Schweizer benutzen ChatGPT und Co. für ihre Ferienplanung
Es ist eine Zahl, die den Inhaberinnen und Inhabern klassischer Reisebüros Sorgen bereiten dürfte: 88 Prozent aller Teilnehmenden einer neuen Studie wollen in Zukunft künstliche Intelligenz (KI) für die Planung ihrer Ferien benutzen. Dies geht aus einer Onlineumfrage der Buchungsplattform Booking hervor, deren Resultate für den Schweizer Markt CH Media exklusiv vorliegen. Die Umfrage erhebt keinen Anspruch auf Repräsentativität, zeigt aber klare Tendenzen auf.
Insgesamt liess Booking im Rahmen der Studie mehr als 37‘000 Konsumentinnen und Konsumenten aus 33 Ländern befragen, in der Schweiz waren es rund 500. Die Erhebung soll deren Haltung zur KI aufdecken und zeigen, wie die neuen Recherchemöglichkeiten im Alltag und auf Reisen genutzt werden.
KI hängt Influencer ab
Wenn es um die Frage geht, ob man in den Sommerferien eher nach Mallorca, Mauritius oder Mazedonien reisen soll, könnte der Robo-Berater die Aufgaben menschlicher Angestellte von Reisebüros wie Hotelplan, Kuoni und Tui bald ersetzen – das glauben auf jeden Fall zwei Drittel der Befragten aus der Schweiz. Für sie wird die automatisierte Reiseberatung die Regel. Etwas mehr als die Hälfte hat KI bereits für einige Reise-Aspekte genutzt.
Bei der Planung nutzen die Reisehungrigen KI am häufigsten, um Reiseziele und die beste Reisezeit zu recherchieren (30 Prozent), um Erlebnisse oder kulturelle Aktivitäten vor Ort zu finden (29 Prozent) sowie für Restaurant-Empfehlungen (29 Prozent).
Doch nicht nur die Arbeit von Reisebüros ist damit gefährdet, sondern auch jene von so genannten Influencerinnen und Influencern. Denn KI-Assistenten werden bereits von 18 Prozent der Befragten als zuverlässigere Quelle für die Reiseplanung angesehen als die Werbefilmer auf den Sozialen Medien.
Könnte KI in Zukunft also eine entscheidende Rolle im Tourismus spielen, so ist dies zumindest zum jetzigen Zeitpunkt laut einer anderen, ebenfalls aktuellen Studie der Forschungsorganisation Wemf noch nicht der Fall. Demnach setzen erst 2,2 Prozent der Schweizer Bevölkerung auf KI-gestützte Tools bei der Ferienplanung. Websites, der Austausch mit Familie, Freundinnen und Freunden, Berichte, Anzeigen und Prospektbeilagen in Zeitungen sind nach wie vor deutlich beliebter.
Euphorie in Lateinamerika und Asien
Auf die Chancen und Risiken der KI generell angesprochen, bezeichnet sich hierzulande fast jede dritte Person in der Booking-Studie als KI-Begeisterte, die vom Potenzial fasziniert ist. Knapp jede zehnte Person sieht sich als KI-Befürworterin, die sich für deren Vorteile und verantwortungsvolle Nutzung ausspricht. Diese Begeisterung beruht auf der Überzeugung, dass KI unter anderem das Leben leichter macht und die Produktivität steigert.
Doch es gibt auch die weniger Euphorischen: Etwa 13 Prozent bezeichnen sich in der Umfrage selbst als zurückhaltend in Bezug auf die KI-Nutzung. Sie sehen die Entwicklung oder Nutzung von KI kritisch. 11 Prozent bezeichnen sich gar als Skeptiker. Weltweit am grössten ist die Begeisterung laut der Booking-Studie in Lateinamerika: 98 Prozent der Befragten sind von KI begeistert und 89 Prozent wissen, wie sie funktioniert. Dicht dahinter folgt die Region Asien-Pazifik. In Nordamerika, Europa und im Nahen Osten herrscht derweil etwas mehr Misstrauen. (aargauerzeitung.ch)