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Bund liess Tempo 60 auf Autobahnen prüfen – das ist herausgekommen

Bund liess Tempo 60 auf Autobahnen prüfen – das ist herausgekommen

30.05.2023, 17:0230.05.2023, 17:08
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Das Verkehrsaufkommen auf Schweizer Strassen hat 2022 fast wieder das Vor-Pandemie-Niveau erreicht. Die Staustunden auf Nationalstrassen nahmen gegenüber 2021 um 22.7 Prozent zu und erreichten damit den höchsten je gemessenen Wert.

Der Bund hat deshalb verschiedene zusätzliche Verkehrsmanagement-Massnahmen überprüft – unter anderem die Einführung von Tempo 60 auf Autobahnen.
Nun liegt der Bericht vor.

Das ASTRA hat in ihrem Bericht untersucht, wie sich die Reduktion der Geschwindigkeit auf 60 km/h an Geschwindigkeitsharmonisierung und Gefahrenwarnsystemen (GHGW) bei hohem Verkehrsaufkommen auswirkt. Untersucht wurde demnach, ob mit «Tempo 60» die Bildung von Stau verzögert, sich eine Stausituation wieder schneller erholen und beim Auflösen von Stausituationen die nachfolgende Stauwelle verhindert werden kann.

Das sind die Resultate:

  • Die Recherchen haben ergeben, dass es im Ausland wenig Erfahrung mit Tempo 60 km/h gibt und dieses Tempolimit vorwiegend für die Harmonisierung der Geschwindigkeiten bei Stauereignissen oder für die Absicherung von Gefahrenbereichen zum Einsatz kommt.
  • Die Auswertungen von ASTRA-Zählstellen zeigten, dass die Geschwindigkeit für einen optimalen Verkehrsfluss oberhalb von 60 km/h liegt. Vor allem auf offenen Streckenabschnitten ausserhalb der Agglomerationen und mit grösseren Abständen zwischen den Anschlüssen liegt die Geschwindigkeit für einen optimalen Verkehrsdurchfluss bei etwa 80 bis 90 km/h. Literaturrecherchen bestätigen diese Erkenntnis.
  • Verkehrssimulationen zeigten zudem, dass mit einer Reduktion der Geschwindigkeit auf 60 km/h im Normalbetrieb kein klarer Beitrag für die Verbesserung des Verkehrsflusses erreicht werden kann und dass ihre Wirkung auf die Erholung der Situation nach der Staubildung begrenzt ist.
Welches Tempolimit findest du auf Autobahnen angemessen?

Verkehrsaufkommen nimmt zu

Auf den Nationalstrassen nahm das Verkehrsaufkommen im letzten Jahr um 6.7 Prozent zu, wie dem neuen Bericht zur Verkehrsentwicklung und zum Verkehrsfluss des Bundesamts für Strassen (Astra) hervorgeht, der am Dienstag veröffentlicht wurde. Insgesamt seien im letzten Jahr 29.3 Milliarden Fahrzeugkilometer zurückgelegt worden.

Der Verkehr staute sich laut Astra auf dem Nationalstrassennetz während insgesamt 39'863 Stunden. Gegenüber dem Vorjahr entspreche dies einer Zunahme von 22.7 Prozent und sei damit der höchste je gemessene Wert. Mehr als die Hälfte der Staustunden wurden in den Regionen Zürich/Aargau, Basel, Bern/Solothurn, Luzern, Tessin und in der Region Genfersee gemessen, wie es weiter hiess.

Über 85 Prozent aller Staustunden seien auf Überlastung der Strassen zurückzuführen, schrieb das Astra. Das Nationalstrassennetz sei vielerorts derart stark belastet, dass bereits kleine Störungen im Verkehrsablauf zu länger anhaltenden Staus führten.

Ausbauprojekte zwingend nötig

Das Astra habe auch 2022 verschiedene Massnahmen umgesetzt, um die Anzahl Staustunden auf den Nationalstrassen zu reduzieren. Unter anderem soll der bestehende Strassenraum effizienter genutzt werden. Dafür baue das Astra die Verkehrsmanagement-Anlagen weiter aus. Diese zeigten jedoch bei grosser Überlast eine zu geringe Wirkung. Ausbauprojekte zur Behebung von Stauschwerpunkten seien daher zwingend.

Die nötigen Erweiterungsprojekte sind im Strategischen Entwicklungsprogramm (Step) Nationalstrassen aufgeführt, so das Astra weiter. Die aktuelle Step-Botschaft sieht vor, bis 2030 vor allem in den städtischen Agglomerationen den Verkehrsfluss und die Verträglichkeit der Autobahnen zu verbessern. Der Step Nationalstrassen wird zurzeit im Parlament beraten. Es enthält auf lange Sicht hinaus Projekte mit einem Investitionsvolumen von fast 35 Milliarden Franken. (adi/sda)

Für die Prüfung wurden «der nationale und internationale Stand der Wissenschaft und Technik recherchiert, die Daten der ASTRA-Verkehrszähler auf Nationalstrassen analysiert sowie Verkehrssimulationen und rechtliche Abklärungen durchgeführt».

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259 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bikemate
30.05.2023 17:20registriert Mai 2021
Ich hätte jetzt rein aus dem Gefühl her auch gesagt, dass Tempo 60 eher nicht viel bringt. Tempo 80 bei dichtem Verkehrsaufkommen beruhigt den Fluss tatsächlich.
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techiesg
30.05.2023 17:11registriert März 2018
Zum Glück. Bei 60 km/h auf der Autobahn ist das ja keine Autobahn mehr…
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messiah
30.05.2023 17:19registriert Mai 2019
Wenn solche Studien nicht so geschrieben wäre, dass man dabei einschläft, würde ich sie eigentlich gerne überfliegen. Bei uns in Basel het eine Temporeduktion auf 80km/h denn alltäglichen Stau zur Rush Hour massiv verbessert. Kann mir kaum vorstellen, dass das nur da funktionieren soll.
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