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Kaum fünf Minuten vergehen in der SRF-Sendung «Schawinski» am Montagabend, bis SVP-Chefstratege Christoph Blocher am liebsten aus dem Studio stürmen will.
Roger Schawinski hat den SVP-Übervater und Multimilliardären eingeladen, um mit ihm nochmals ausführlich über seine Äusserungen zur SVP-Rolle während des DSI-Wahlkampfes zu sprechen. Blocher hatte die SVP in einem Interview mit der Zürichsee-Zeitung am 16. April mit den Juden im Dritten Reich verglichen:
Zwei Tage später nahm Blocher nicht etwa seine Aussage zurück, sondern setzte im «Blick» noch einen drauf:
Da hat er bei «Schawinski» mit dem Juden Roger Schawinski den richtigen Gesprächspartner vor sich. Dieser unterstellt Blocher und der SVP pures Kalkül: Aufmerksamkeit dank Provokationen und rassistischen Bemerkungen. Doch Blocher bleibt dabei: «Ich habe keine Grenzüberschreitung gemacht und auch nichts, das nicht Recht ist», sagt er. Es habe eine flächendeckende Kampagne und Verunglimpfung ausgerechnet jener Partei stattgefunden, die in den letzten 20 Jahren wie keine andere Staatsgüter wie direkte Demokratie und Rechtsstaat hochgehalten habe, meint er.
Doch Schawinski lässt nicht locker: «Sie vergleichen also einen Einzelfall (die Kündigung von Historiker Christoph Mörgeli an der Universität Zürich, Anm. d. Red.) mit der Politik der Nazis in den 30er-Jahren, als die Juden aus allen Ämtern entfernt worden sind?», fragt er ungläubig und beginnt aufzuzählen. Die SVP habe mittlerweile zwei Bundesräte und Nationalräte, Ständeräte, Professoren, Staatsanwälte – alles.
Schawinski konfrontiert Blocher mit einer Aussage aus dem Kommentar eines NZZ-Journalisten:
«Man nimmt Sie nicht mehr ernst, Herr Blocher!», sagt Schawinski – und stachelt den Alt-Bundesrat damit definitiv an. Aus dessen darauffolgenden Tirade wird deutlich, dass Blocher wirklich an eine mediale Verschwörung gegen die Durchsetzungs-Initiative glaubt: «Dass diese ‹Neue Zürcher Zeitung› nicht auf meiner Seite ist, ist ja klar. Die haben ja auch mitgemacht. Und das kann ich alles belegen», sagt er.
«Aber sie können doch nicht die Schweiz mit der Nazizeit in Deutschland vergleichen», ruft Schawinski gereizt. «Doch», ist Blocher überzeugt, «so hat es angefangen. Mit einer Ausgrenzung», sagt er. Und wird immer lauter: «Es beginnt. Es wird eine Volksgruppe (die SVPler, Anm. d. Red.) gezielt ausgegrenzt.»
Bei Blochers Ausführungen, warum eben die SVP ähnlich diskriminiert wird wie damals die Juden, droht Schawinski das erste Mal der Kragen zu platzen. Nachdem er zunächst Blocher schreien lässt, wird auch der Moderator laut:
Danach startet Schawinski seine Beweisführung gegen die Behauptung Blochers, die SVP sei in der Debatte um die DSI von den Medien ausgegrenzt worden. Das macht er ziemlich effizient, beispielsweise mit der Einblendung der Präsenzliste der SVP-Parlamentarier in den SRF-Sendungen zur DSI. Alleine über die verschiedenen SRF-Sender sind in rund 14 Sendungen 18 SVP-Parlamentarier eingeladen gewesen. Ob man da wirklich von Ausgrenzung sprechen könne, fragt Schawinski. Darauf Blocher: «Das ist nicht massgebend, die durften einfach auch noch ein bisschen reden.»
Den Vorwurf Schawinskis, mit seiner Ausgrenzungstheorie einfach ein anderes Wording für «Lügenpresse» zu verwenden, pariert Blocher rhetorisch gewandt, aber inhaltlich dünn damit, dass es nicht direkt eine Lügenpresse gebe, «aber halt einfach eine Political Correctness in den Medien, die sehr weit geht».
Auf Schawinskis Diagnose eines Minderwertigkeitskomplexes, den er aus seiner Abwahl und seiner Familiengeschichte her beziehe und nun auf seine ganze Partei projiziere, reagiert Blocher gelassen. Natürlich habe es ihm wehgetan, abgewählt zu werden, aber an der Sache ändere das nichts. Die Medien hätten die SVP in der DSI-Debatte ausgegrenzt. Punkt.
Es sei beispiellos, dass man einer Partei vorwerfe, die Menschenrechte zu missachten, die die SVP «immer, immer hochgehalten» habe, und überdies geradezu absurd, der SVP vorzuwerfen, die Pfeiler des demokratischen Rechtsstaates aushebeln zu wollen. Und dann bringt Blocher wieder eine Analogie zum nazideutschen Faschismus: «Damals hatten wir einen äusseren Feind, nun haben wir einen im Innern, der alles auflösen will.»
Angesichts des anhaltenden Nonsenses, den Blocher von sich gibt, fragt ihn Schawinski zum Schluss der Sendung, ob er eigentlich auch mal eine Manöverkritik mache, beziehungsweise, um es in Blochers Worten zu sagen, ob er auch mal überlege, «ob er vielleicht einen Seich gemacht hat.»
Blochers Antwort darauf ist hinreichend herablassend und Schawinskis Replik abschliessend entlarvend: Er mache immer Manöverkritik, aber «sicher nicht vor dem Herrn Schawinski», sagt Blocher. Dazu müsse er Persönlichkeiten vor sich haben, «aber das sind sie nicht». Zum Abschluss noch eine Beleidigung, entgegnet Schawinski, aber er wisse ja, wenn sie unflätig werden, sind sie in der Defensive.