Die Schweiz ist kein Hochrisikoland für Erdbeben. Am Mittwoch hat im Jura die Erde aber wieder einmal überdurchschnittlich stark gebebt. Das Erdbeben war unter mit einer Stärke von 4,3 auf der Richterskala unter den 24 stärksten, die seit 1975 in der Schweiz spürbar waren. Das Epizentrum lag ungefähr 13 Kilometer südwestlich von Pruntrut. Das Beben ereignete sich um 15.50 Uhr in einer Tiefe von 5,7 Kilometern, wie der Schweizerische Erdbebendienst an der ETH Zürich (SED) mitteilte.
Der Erdstoss war in weiten Teilen des Schweizer Mittellandes zu spüren. Vom Kanton Freiburg bis zum schwyzerischen Muothatal in 146 Kilometern Entfernung gingen Meldungen beim SED ein. Auch in Frankreich, von Belfort bis Mulhouse, war das Beben spürbar. Schadensmeldungen sind jedoch weder bei der Schweizer noch bei der französischen Polizei eingegangen.
In der Schweiz kommt es immer wieder zu meist kleineren Erdbeben. Seit Anfang 2023 hat der SED hierzulande 228 Beben registriert. Pro Jahr gibt es rund 1000 bis 2500 Erdbeben in der Schweiz, von der Bevölkerung tatsächlich verspürt werden aber nur etwa 10 bis 20. Diese weisen in der Regel Magnituden von 2,5 oder mehr auf.
4757 solcher Erdbeben (Magnitude ≥ 2,5) finden sich in der SED-Datenbank für die Schweiz sowie das nahe Ausland. Sie gehen bis auf das Jahr 250 zurück, als in Augusta Raurica bei Basel die Erde bebte. Die Aufzeichnungen sind allerdings erst ab 1975 und der Installation eines Netzwerks mit rund 200 Messstationen verlässlich. Zuvor wurde die Bebenstärke anhand historischer Berichte, natürlicher Archive (Seesedimente, abgebrochene Tropfsteine in Höhlen etc.) und eines statistischen Verfahrens geschätzt.
Die Beben in der Schweiz sind hauptsächlich die Folge des Aufeinanderprallens der europäischen und der afrikanischen Lithosphärenplatten. Das Wallis ist die Schweizer Region mit der höchsten Gefährdung, gefolgt von Basel, Graubünden, dem St.Galler Rheintal und der Zentralschweiz. Regionen, in denen keine Erdbeben möglich sind, gibt es in der Schweiz nicht.
So starke Erdbeben wie dasjenige vom Mittwoch in Porrentruy sind in der Schweiz und im nahen Ausland eher selten. 374 Beben mit einer Magnitude von 4,0 oder mehr lassen sich in der SED-Datenbank finden, im neuen Jahrtausend sind es bislang 13.
Das bisher stärkste Erdbeben in der Schweiz ist das Basler Erdbeben vom 18. Oktober 1356. Es hatte eine Magnitude von etwa 6,6 und zerstörte damals grosse Teile der Stadt Basel. Über die Anzahl der Todesopfer gibt es verschiedene Angaben. Von bis zu 2000 ist in einigen historischen Quellen die Rede, in anderen wird jedoch nur von etwa 100 Opfern gesprochen, da viele Basler nach dem Vorbeben am Nachmittag aus der Stadt geflohen seien.
Käme es heute in Basel zu einem ähnlichen Erdbeben, wäre mit mehreren tausend Todesopfern, zehntausenden Schwer- und Leichtverletzten sowie mit Sachschäden in der Grössenordnung von bis zu 140 Milliarden Schweizer Franken zu rechnen.
Die Wahrscheinlichkeit für ein katastrophales Beben mit einer Magnitude von etwa 6 oder mehr liegt bei rund einem Prozent pro Jahr. Im Schnitt ist alle 50 bis 150 Jahre mit einem solchen Ereignis zu rechnen. Ein Erdbeben dieser Stärke ereignete sich zum bislang letzten Mal im Jahr 1946 bei Sierre im Wallis. Es könnte also bald wieder so weit sein. Ein verheerendes Erdbeben kann in der Schweiz gemäss SED überall und jederzeit auftreten.