Die Corona-Pandemie hat die Luftfahrt in historischem Ausmass getroffen. Auf dem grössten Flughafen der Schweiz in Zürich-Kloten sank die Passagierzahl 2020 auf 8,3 Millionen, das ist ein Rückgang von fast drei Vierteln. Von den 8,3 Millionen Passagieren wurde rund die Hälfte in den Monaten Januar und Februar abgefertigt, danach kam der Flugbetrieb teilweise fast komplett zum Stillstand.
Im April – auf dem Höhepunkt der Krise – wurden gerade einmal 27'000 Personen abgefertigt. Das war gleichbedeutend mit einem Minus von 99 Prozent und so wenig wie seit 1952 nicht mehr.
Nach einem Jahr Corona-Krise hat sich die Situation etwas erholt – doch die Auswirkungen auf die Luftfahrt sind noch immer enorm.
Eine Übersicht in vier Punkten – und ein Blick in die Zukunft:
Noch immer herrscht am Flughafen Zürich Ausnahmezustand – denn auch ein Jahr nach Beginn der Pandemie verzichten viele auf Flugreisen. Fast 9 von 10 Passagieren bleiben im Moment aus, zeigen die neusten Zahlen von «ZRH».
Die Animation zeigt deutlich: Mit dem Lockdown ab Mitte März kam der Flugverkehr ab Zürich fast komplett zum Erliegen.
Seit der Eröffnung des Flughafens in den späten 1940er-Jahren hat das Fliegen stets an Beliebtheit gewonnen – auch ein kurzfristiger Einbruch durch die internationale Unsicherheit rund um die Anschläge vom 11. September 2001 und das fast zeitgleich stattfindende Grounding der Swissair konnten diesen Trend nicht stoppen.
Doch dann erfasste Corona im Frühjahr 2020 die Schweiz mit voller Wucht – und brachte die Luftfahrt zum Stillstand. Der schwächste Monat war der April, wo nicht mal 900 Linien- und Charterflüge von und nach Zürich verzeichnet wurden – darunter einige Repatriierungsflüge, um Personen in die Schweiz zurück zu holen.
Auch als der Flugverkehr im Sommer wieder zugenommen hatte, war die Anzahl der Passagierzahlen bescheiden. Im Januar 2021 verzeichnete der Flughafen Zürich gerade mal 288'000 Passagiere (berücksichtigt werden alle Passagiere, die via Zürich geflogen sind als auch Transitpassagiere). Vor einem Jahr – als die Welt «noch in Ordnung» war – waren es über 2,1 Millionen.
Stark betroffen sind auch die beliebtesten Destinationen ab Zürich. Beeinflusst durch Einreiseverbote oder Quarantäne-Regelungen schwankten die Flugverbindungen von Monat zu Monat.
So zählte man im Januar 2020 von Zürich nach London (oder zurück) als beliebteste Destination noch ganze 1390 Flugverbindungen, im April waren es gerade noch 59. Mit diesen knapp 60 Flugverbindungen schaffte es London im flugarmen Monat April noch knapp in die «Top 5» Destinationen, nach Frankfurt, Shanghai und Amsterdam. Im August hat London den «Thron» zurück erobert: Mit 315 Verbindungen wurde keine Destination häufiger angeflogen als London.
Auch Verbindungen nach Wien waren stark betroffen: Im Januar 2020 zirkulierten noch 550 Flugverbindungen von Zürich nach Wien und wieder zurück. Im April und Mai war es noch eine Maschine pro Monat. Im Juni stiegen die Verbindungen dann wieder auf knapp 100, im Juli schaffte es Wien mit 284 Flügen sogar zur beliebtesten Destination ab Zürich.
Ganz zum Erliegen kam der Flugverkehr nach Madrid in den Monaten April und Mai. Anfang des Jahres starteten und landeten in der spanischen Hauptstadt noch 472 Maschinen. Im Juli stiegen die Verbindungen dann auf 131.
Das waren nur ein paar Beispiele. Besonders im April und Mai wurden viele Destinationen nicht mehr angeflogen. Während im Januar noch 144 Destinationen von Zürich aus direkt angeflogen wurden, waren es im April noch 63, im Mai sank die Zahl sogar noch auf 57. Während den Sommermonaten kletterte die Anzahl angeflogenen Destinationen dann wieder auf bis zu 128. Diese Destinationen fielen zeitweise ganz aus:
Eine Destination sticht aus der animierten Grafik besonders heraus: Stuttgart. Nachdem im Januar noch 255 Maschinen von Zürich nach Stuttgart unterwegs waren, wird Stuttgart seit Einbruch des Flugverkehrs im April von Zürich aus gar nicht mehr angeflogen. «Stuttgart ist primär eine Zubringerstrecke, die unsere Fluggäste an internationale Flüge ab Zürich anbindet. Aufgrund der geringen Nachfrage und des reduzierten Flugplans wird diese Strecke aktuell nicht bedient», teilt uns die Fluggesellschaft Swiss auf Anfrage mit.
Nach einem Jahr Corona-Krise ist die Luftfahrtbranche von Normalbetrieb weit entfernt. Aber nicht nicht alle Destinationen sind gleich stark betroffen. So hat sich beispielsweise die Anzahl Flüge nach Istanbul verhältnismässig gut erholt (siehe Grafik unten).
Auch Flüge nach Pristina sind im Januar 2021 schon fast auf Vor-Pandemie-Niveau. Die Destination wird gemäss Edelweiss mehrheitlich von Gästen gebucht, welche ihre Freunde und Verwandten in dieser Region besuchen möchten. Es sei grundsätzlich eine Destination, bei der man eine grosse Nachfrage habe.
Die grossen Hub-Flughäfen wie Frankfurt, Amsterdam, London oder Madrid sind allerdings noch weit entfernt von den Zahlen vor einem Jahr.
Die Zahlen zeigen deutlich: Vom Normalbetrieb ist man aktuell weit entfernt. Im Vergleich zu den letzten beiden Januar-Monaten befindet man sich mit 288'000 Passagieren auf bescheidenem Niveau.
Wie schnell sich der Luftverkehr erholt, hängt sehr stark von der epidemiologischen Situation und den daraus resultierenden Reisebeschränkungen ab. Eine genaue Prognose, wann die Normalität zurückkehrt, wagen derzeit auch nur wenige. «Frühestens 2023, aber eher 2024», so der Tenor aus Expertenkreisen.
Doch die fortschreitende Impfung lässt Airlines hoffen. Carsten Spohr, Chef des Swiss-Mutterkonzerns Lufthansa ging gegenüber der deutschen WirtschaftsWoche Anfang Jahr davon aus, dass seine Fluggesellschaft 2021 wieder die Hälfte des Passagier-Niveaus von 2019 erreichen kann. In den ersten Monaten liegt man noch darunter, doch «für den Sommer und Herbst kalkulieren wir mit bis zu 70 Prozent».