Good News für die Passagiere der 2. Klasse. Mit dem Fahrplanwechsel haben SBB & Co. mit dem «Sparklassenwechsel» ohne viel Aufhebens ein schweizweites Billig-Upgrade für die 1. Klasse eingeführt. Das Angebot richtet sich primär an knapp 400'000 GA-Kundinnen (2. Klasse), aber auch an Nutzer von Tages- und Streckenkarten.
Durch das Sparklassenbillett werden Passagiere also animiert, vermehrt die 1. Klasse zu nutzen. «Das primäre Ziel ist, schwach ausgelastete Züge besser auszulasten. Das Angebot kann aber sicher auch die Auslastung innerhalb eines Zuges glätten. In erster Linie erfüllen wir damit aber einen häufig geäusserten Wunsch von GA-Kundinnen und -Kunden», sagt Thomas Ammann, Sprecher der ÖV-Branchenorganisation Alliance Swisspass.
Eine kurze Recherche via SBB-App zeigt, wie günstig der Sparklassenwechsel tatsächlich ist:
Was erstaunt: Die Sparklassenwechsel sind selbst auf Hauptstrecken in Stosszeiten verfügbar. Diese Züge sind teils selbst in Corona-Zeiten sehr voll.
Wie kann das sein? Es gebe auch in den Stosszeiten Züge, die schwach ausgelastet sind. «Aktuell ist die Nachfrage auf den Fernverkehrszügen wegen der Corona-Pandemie unterdurchschnittlich. Somit gibt es zur Zeit auch in Zügen Sparbillette, in denen es sonst keine gibt», sagt SBB-Sprecher Martin Meier.
Wer beim Anblick von übervollen 2.-Klasse-Wagen auf dem Perron spontan ein Billig-Upgrade lösen will, muss aufpassen: Aktuell können die Sparklassenwechsel nur bis eine Stunde vor Abfahrt gekauft werden. «Ab Ende Januar wird dies bis direkt vor der Abfahrt möglich sein», so Ammann weiter.
So oder so muss man kein Hellseher sein, um vorauszusehen, dass in Zukunft vermehrt Passagiere von der 2. in die 1. Klasse wechseln werden. Werden dadurch die Besitzer von 1.-Klasse-GAs nicht benachteiligt? «Fahrgäste mit GA für die 1. Klasse reisen nach wie vor zu einem sehr attraktiven Pauschalpreis ein ganzes Jahr auf dem gesamten ÖV-Netz. Dies auch mit voller Flexibilität», schreibt die SBB dazu.
Keine Freude an den Billig-Upgrades hat die ÖV-Passagierorganisation Pro Bahn. Man unterstütze zwar grundsätzlich eine Vergünstigung von ÖV-Billetts. «Was wir aber nicht mittragen, sind Spezialangebote oder intransparente Tarife. Beziehungsweise Billettangebote mit massiven Vergünstigungen, die ein Ungleichgewicht zwischen den Reisenden zur Folge haben», sagt Pro-Bahn-Präsidentin Karin Blättler zu watson.
Der öffentliche Verkehr stelle die Grundversorgung auf Strasse, Schiene, Wasser und Luftseilbahn in der Schweiz sicher und werde von der öffentlichen Hand mitfinanziert. «Eine freie Preisgestaltung analog der Luftfahrt ist deshalb aus unserer Sicht hier nicht vertretbar», so Blättler weiter. Aufgrund dessen plädiere Pro Bahn schon seit Jahren, das Tarifwesen bezahlbar, transparent und einfach zu gestalten. «Vielmehr sollte man Bonussysteme oder Vielfahrerrabatte einführen», so Blättler. Das Tarifsystem müsse zudem einfach handhabbar sein und auf allen Verkaufskanälen zur Verfügung stehen. Die Sparklassenwechsel sind derweil nur auf der SBB-App verfügbar. Ob und wann der Sparklassenwechsel auch via Webseite zugänglich ist, ist laut SBB derzeit noch offen.