Campervans, Wohnmobile ... sie haben durchaus ihren Reiz. Und einige bieten durchaus schöne und praktische Inneneinrichtungen an. Nur etwas bieten sie kaum: ein schönes Design. Etwa:
Lauter gschtabige, schachtelförmige Ungetüme, wo man nur hinsieht. Meist in Waschmaschinen-Weiss gehalten, mit irgendwelchen nichtssagenden Aufklebern auf der Seite. Wäh.
Think again.
Das, verehrte Userschaft, ist der GMC Motorhome, der von 1973 bis 1978 erhältlich war. Und er stellt nichts weniger als den nie wieder erreichten Höhepunkt in der Entwicklung des Wohnmobils dar.
Das Teil war nicht nur ein unglaublich stylishes Design, ...
... öfter als nicht mit kultigen Siebzigerjahre-Deko-Streifen verziert, ...
... nein, es war auch noch ein technisch ungeheuer cleverer Entwurf, geradezu ein ergonomisches Wunder.
Seht, als Ausgangspunkt diente nämlich dieses Gefährt hier, der Oldsmobile Toronado.
Jawohl, dieses schnittige Ding machte den GMC Motorhome erst möglich, denn ... der Oldsmobile Toronado hatte Frontantrieb. Und somit konnte GMC den gesamten Fahrantrieb, der praktischerweise komplett ganz vorn untergebracht war, übernehmen ... und einfach das Leiterrahmenchassis dann auf die gewünschte Länge verlängern.
Der Vorteil: Hinter dem Motor hat man so eine bis zuhinterst ebene Fläche, auf die man aufbauen kann. Somit kann man eine Wohnkabine einrichten, in der ein grossgewachsener Mensch aufrecht gehen kann, ohne dass dabei die Gesamthöhe des Fahrzeugs allzu sehr erhöht werden muss.
Bei einem konventionell ausgelegten Reisemobil mit Antriebswelle hinten muss man entweder den Innenraum um diese herum bauen, ergo mit diversen Treppenstufen in der Wohnkabine, oder man packt die ganze Kiste wie bei einem Lastwagen obenauf, was zu einem Fahrzeug mit beträchtlicher Gesamthöhe führt. Der GMC Motorhome hingegen war einiges aerodynamischer und hatte erst noch eine geräumigere Wohnkabine.
Hey, der Boden der Kabine war gerade mal 36 cm über der Strasse.
Zwei Versionen gab es: Eine 7-Meter-Variante namens Birchaven und eine 8-Meter-Variante namens Royale. Viele Menschen würden heute die Version mit dem kürzeren Radstand bevorzugen, aber von den von 1973 bis 1978 insgesamt 12'921 hergestellten Motorhomes baute GMC etwa 90 Prozent in der Royale-Variante.
Beide boten eine unglaublich gut durchdachte Inneneinrichtung und für die damalige Zeit unvorstellbar moderne Ausstattung.
Die Interieure wurden von der Gemini Corporation, einer Tochtergesellschaft von GM, gebaut, die ein fortschrittliches Team-Konzept verfolgte, bei dem Teams von Arbeitern die Räume des Wohnmobils vollständig ausbauten, anstatt repetitive Aufgaben am Fliessband auszuführen.
Die Tatsache, dass drei von vier gebauten GMC Motorhomes auch heute noch im Einsatz sind, spricht Bände über ihre Qualität.
1978 wurde die Produktion eingestellt. Aufgrund des Ölembargos und der Benzinknappheit war der Markt für Wohnmobile vorübergehend ausgetrocknet. Aber die Liebe zu dieser innovativen Ikone ist geblieben. Heute gibt es eine aktive Szene, welche diese Vehikel am Leben erhält, mit einer hilfsbereiten Besitzer-Community, die Neulinge willkommen heisst.
Da der Antriebsstrang mit einem gängigen Serienauto geteilt wird, ist die Beschaffung von Ersatzteilen für Reparaturen und Wartung so einfach wie die Bestellung von Teilen für einen Mitte-Siebziger-Toronado. Ja, es ist ein grosser alter 7,5-Liter-V8-Motor, aber dank seiner aerodynamischen Form schafft der GMC Motorhome offenbar erstaunlich gute Verbrauchswerte – selbst gar nach modernen Standards.
Uff. Das wird ja immer verlockender, verdammt!
Auf jeden Fall besser als ein Zelt.
Und geiler als so ein modernes Plastikkisten-Wohnmobil allemal.
... der ab 1976 angebotene «Barbie Star Traveler» ...
... war ein GMC Motorhome. Jap, richtig.