Das letzte Geschäftsjahr liess den Flughafen Zürich noch jubeln: Dank Rekordzahlen konnten Umsatz und Gewinn gesteigert werden. Schon bei der Publikation der Zahlen im März 2020 war aber die Aussicht auf das aktuelle Geschäftsjahr getrübt. Die Sorge sollte sich bewahrheiten, der Flugverkehr brach total ein.
Beginnen wir aber mit der positiven Nachricht für den Flughafen Zürich. Gegenüber April 2020 nahmen die Passagierzahlen wieder um 60 Prozent zu. Wie die gestern Abend veröffentlichten Zahlen des Flughafens zeigen, wurden im Mai 2020 43'852 Passagiere gezählt. Das ist ein Minus gegenüber dem Mai 2019 von 98,4 Prozent.
Den Tiefpunkt gab es aber schon im April 2020: Wurde im Juli 2019 mit 3'151'369 noch der neue Rekord gefeiert, nutzten im April 2020 nur noch 26'913 Passagiere den Flughafen in Kloten. Gegenüber derselben Periode im Vorjahr entspricht dies einem Minus von 99 Prozent (April 2019: 2'728'339 Passagiere). Durchschnittlich nutzten letztmals 1952 – vier Jahre nach Aufnahme des Flugbetriebs – ähnlich wenige Passagiere in einem Monat den grössten Schweizer Flughafen.
Wie sich die Passagierzahlen am Flughafen Zürich seit 1949 (erstes ganzes Betriebsjahr, Eröffnung Juni 1948) entwickelt haben und wie historisch der Einbruch in den letzten Monaten war, zeigt folgende Animation:
Neben dem Einbruch im Jahr 2001 (9/11 und Swissair-Grounding) zeigen sich auch innerhalb eines Jahres teilweise grosse Schwankungen. Diese sind saisonal. Im Sommer heben in Zürich deutlich mehr Flugzeuge ab als in den Wintermonaten.
Auffallend auch: Nach dem Herbst 2001 dauerte es rund zehn Jahre, bis der vorherige Rekord von 2'241'658 Passagieren – aufgestellt im Juli 2000 – im Juli 2010 mit 2'260'792 überboten wurde. Seither knackte der Flughafen Zürich jedes Jahr von neuem den Rekord. Im Juli 2019 waren es 3'151'369 Passagiere.
Ob und wann der Flughafen Zürich den nächsten Rekord knackt, kann in diesen aussergewöhnlichen Zeiten niemand sagen. Der Flughafen selbst schreibt: «Während für das laufende Jahr noch keine Aussage zum erwarteten Verkehrsvolumen gemacht werden kann, wird derzeit geschätzt, dass das Vorkrisenniveau im Jahre 2023 wieder erreicht wird.»
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Aber der Flugverkehr zieht weltweit langsam wieder an. Die Swiss kündigte etwa an, dass man das Flugvolumen von rund 3 Prozent im Mai bis im Juni auf 15 bis 20 Prozent ausbauen möchte. Wohin man aktuell ab dem Flughafen Zürich hinfliegen kannst, siehst du übrigens in dieser Übersicht.
Dass die Anzahl Starts und Landungen im Juni bereits wieder etwas angezogen haben, zeigt folgende Grafik. Der Anstieg ist allerdings noch überschaubar und weit weg von den Vor-Corona-Zahlen. Der Trend wird aber in diese Richtung weitergehen. Die Swiss plant (vorerst) in der kommenden Wintersaison mehr Flüge als im Vorjahr:
Die Grafik zeigt: Anfangs März gab es noch täglich über 300 Abflüge und 300 Landungen. Ab dem 17. März (Lockdown in der Schweiz) reduzierte sich diese Zahl innert fünf Tagen massiv und erreichte mit 10 Starts und 14 Landungen am 14. April seinen Tiefpunkt.
Seither pendelten sich die Starts und Landungen zwischen 30 und 50 ein, in den letzten Tagen wurde erstmals die 70er-Grenze wieder geknackt (5. Juni: 78 Starts, 80 Landungen, 8. Juni: 73 Starts, 71 Landungen).
also rein objektiv trifft das wort positiv schon auf den mathematischen trend zu.
natürlich werden dadurch jobs gesichert - die auch anderweitig geschaffen werden können (wie in allen branchen).
aber für das umweltbewusstsein, die entschleunigung und abstandnehmen von der konsum- und leistungsgesellschaft ist es eher fragwürdig, ob das positiv ist.