Bergseen wirken auf viele Wanderer magisch. Ihre Faszination zieht uns an. So war das auch bei unseren Bergseen-Tipps vor einigen Wochen. Weil ihr die so geliebt habt, kommt hier Teil 2. Allerdings legen wir hier den Fokus auf das Farbenspiel. Übrigens: Wer gerne Bergseen einfach erreicht, der ist hier gut aufgehoben.
Aber zu den Farben: Wir verzichten hier auf die Musterschüler und allseits bekannten Gewässer wie den Blausee bei Kandersteg, den Schwarzsee in den Freiburger Alpen oder den Oeschinensee. Dafür haben wir wieder einige unbekannte Perlen ausgegraben.
Einige Seen zeigen ihre spezielle Farbe offen, andere hüten ihr Geheimnis unter der Wasseroberfläche und wieder andere wechseln gar nur selten zu einem imposanten Farbton.
Distanz: 8 Kilometer
Dauer: ca. 2 Stunden
Kondition: leicht
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Auf dem Berninapass zeigt sich ein besonderes Schauspiel. Der grosse Lago Bianco erhielt seinen Namen von der Gletschermilch (Silt enthaltendes Gletscherwasser), das den Stausee speist. Der weisslich schimmernde See ist übrigens auch eine Wasserscheide. Gegen Osten fliesst das Wasser (aus dem Lej Nair) ins Schwarze Meer ab, gegen Süden in die Adria.
Der See lässt sich wunderbar von der Rhätischen Bahn aus bestaunen. Doch es lohnt sich auch eine Umwanderung des Gewässers auf rund 2200 Metern über Meer. Diese dauert rund zwei Stunden und verläuft mehrheitlich flach.
Doch der Lago Bianco ist nicht alleine. Gleich daneben liegt der Lej Nair, der Schwarzsee. Dieser verdankt seine dunkle Farbe der Torfmulde. Der Kontrast zwischen den beiden Seen, die nur rund 100 Meter voneinander entfernt liegen, ist einmalig.
Distanz: 2,5 Kilometer
Dauer: 75 Minuten
Kondition: leicht
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Arolla ist einigen vielleicht ein Begriff, wegen des höchstgelegenen Campingplatzes Europas (1950 m). Und wer schon mal da ist, der sollte sich das natürliche Highlight der Gegend nicht entgehen lassen: den Lac Bleu.
Die blaue Farbe stammt aus der Kombination von Algen und den von Gletschern hinterlassenen Tonschichten. Die Quelle mit dem speziellen Wasser entspringt rund 10 Meter über dem See und fliesst in einem eindrücklichen Wasserfall in das Gewässer. Der See ist dabei das ganze Jahr durch ein lohnendes Ziel. Jetzt im Herbst wirken die Farben besonders intensiv, wenn sich die Lärchen an den Ufern goldgelb verfärben – traumhaft.
Der See lässt sich von Arolla aus in rund 90 Minuten erreichen. Kürzer ist die Wanderung aber von Satarma oder La Gouille aus. Die drei Wege lassen sich auch wunderbar kombinieren.
Distanz: 12 Kilometer
Dauer: fast 4 Stunden
Kondition: mittel
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Wir kommen zum geheimnisvollsten See dieses Listicles: dem Lago di Cadagno. Auf den ersten Blick wirkt dieser nämlich nicht besonders spannend im Hochtal mit rund 20 Bergseen. Und ja, man sieht das Spezielle auch nicht als normaler Besucher. Aber einen Anhaltspunkt gibt es: Der Cadagnosee beheimatet einen viel grösseren Fischreichtum als andere Bergseen.
Wirklich mysteriös wird es denn auch in der Tiefe. Schon vor über 100 Jahren fand der Forscher Felix-Ernest Bourcart dank Proben heraus, dass das Wasser des Seegrunds besonders dunkle Farbe ausweist und nach Schwefel riecht.
Doch damit nicht genug. Wie Schweiz Tourismus beschreibt, besteht der See aus drei Wasserschichten. Die oberste Schicht enthält Granitmineralien und ist ideal für Fische, die unterste ist mit Salzen aus dem Dolomitgestein angereichert, was sie schwer und sauerstofffrei hält. Der Höhepunkt ist aber die Mittelschicht: Hier sorgt ein besonderes Schwefelbakterium in einer Tiefe zwischen 11 und 13 Metern dafür, dass sich das Wasser rosarot färbt. Das seltene Phänomen nennt sich Meromixis.
Auch wenn man als Wanderer diese Schichten so nicht sieht, haben wir drei andere Highlights gefunden: Denn der Cadagnosee lässt sich wunderbar mit dem Tom- und dem bekannten Ritomsee kombinieren.
Distanz: 2,5 Kilometer
Dauer: 40 Minuten
Kondition: leicht
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Schwarze Seen – oder zumindest Seen, die so benannt wurden – existieren in der Schweiz einige. Ein wahres Paradies bietet der Etang de la Gruère im Jura.
Der See im Naturschutzgebiet lässt sich wunderbar umwandern und man kann auch im Gewässer baden. Falls du das machst, wirst du danach wohl wissen, warum der See sich schwarz färbt. Er liegt in einer Torfmoorlandschaft.
Der See wurde übrigens im 17. Jahrhundert durch einen Erddamm gestaut. So konnte eine Mühle betrieben werden. Und ja: Im Winter darf man auf dem See Schlittschuh laufen – allerdings auf eigene Gefahr. Die Eisdicke wird nicht kontrolliert.
