Die Chefin der grössten Schweizer Krankenkasse will den Anstieg der Gesundheitskosten auf 2.3 Prozent pro Jahr begrenzen. CSS-CEO Philomena Colatrella räumte ein, mit einem Durschnittswachstum von 3.9 Prozent seit 1996 werde die Belastung für Familien zu gross.
Im Jahr 2000 habe eine Familie mit zwei Kindern zwischen 8'000 und 10'000 Franken pro Jahr für Krankenkassenprämien bezahlt, heute habe sich dieser Betrag auf fast 20'000 Franken verdoppelt, sagte Colatrella in einem am Freitag publizierten Interview mit der Westschweizer Zeitung «Le Temps».
Auch wenn die «strenge» Kontrolle der Rechnungen durch die Krankenkasse einen weiteren Anstieg um 20 Prozent verhindern könne, «müssen wir eingreifen, um den Anstieg der Kosten zu kontrollieren». Colatrella wies darauf hin, dass der Anstieg der Krankenkassenprämien derzeit höher sei als der des schweizerischen Bruttoinlandprodukts (BIP) und fünfmal so hoch wie der der Löhne.
«Es geht darum, mit Unterstützung des Bundes eine Art Radar zu definieren, der den Akteuren bei der Orientierung hilft», erklärte Colatrella. Sie schlägt daher einen Wachstumsfaktor von 2.3 Prozent vor, der den Lohnindex, die demografische Entwicklung und den medizinischen Fortschritt berücksichtigt.
Das Kostenziel wird aus Sicht der Krankenkassenchefin die Transparenz des Systems verbessern und den Wettbewerb zwischen den verschiedenen Akteuren im Gesundheitswesen fördern. Diejenigen, «die ihr Kostenziel nicht erreichen, sollten sich rechtfertigen», sagte Colatrella und betonte, dass der Druck zu einem Wandel führen werde.
Ziel dieses Ansatzes sei es nicht, die Versorgung oder den Zugang zu medizinischen Innovationen einzuschränken, sagte die Luzerner Managerin weiter. «Die Bemühungen müssen sich auf die Begrenzung unnötiger und ineffektiver Leistung konzentrieren.» Deren Kosten schätzt Colatrella auf 20 Prozent der Gesamtkosten im Gesundheitssystem.
Die Gesundheitskosten sind auch im Fokus der Parteien im Wahljahr. Die CVP sammelt Unterschriften für die Initiative «Für tiefere Prämien - Kostenbremse im Gesundheitswesen». Die Mittepartei will in der Verfassung verankern, dass der Bund Sparmassnahmen einleiten muss, sobald die Prämien überproportional steigen - verglichen mit Löhnen und Konsumentenpreisen. Die SP kündigte eine Volksinitiative an, mit der die Krankenkassenprämien gedeckelt werden sollen. Demnach sollen Versicherte nicht mehr als zehn Prozent ihres Einkommens für Krankenkassenprämien ausgeben müssen. (sda)