, die kurz vor Weihnachten 105 Mietparteien auf die Strasse stellt, sollte die öffentliche Hand nicht auch noch ein teures Geschenk machen.

Soll die Stadt Zürich die Sugus-Häuser kaufen?
Video: watson/Emanuella Kälin
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181 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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xTuri
18.12.2024 17:09registriert Januar 2015
Die schönste Variante wäre, wenn die anderen 3 Geschwister einspringen würden und die 3 Häuser der Schwester sofort abkaufen würden. Im Anschluss alle Häuser im Sinne des Vaters weiterbetreiben und die bestehenden Mitverhältnisse aufrecht erhalten.
Träumen darf man ja…
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Sam1984
18.12.2024 17:05registriert Dezember 2014
Wenn die Politik versagt bleibt als letzte Option nur noch soziale Ächtung dieser gierigen Person durch die Gesellschaft. Wenn Niemand mehr etwas mit einer solch geldgierigen Person zu tun haben möchte, dann überlegt Sie sich evtl. ob Sie etwas falsch gemacht hat. Bei Ospel hat dies teilweise Funktioniert.
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@Jeff
18.12.2024 17:31registriert Juli 2023
Der Verwalter der 3 Häuser wurde anscheinend im Zürich verhaftet auf ein Gesuch der Staatsanwaltschaft Schwyz hin.

Es wird ihm vorgeworfen frühere Geschäftspartner um ca. 5.4 Millionen betrogen zu haben in 16 Konkursen.

Die Website seiner Firma soll bereits inaktiv sein.

Ein Baugesuch für die Sanierung wurde auch noch nicht eingereicht.

Arme Sugus Mieter - Wohnung gekündigt, jetzt keine Verwaltung mehr.

Muss sich halt Regina B. selbst um die Klagen der Mieter und die Verwaltung der Liegenschaften kümmern. Hoffen wir das er sie (nicht) auch mit gefälschten Rechnungen betrogen hat😈
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