«Digga», «Bro», «Talahon», «Aura»: Auf dem Schulhof hört man immer wieder neue Wörter. Jugendsprache verändert sich ständig und es kommen neue Wörter dazu. Diese neuen Wörter sind oft von Social Media, aus der Musik oder einfach vom Alltag inspiriert.
Doch während die Jugendlichen mit neuen Begriffen um sich werfen, verstehen die Erwachsenen oft nur Bahnhof – und das, obwohl sie ja selbst mal jung waren. Darum stellt sich die Frage, ob man aus der Jugendsprache irgendwann rauswächst? Oder woran es sonst liegt, dass die Sprache für Erwachsene oft nicht verständlich ist.
Der Begriff «Jugendwort» trifft es sehr gut: Viele der Erwachsenen kennen die Wörter nicht oder wissen nicht, was sie bedeuten. «Smash? Ich habe keine Idee, was das bedeuten könnte», sagt Lehrerin Lena Oertig während einer Befragung in der Schule Burg in Wald. Auch die Journalistinnen Marie Fredericq und Mel Giese konnten die Begriffe «Akh» und «no cap» nicht zuordnen.
Die kleine Umfrage zeigt, dass viele Erwachsene die Jugendsprache nicht verstehen – nur wenige von ihnen konnten die Begriffe «Aura», «Talahon», «Akh», «cringe» oder «no cap» erklären.
Fragt man jedoch die Walder Jugendlichen, wird schnell klar: So gut wie jeder kennt die befragten Begriffe, benutzt sie regelmässig und kann spezifisch beschreiben, was diese bedeuten. «Bro? Natürlich weiss ich, was das bedeutet», sagt Schülerin Lynn Ziegler bei einem Interview. Auch die englischen Begriffe wissen die Walder Schülerinnen und Schüler klar zu beschreiben.
Ein Grund für die Wissenslücken der befragten Erwachsenen könnte der Lauf der Zeit sein, denn Jugendsprache entwickelt sich immer weiter. Christa Dürscheid, Professorin für Deutsche Sprache, insbesondere Gegenwartssprache an der Universität Zürich, erklärt: «Es ist normal, dass sich die Jugendsprache mit den Jahren verändert. Die grösste Veränderung im Vergleich zu früher ist die Sprache selbst. Heute werden viel mehr Anglizismen verwendet.»
Das liege daran, dass Kinder und Jugendliche heute viel internationaler aufwachsen. Der Fremdsprachenunterricht beginnt früher, viele schauen Serien und Filme auf Englisch. Auch die Umfrage zeigt, dass Fremdsprachen ein wichtiger Teil der Jugendsprache sind: Wörter wie «Bro», «cringe» oder «slay» stammen alle aus dem Englischen.
Es gibt aber auch sehr schweizerdeutsche Ausdrücke. Beispielsweise: «Albert Rösti». Ihn kennen wahrscheinlich die meisten als Mitglied des Bundesrates der Schweiz, und nicht als Ausdruck in der Jugendsprache. Das gibt auch Christa Dürscheid zu: «Ich kenne die Bedeutung von Albert Rösti als Jugendwort nicht.» Dann helfen wir auf die Sprünge: Der Ausruf entstand durch ein Video auf TikTok. Dieses Wort benutzen Jugendliche aktuell, wenn etwas zu teuer ist. Der TikToker kaufmann48 sammelte zu seinem Video dazu 1,3 Millionen Aufrufe.
«Perle», «swag», «gönn dir», «foodä», «yolo», all die Wörter waren in ihren Jugendzeiten die meistbenutzten Jugendwörter, wie Lehrpersonen und Journalisten mitteilen. «‹Gorillablauarsch› nutzte ich damals, als ich noch jung war, am meisten», sagt Lehrerin Claudia Hug.
Früher habe man auch Begriffe verwendet, die heute nicht mehr politisch korrekt sind. «Das ist der Lauf der Zeit. Entsprechend halte ich es für gut, dass heute keine diskriminierenden Beleidigungen als Jugendwörter benutzt werden, dafür eher Fremdwörter», sagt Journalistin Marie Fredericq.
Auch die Jugendwörter von damals stellten die damaligen Erwachsenen vor ein Rätsel. «Unsere Begriffe haben die ‹Alten› damals auch nicht verstanden», so Journalist Reto Fehr. Dementsprechend sei es nur verständlich, dass sie die heutigen Begriffe nicht immer einordnen können. Und so wird es auch den heutigen Jugendlichen in einigen Jahren ergehen.