Schweiz
Migration

Warum Fussballklubs bei Integration wichtig sind – aber nicht für Frauen

Warum Fussballvereine bei der Integration so wichtig sind – aber nicht für Frauen

17.08.2022, 10:0017.08.2022, 09:47
Mehr «Schweiz»
Kinder Junioren Nachwuchs Training Fussball
Bild: Shutterstock

Fussballvereine fördern die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund. Dabei tun sich Frauen schwerer als Männer. In die Schweiz eingewanderte Frauen finden einer Studie zufolge selten den Weg in Vereine.

Insgesamt zeige sich eine hohe soziale Integration aller Vereinsmitglieder, und zwar unabhängig von der Migrationsgeneration, heisst es in der am Mittwoch vom Schweizerischen Fussballverband (SFV) veröffentlichten Studie des Instituts für Sportwissenschaft an der Universität Bern zum Thema «Soziale Integration in Schweizer Fussballvereinen».

Fussballvereinsmitglieder sind demnach in gelingende Beziehungen eingebunden, wissen über zentrale Normen und Gewohnheiten in den Vereinen Bescheid und identifizieren sich stark mit dem Verein. Die Einbindung in vereinspolitische Prozesse fällt hingegen weniger stark aus.

Wie bei Mitgliedern im Allgemeinen gelinge auch die soziale Integration von Frauen mit Migrationshintergrund. Jedoch fänden gerade Frauen, die selbst in die Schweiz eingewandert seien, selten den Weg in die Vereine, heisst es in der Studie.

Und die Studie belegt weiter, dass den Sprachfähigkeiten, der individuellen Vereinsbiografie und der Geselligkeit in den Vereinen eine hohe Bedeutung für die soziale Integration zukommt. Gerade in den Teams werden demnach vielfältige soziale Beziehungen aufgebaut, die oft als soziales Netzwerk über den Verein hinausreichen.

Sprachbarrieren werden niedriger

Viele Personen berichten laut Studie von der Teilnahme an geselligen Anlässen. Ausgeprägte gesellige Strukturen wie beispielsweise Teamanlässe, regelmässiges Zusammensitzen nach Trainings oder ein entspanntes Teamklima sind demnach verbunden mit mehr sozialer Integration aller Mitglieder.

Sprachbarrieren werden zwar kaum als Hindernisse zur Teilnahme am Training beschrieben, jedoch verhindern sie die Teilnahme an den geselligen Gelegenheiten zum gegenseitigen Austausch. Viele Personen berichten davon, durch den Verein die Sprachfähigkeiten verbessert zu haben.

Menschen mit Migrationshintergrund sind jedoch weniger lange Mitglied und sind seltener in Ehrenämter eingebunden. Sie sind ausserdem deutlich öfter von Diskriminierung im Verein betroffen. Jedes zehnte immigrierte Mitglied berichtet davon. Solche Erfahrungen gehen mit weniger Integration im Verein einher.

Zentrale Rolle von Trainingspersonen

Es biete sich an, die Erkenntnisse der Studie über Ausbildungsangebote in die Vereine und in die Teams zu tragen, betonen die an der Studie Beteiligten. Den Trainerinnen und Trainern komme angesichts der hohen Bedeutung des Teams für die soziale Integration und ihrer Vorbildrolle im Umgang mit kultureller Vielfalt eine zentrale Rolle zu.

Die Studie basiert nach eigenen Angaben auf qualitativen und quantitativen Daten und berücksichtigt Aussagen von zentralen Funktionärinnen und Funktionären sowie Vereinsmitgliedern mit und ohne Migrationshintergrund.

5 Tipps für Schwiizerdüütschlernende

Video: watson/Emily Engkent

Die quantitative Teilstudie basiert auf Daten aus 42 Schweizer Fussballvereinen in der Deutsch- und Westschweiz, 145 Teams sowie 1839 Vereinsmitgliedern.

Die qualitative Teilstudie basiert auf 11 Fokusgruppeninterviews mit 22 Menschen mit Migrationshintergrund zur sozialen Integration im Verein und in die Gesellschaft sowie auf 18 Fallstudien mit insgesamt 44 Experteninterviews zur Entstehung und Umsetzung von integrativen Bemühungen in den Vereinen. (aeg/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
4 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
4
So oft werden queere Lehrpersonen in der Schweiz diskriminiert
Im Kanton Zürich wurde ein schwuler Lehrer wegen seiner Sexualität von Eltern und Schulleitung diskriminiert. Kein Einzelfall, wie eine Umfrage von watson bei 15 kantonalen Lehrerverbänden zeigt.

Der Fall sorgte vergangene Woche schweizweit für Aufsehen: Nach starkem Druck von konservativen und religiösen Eltern auf eine Schulleitung im Zürcher Oberland entliess diese einen langjährigen Lehrer wegen seines Sexualkunde-Unterrichts mit LGBTQ-Themen. Das Brisante daran: Der Lehrer wurde klar wegen seiner Homosexualität diskriminiert.

Zur Story