Die verschiedenen Verkehrsmittel bewegen die Schweizerinnen und Schweizer – und das nicht nur buchstäblich, sondern auch im übertragenen Sinn. Was muss nun billiger werden, das Autofahren oder doch das Zugbillett?
Im Studio 8 mit dem Moderator Mario Grossniklaus diskutierten:
Im Fokus der Debatte stand, wie die Pendlerströme besser bewältigt werden könnten, ob die Kosten für die Autobahnvignette und das Autofahren insgesamt steigen sollten und ob das Strassen- und Schienennetz ausgebaut werden müsste. Dieser breit gefächerte Themenkatalog, gespickt mit verschiedensten Reizthemen, ermöglichte allen Gästen, einander kräftig aufs Dach zu geben – dies taten sie auch ausgiebig.
Die linke Seite behauptete, dass das Nett-Null-Ziel 2050 niemals erreicht werden könne, wenn die Rechten weiterhin das Autofahren und insbesondere die Verbrennungsmotoren propagieren würden. Umgekehrt kritisierte die rechte Seite, dass die Argumentation der Linken ideologisch verblendet sei und diese letztlich nur das Ziel verfolgen würden, das Autofahren extrem teuer zu machen. Auf diese Weise würde dem Volk die Möglichkeit verwehrt, selbst zu entscheiden, ob es lieber das Auto oder den Zug benutzen möchte.
So warf Benjamin Giezendanner von der SVP der Grünen-Nationalrätin Marionna Schlatter vor, dass die Grünen das Autofahren und den öffentlichen Verkehr gegeneinander ausspielen würden.
Schlatter reagierte souverän und ruhig: «Ich finde es etwas zu einfach, wenn man sagt, man solle es nicht gegeneinander ausspielen. Was haben wir die letzten 50 Jahre gemacht? Wir haben hauptsächlich das Auto in den Fokus gestellt.» Die Nationalstrassen seien in den vergangenen 50 Jahren um das Dreifache gewachsen, während die Zugschienen praktisch nicht ausgebaut worden seien. Weiter erklärte sie, dass der öffentliche Verkehr im Vergleich zum Autofahren immer teurer geworden sei und auch das Argument, dass Elektroautos das Problem lösen könnten, entkräftete sie – denn dafür würde irgendwann der Strom nicht mehr ausreichen.
Ruedi Blumer, Präsident des Verkehrs-Clubs der Schweiz, unterstützte Schlatters Argumentation. Er anerkannte zwar, dass es gewisse Personen gäbe, die auf ihr Auto angewiesen seien, er sagte aber: «Ich stelle fest, dass die Autos heute schwerer, grösser und stärker werden. Wir sind das Land, das am meisten Allrad-Antrieb hat im Fahrzeugpark in ganz Europa. Das zeigt, dass offenbar die Kaufkraft hier ist, um sich teure Autos leisten zu können.» Falls man dringend ein Auto benötige, dann sollte es zumindest ein kleineres Modell sein.
Blumer äusserte ein kontroverses Argument, indem er darauf hinwies, dass er es für unangemessen halte, dass Elektroautos aufgrund der fehlenden Mineralölsteuer günstiger zu fahren seien. «Es kann nicht sein, dass man mit einem E-Motor günstiger fährt. Denn es ist nicht besser, es braucht gleich viel Platz und wenn man den ganzen Lebenszyklus eines E-Autos anschaut, dann ist auch die CO₂-Belastung ähnlich.»
Einem in der Runde gefiel diese Aussage überhaupt nicht: dem Präsidenten von Auto Schweiz, Peter Grünenfelder. Die Widersprüchlichkeit in dieser Argumentation sei frappant: «Frau Schlatter hat am Anfang gesagt, dass es um den Klimaschutz ginge. Die Autoindustrie ist auf dem Weg zur Dekarbonisierung, das Ziel ist es klimaneutral zu werden bis 2035, da stehen alle dahinter.» Der öffentliche Verkehr sei übersubventioniert im Vergleich zum Individualverkehr und die Bevölkerung kämpfe ohnehin mit der Inflation – man solle dem «Büetzer» nicht noch mehr Geld «abschröpfen».
Schlatter konnte die Aussage von Grünenfelder nicht nachvollziehen und erklärte ruhig: «Sie machen Ihren Job gut als Interessensvertreter für die Autolobby. Das ist ganz klar. Aber man muss sagen: Wir sind überhaupt nicht auf Kurs mit den Klimazielen.» Die Mobilität sei der einzige Bereich, in dem die Klimaziele seit der Einführung des Klimavertrags von Paris konstant verfehlt würden.
Nun schalteten sich auch die zwei geladenen Publikumsgäste ein. Mit ihrem Erscheinen wird deutlich: Auch ausserhalb der Politik gibt es klare Standpunkte zur Mobilität in der Schweiz. Der Surprise-Verkäufer, Michael Philipp Hofer, ist fest davon überzeugt, dass das Autofahren stärker besteuert werden sollte, da die Umweltbelastung zu hoch sei.
Der pensionierte Buschauffeur, Paul Gutknecht, vertrat einen anderen Standpunkt. Er ist der Meinung, dass das Autofahren nicht teurer werden sollte, da er bereits jetzt immer mehr zahle. Zum Beispiel sei die Versicherung teurer geworden. Er sagte: «Ich komme mir vor, wie eine Milchkuh. Wenn es irgendwo Geld braucht, müssen die Autofahrer bluten.»
Schlatter widersprach dem Rentner, doch er glaubte ihr nicht so ganz. Die Diskussion ging wie gewohnt weiter: Rechts argumentierte, dass der Individualverkehr, vor allem die Elektroautos grossartig seien, während auf der linken Seite darauf beharrt wurde, dass der öffentliche Verkehr gefördert werden sollte.
Sogar als Grossniklaus am Schluss der Sendung noch ein Bild einer verschneiten Winterlandschaft zeigte, um die Stimmung aufzulockern und die Gäste fragte, wie sie denn zum Schnee stünden, musste er mehr als einmal sagen: «Jetzt reicht es aber mit dem politisieren.»
Was ist mit
- Gotthard-Basistunnel
- Ceneri-Basistunnel
- Lötschberg-Basistunnel
- Neubaustrecke Mattstetten-Rothrist
- Zimmerbergtunnel
- Adlertunnel
- neuen Doppelspurabschnitten
- vielen weiteren kleineren Ausbauten?
etc.
Vom grossen Ausbau der ÖV-Leistungen auf dem bestehenden Schienennetz ganz zu schweigen.