Dem Grosi ein Säckli selbstgemachte Mailänderli, der Freundin eine witzige Karte und dem Onkel einen neuen Nasenhaartrimmer. Weil grosse Weihnachtsfeste in diesem Jahr nicht erlaubt sind, schickt man das Geschenk halt ganz einfach per Post.
Wer aber will, dass die Liebsten ihre Überraschung pünktlich erhalten, sollte sich langsam sputen. Denn bei der Post kann es zu Verspätungen kommen – und Onkel Otto muss seine Nasenhaare vielleicht noch bis Silvester wuchern lassen.
Damit die Sendungen bis Weihnachten beim Empfänger eintreffen, empfiehlt die Post, A-Post bis zum 21. Dezember und B-Post bis zum 18. Dezember aufzugeben. «Wer seine Geschenke beisammen hat, soll sie doch gleich verschicken», sagt ein Mediensprecher. So sei man auf der sicheren Seite. Denn bei der Post kratze man an der Kapazitätsgrenze.
Momentan schafft es die Post gerade noch so, all die Aufträge zu stemmen – dank aufgestockter Ressourcen und temporären Mitarbeitenden. Die grosse Mehrheit der Päckli kommt immer noch pünktlich an. «Nur etwa zehn Prozent der Sendungen haben ein oder zwei Tage Verspätung», sagt der Sprecher.
Für den Kunden kann dies ärgerlich sein, wie diverse Einträge auf Twitter bezeugen. So gab beispielsweise eine Kundin am 3. Dezember ein A-Post-Paket auf. Der Zustellungstermin wurde daraufhin auf den 8. Dezember angekündigt – einige Tage später als erwartet.
Dieses Jahr haben wir mehrere lokale Paketzentren eröffnet und für die Weihnachtsaison zusätzliche Leute eingestellt. Die Situation verändert sich aber schneller, als wir reagieren können. ^StKe
— Die Post │ News (@swisspostnews_d) December 7, 2020
Die Post entschuldigt sich für die Umstände. «Wir bitten in dieser sehr aussergewöhnlichen Situation aber auch um die Toleranz unserer Kundschaft», sagt der Sprecher.
Aktuell werden seit Tagen über eine Million Päckli verarbeitet. «Solche Spitzenwerte gab es vereinzelt auch schon im vergangenen Jahr», sagt der Mediensprecher. «Aber dass wir jeden Tag die Millionengrenze überschreiten, gab es noch nie.»
Hauptgrund für das hohe Volumen ist die Coronapandemie. Sie hat die Digitalisierung stark beschleunigt, immer mehr Kunden bestellen online. Im November trieben die Rabatt-Tage Black Friday und Cyber Monday die Paketmengen in die Höhe, jetzt ist es Weihnachten.
Dass es vereinzelt zu Verspätungen komme, läge aber nicht nur am Volumen. So erschweren etwa Hygienemassnahmen die Arbeit in den Paketzentren zusätzlich und der Schneefall beeinträchtige in vielen Regionen die Auslieferung. Trotz der schwierigen Umstände setze man alles daran, Sendungen pünktlich auszuliefern, leiste Überstunden, fahre Zusatztouren, arbeite bis zum Umfallen. «Die Leistung der Mitarbeitenden ist enorm», sagt der Sprecher. «Aber wir laufen am Anschlag».
Viel höher darf die Paketmenge also nicht mehr werden. Doch genau das droht: In den Tagen vor Heiligabend schnellen Online-Bestellungen erfahrungsgemäss noch einmal in die Höhe. In den nächsten paar Tagen könnte die Belastungsgrenze also endgültig erreicht werden – und damit die Katastrophe.
«Wenn die Post die Pakete nicht mehr verarbeiten kann, kommt es bei den Händlern zu Paketstaus», sagt Patrick Kessler, Präsident des Schweizerischen Handelsverbands. «Das würde in einem Dominoeffekt enden und schliesslich das gesamte System zum Einsturz bringen.» Den Akteuren selbst seien aber die Hände gebunden.
«Die Post hat getan, was sie konnte», sagt Kessler. Er appelliert nun an den gesunden Menschenverstand: «Konsumenten sollten für diese schwierige Lage Verständnis zeigen und ihre Weihnachtsgeschenke nicht auf den letzten Drücker organisieren.»
Etwas Entlastung im Online-Geschäft könnten auch die anstehenden Sonntagsverkäufe bringen. «Es wäre fatal, wenn diese gestrichen würden», sagt Kessler. Wer seine Geschenke nämlich an einem dieser Sonntage eingekauft hätte, würde auf Online-Shops ausweichen, was die Bestellmenge weiter erhöhen würde. «Spätestens dann wäre die oberste Grenze erreicht.»
Der Handelsverbandspräsident prophezeite bereits im Voraus, dass die Kapazitäten der Post trotz aufgestockter Ressourcen nicht ausreichen werden. Schon vor Corona wuchs das Paketgeschäft drastisch an. 2010 lag die Paketmenge noch bei 108 Millionen.
Im vergangenen Jahr verarbeitete die Post dann 40 Millionen Päckli mehr. Und in diesem Jahr beläuft sich die Zahl bereits Ende November auf über 159 Millionen. «Für die Händler mag es ärgerlich sein, wenn sie ihre Lieferversprechen nicht einhalten können», sagt Kessler. «Sie können momentan nicht mehr tun, als auf die Verzögerungen hinzuweisen.»
Merci an alle die für einen Hungerlohn im Dauerstress bei Wind und Wetter für uns den ganzen Tag/Nacht auf Achse sind!
Gerade Heute habe ich ein Paket erhalten und es war schneller als erwartet. Und auch wenn ich warten müsste würde mir kein Zacken aus der Krone fallen. Ich freue mich dann immer, dass ich mit tracking schauen kann wo mein Paket gerade ist. Die Pöstler und Paketboten machen was Sie können und das genügt mir.
#EasyPeasyLemonSquizy
Aber trotzdem. Wenn die Post behauptet, dass sich 'die Situation schneller entwickelt, als sie dachten' haben sie sich einfach zu schlecht vorbereitet. In jedem anderen Betrieb würde man sagen: Achtung, Kunde droht mit Auftrag.