Ein Streik des Bodenpersonals hat am Freitag den Luftverkehr am Flughafen Genf lahmgelegt. Der Verkehr wurde am späten Vormittag allmählich wieder aufgenommen, obwohl eine Personalversammlung für eine Verlängerung des Streiks bis Samstag gestimmt hatte.
Die Flugpassagiere mussten sich am Freitag, in einigen Westschweizer Kantonen der erste Ferientag, in Geduld üben. Eine lange Warteschlange bildete sich vor dem Abflugterminal, nur wenige Meter vom Streikposten entfernt. Wie angekündigt war die Start- und Landebahn zwischen 6.00 und 10.00 Uhr geschlossen. Wegen Personalmangels auf dem Rollfeld hatte der Flughafen Genf seinen Betrieb aus Sicherheitsgründen eingestellt.
Vier Stunden lang landeten oder starteten keine Flugzeuge. Der Flugbetrieb wurde nach und nach wieder aufgenommen, aber es kam zu rund 60 Annullierungen und Verspätungen. Die Passagiere wurden aufgefordert, sich direkt mit den Fluggesellschaften in Verbindung zu setzen, um sich über den Status ihres Fluges zu erkundigen.
Stein des Anstosses ist die am Donnerstag vom Verwaltungsrat gebilligte Lohnreform. Am Freitagmorgen scheiterte ein weiterer Versuch, Verhandlungen zwischen den Streikenden und der Geschäftsleitung zu führen. Generaldirektor André Schneider begab sich persönlich vor Ort, um dem Personal seinen Vorschlag zu präsentieren. Dieses buhte ihn jedoch aus. Der Vorschlag wurde fast einstimmig abgelehnt.
Die Geschäftsleitung schlug vor, Ende September einen runden Tisch einzurichten, um über die Funktionsklassen und die Umsetzung des neuen Lohnsystems zu diskutieren. Die Geschäftsleitung bot auch eine höhere Prämie für die Beteiligung am Konzerngewinn vor. Es stand jedoch nicht zur Debatte, die Lohnreform, die darauf abzielt, «den Fortbestand des Flughafen Genf zu sichern», ohne Lohnkürzungen rückgängig zu machen.
Nach Ansicht der Gewerkschaft VPOD, die an die saftigen Gewinne des Flughafens Genf im vergangenen Jahr erinnerte, handelte es sich bei der Vorschlägen der Geschäftsleitung lediglich um «einige Begleitmassnahmen, um die bittere Pille besser verabreichen zu können». Das neue leistungsbasierte Modell verschlechtere die Lohnbedingungen vieler Angestellter, zeigte sich die Gewerkschaft überzeugt.
Die Flughafendirektion warf der Gewerkschaft und den Streikenden dagegen «Sturheit» vor. «Wir stossen auf dogmatische Standpunkte», sagte Flughafendirektor André Schneider an einer Medienkonferenz. Die Sozialpartner wollen nur die Rücknahme des neuen Lohnsystems, so Schneider. Dies sei jedoch keine Option, erklärte Verwaltungsratspräsident Pierre Bernheim. Die Änderung des Lohnsystems sei absolut notwendig, um den Fortbestand des Flughafens Genf zu sichern, betonten sie.
Die Kosten des Streiks seien derzeit nicht abschätzbar. Die Direktion des Flughafens Genf ist sich jedoch sicher, dass sie weit unter den langfristigen Einsparungen liegen, die das neue Lohnmodell, das am Donnerstag vom Verwaltungsrat genehmigt wurde, mit sich bringen wird.
Der Ausgang des Arbeitskonflikts ist derzeit ungewiss. Eine Hintertür könnte sich auf Seiten des Staatsrats öffnen. Nathalie Fontanet, die für die Finanzen und den Flughafen zuständige Magistratin, traf sich am frühen Nachmittag mit Vertretern der Gewerkschaft VPOD.
(sda)