Stefan und Séverine Fischer haben eine gemeinsame Faszination: Hunde. Deshalb führt das Paar zusammen Fischer Adventures, eine Firma für Outdoor-Events. Ihre Hauptattraktion sind 39 Schlittenhunde.
Auf ihrem «Nordic Camp» im sankt-gallischen Ermenswil bedeutet Harmonie, dass man ihre Huskys und Malamutes bellen und aufheulen hört. Die Vierbeiner sind nicht nur das Herzstück des Geschäfts der Fischers, sondern sie gehören zur Familie.
«Ich könnte sofort von jedem unserer Tiere den Namen inklusive persönlicher Charakterzüge aufsagen. Alle sind einzigartig», sagt Stefan Fischer im Gespräch mit watson. Doch die Idylle trügt: Fischer macht sich Sorgen über die Zukunft ihrer Hunde-Ranch und seiner Adventure-Firma – wegen der Klimaerwärmung.
Als Stefan Fischer im Jahr 1993 sein Unternehmen gründete, war der Winter in der Schweiz ein anderer – in den Wintermonaten fielen die Temperaturen oft unter den Gefrierpunkt. Doch während der vergangenen 30 Jahren hat sich vieles verändert: «Im Unterland ist Schnee zur Seltenheit geworden», sagt er. Speziell die letzten zwei Winter seien schlimm gewesen.
Für Fischers Hauptgeschäft im Winter, die Schlittenhunde-Touren, ist diese Entwicklung einschneidend. «Es war oft über 14 Grad warm. Bei diesen Temperaturen können wir keine Touren durchführen. Weil nordische Hunde immer 120 Prozent geben und ein dickes Winterfell haben, würden sie sonst überhitzen», sagt Fischer.
Allein im vergangenen Jahr hätten sie deswegen rund 15 bis 20 Touren absagen, respektive aufs nächste Jahr verschieben, müssen. Doch dieses Jahr wurden die Bedingungen nicht besser.
Nur während knapp vier Wochen konnten Schlittenhunde-Touren in dieser Saison stattfinden. Selbst in höher gelegenen Gebieten wie im Glarnerland sei dies seit zwei Wochen nicht mehr möglich. «Noch weiter wegzufahren, ist für die Schlittenhunde keine Option.»
Stefan Fischer musste darum erfinderisch werden: Solange die Temperaturen unter 14 Grad bleiben, macht er die Touren mit den Hunden in einem Wagen mit Rädern auf Waldwegen. Doch wie lange das noch gehe, sei schwierig zu sagen.
«Die Klimaerwärmung bereitet uns Sorgen», sagt Fischer. Wenn es fortan jeden Winter wärmer werde, bedeute das ein Ende für die Schlittenhunde-Touren. Zu gefährlich sei es, denn die Huskys und Malamutes könnten überhitzen. Mit diesem Risiko steigt auch der finanzielle Druck. «Eigentlich sind wir ausgebucht und haben jede Woche fünf Schlittenhunde-Touren. Aber weil so viele abgesagt werden müssen, können wir die Kosten nicht mehr decken», sagt Fischer.
Die 39 Schlittenhunde und zwei Haushunde kosten viel Geld. Tierarztrechnungen von 25'000 Franken pro Jahr und acht Tonnen Fleisch machen hohe Fixkosten aus. Hinzu komme die Hundesteuer, Versicherungen, das Material und vieles mehr. Bisher konnten die Fischers den finanziellen Ausfall durch ihre Sommeraktivitäten ausgleichen.
Mit ihrer Firma bieten sie 54 Erlebnisse an wie Canyoning, Klettern, Höhlen- und Bergtouren, Biken oder Rafting in Gebirgsflüssen. Aber: «Die Zunahme extremer Wetterlagen macht uns auch im Sommer zu schaffen. Längere Trockenperioden und plötzliche, heftige Niederschläge machen auch solche Outdoor-Events schwieriger.»
Fischer Adventures ist ein Beispiel, wie die Klimaerwärmung die Outdoor-Branche in der Schweiz trifft. Auf Anfrage von watson schreibt die Swiss Outdoor Association, dass durch den Schneemangel «die gesamte Winter-Outdoor-Branche einschliesslich vieler Skigebiete Anpassungen machen müsse». Problematischer für die Sommer-Outdoor-Anbieter seien vor allem «die längeren Trockenperioden».
Mir tut es leid um jeden Berufsmann, der nicht mehr in seinem Beruf arbeiten kann und der Klimawandel ist in jedem Fall zu bekämpfen. Aber Berufe verschwinden eben, das ist so, seit es Berufe gibt. Im Zuge der Industrialisierung sind unzählige Berufe verschwunden. Ist halt so. Da braucht man dann plötzlich einen Plan B.
Er sollte besser umziehen in den hohen Norden. Tourismus boomt dort seit Jahren, da würde er seinen Platz finden.