Distanz: 10 Kilometer
Dauer: 3 Stunden
Kondition: mittel
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Wenn du bei den Seen bei Punkt 1 noch nicht genug gesehen hast, dann fahr noch etwas weiter Richtung Poschiavo. In nur 15 Minuten erreichst du den Startpunkt zur Wanderung zum Lagh da Saoseo.
Dieser wird immer mal wieder als einer der schönsten Bergseen der Schweiz angepriesen. Und wenn du dort bist, wirst du wissen, wieso: Das klare Wasser leuchtet kobaltblau. Besonders im Herbst, wenn sich auch hier die Lärchen verfärben, ist die Farbkombination einfach nur zauberhaft.
Wir haben beim Wandervorschlag hier darauf verzichtet. Aber wer Lust und Zeit hat: Wandere weiter bis zum Lagh da Val Viola, der mit seinem Dunkelviolett ebenfalls für ein grossartiges Farbenspiel inmitten der Wälder sorgt. Und ja: Die beiden Seen sind nur zu Fuss erreichbar.
Distanz: ca 5,5 Kilometer
Dauer: knapp 2 Stunden
Kondition: mittel
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Diese Wanderung führt dich gleich zu drei Seen: zum Unteren, Mittleren und Oberen Schwärziseeli. Aus dem obersten See auf rund 2600 Metern über Meer entspringt die Reuss (Furkareuss). Teilweise werden die Seen auch Blaubergseen genannt (nach dem Berg in der Nähe).
Die Seen liegen eigentlich nicht weit vom Furkapass entfernt, von wo wir unsere Wanderung starten. Aber als Familienwanderung würde ich diese nicht empfehlen. Denn der Weg führt über viel Geröll und man muss ständig konzentriert auf seine Schritte achten.
Ein Besuch lohnt sich hier insbesondere in den frühen Morgenstunden. Den Sonnenaufgang mit Blick ins Ursental zu erleben, belohnt dich für den mühseligen Weg zu den Seen auf dem kleinen Bergplateau.
Distanz: ca. 1,3 Kilometer
Dauer: 20 Minuten
Kondition: leicht
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Wir kommen zum nächsten Bijou, das sich insbesondere auch im Herbst lohnt. Dafür empfehle ich die Anreise über Moutier und dann hinauf zur Gorges du Pichoux. Die farbigen Wälder werden dich verzaubern. Und auch die Fahrt durch die Pichoux-Schlucht ist eindrücklich.
Doch damit nicht genug. Mitten in der Schlucht wartet mit dem Lac Vert ein weiteres Highlight auf dich. Dieses ist vom Parkplatz aus in nur rund zehn Minuten erreichbar. Der See leuchtet in Grüntönen und bietet einen idealen Picknickplatz.
Übrigens: «Pichoux» bedeutet übersetzt «1000 Quellen». Du wirst auf der Wanderung und am See merken wieso. Die Gegend wurde ins Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung aufgenommen. Auch dies wirst du nach dem Besuch als richtig erachten.
Distanz: 10 Kilometer
Dauer: ca. 4 Stunden
Kondition: mittel
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Ja, die 5-Seen-Wanderung ist eigentlich zu bekannt, um in der Serie «Rauszeit» erwähnt zu werden. Aber die fünf Seen überzeugen farblich dermassen, dass sie einfach wie die Faust auf das heutige Thema passen.
Obwohl auch der Schottensee (blau) und der Schwarzsee (schwarz) farblich spannend sind, hat es mir hier der Wildsee angetan. Das türkisfarbene Wasser vor dem Pizolgipfel sucht seinesgleichen.
Du wirst auf der Wanderung kaum alleine sein, denn sie gehört zu den beliebtesten der Schweiz. Lasse dich dadurch nicht verleiten: Es ist kein Spaziergang, nimm die richtige Wanderausrüstung mit gutem Schuhwerk mit.
Distanz: ca. 2 Kilometer
Dauer: ca. 30 Minuten
Kondition: leicht
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Zum Abschluss noch ein Bonus mit zwei roten Seen. Ja, richtig gelesen. Das Wasser kann sich hier in klarem Rot färben.
Die Betonung liegt allerdings auf «kann», darum als Bonus. Wir beginnen mit dem Hohseil-Seeli auf dem Niederhorn. Dieses verfärbt sich praktisch in jedem Sommer jeweils nach langen Hitzeperioden rot.
Grund dafür, dass sich das Gewässer auf dem Güggisgrat so färbt, sind Grünalgen, welche durch die Hitze und Regenfälle zu wuchern begannen. Sie produzieren dann den Farbstoff Hämatochrom – und fertig ist das rote Schauspiel.
Das Phänomen mit den Algen ist nicht einzigartig in der Schweiz. Bei Samnaun liegt das Rote Seeli, das seinen Namen ebenfalls der teilweise roten Farbe verdankt.
Allerdings trocknet auch dieses im Sommer meist aus. Bernhard Aeschbacher, Vize-Direktor bei der Tourismus Engadin Scuol Samnaun Val Müstair AG, schreibt auf Anfrage, dass der auftauende Permafrost als Grund für das Austrocknen im Sommer vermutet wird. Der Effekt mit dem roten Wasser war zuletzt 2013 zu beobachten. Ob es wieder einmal passiert, ist fraglich. Aber wie beim Niederhorn gilt auch hier: Die Gegend lohnt ein Besuch. Wir nahmen dich da auch kürzlich auf den Muttler mit.
(Das Foto ist nicht von mir, sonst wäre ich wohl wirklich hingefallen)