Die Schweiz ist ein Autoland – Rund 78 Prozent der Schweizer Haushalte besitzen einen Personenwagen. Jeder dritte Haushalt sogar zwei oder mehr Autos. Dementsprechend werden auch unsere Strassen und Autobahnen genutzt. Bis anhin hielten sich die Vignetten-Kosten in Grenzen.
Nun hat FDP-Nationalrat Alex Farinelli bei der Landesregierung ein Postulat eingereicht. Darin fordert der Tessiner nicht nur eine Verteuerung der Autobahn-Vignette, sondern auch, dass die Überquerung von Pass-Strassen – die für den Transitverkehr eine Alternative zu Autobahntunneln darstelle – für gewisse Fahrzeugkategorien kostenpflichtig werde. Der Bundesrat will die Erhöhung der Autobahn-Vignette überprüfen und zeigt sich dem Vorschlag nicht abgeneigt.
Auch die watson-Userschaft scheint nicht gegen eine Preiserhöhung zu sein. So stimmten in einer Umfrage rund 54 Prozent einer Kostenerhöhung zu und 40 Prozent sprachen sich dagegen aus.
40 Franken für ein Jahr Autobahn fahren – im Vergleich zu vielen unserer Nachbarländer ist das tatsächlich ein Schnäppchen. Im Ausland gelten oft andere Zahlungssysteme. Hier ein Überblick, wie viel die Strassen in anderen Ländern kosten.
In Frankreich ist keine Vignette erforderlich. Es gibt aber sowohl kostenpflichtige als auch kostenlose Autobahnstrecken. Ausserdem sind einige Tunnel und Brücken gebührenpflichtig und in einigen Städten muss eine Umweltplakette gekauft werden, wie zum Beispiel in Paris. Bei der Maut können die Preise für 100 Kilometer auf der Autobahn zwischen 6 und 21 Franken liegen. Als Beispiel muss mit einem Personenwagen von Genf nach Paris (500 km) mit einer Gebühr von 80 Franken gerechnet werden.
In Frankreich gibt es zudem eine der teuersten Mautstrassen in Europa. Auf der A6/A7 zwischen Paris und Marseille müssen LKW-Fahrer ganz schön tief ins Portemonnaie greifen. Auf dieser Strecke kann es für sie zu einer Mautgebühr von über 350 Franken kommen.
Auch in Italien wird eine Autobahnmaut verlangt. Berechnet wird diese nach der gefahrenen Strecke und wird an Mautstationen fällig, eine Vignette ist nicht erforderlich. Bei der Streckenmaut kostet der Kilometer ungefähr sieben Rappen. Teilweise – wie zum Beispiel um Mailand – wird die Maut pauschal berechnet. Es gibt fünf verschiedene Fahrzeugklassen, für welche die Maut verschieden hoch ausfällt. Mit einem PKW von Lugano nach Rom (700 km) wird etwa ein Betrag von 50 Franken verlangt.
Die deutsche Autobahn ist tatsächlich noch günstiger als die unsere. Seit 2005 müssen lediglich Lastkraftwagen ab einem Gewicht von 7,5 Tonnen eine Maut zahlen. Für Personenwagen gibt es keine Mautgebühr. Es gibt nur vereinzelte Tunnel und Privat- oder Anliegerstrecken, die gebührenpflichtig sind. So ist beispielsweise der in der Hansestadt Rostock verbindende Warnowtunnel mautpflichtig. Auch für den Herrentunnel bei Lübeck muss eine Gebühr bezahlt werden.
So wie in der Schweiz hat auch Österreich eine Vignetten-Pflicht. Für Autos kostet eine Jahres-Vignette etwas über 96 Franken. Zusätzlich kann es zu Mautgebühren auf Passstrassen oder Tunnel kommen. Diese wird an klassischen Mautstationen erhoben.
In rund acht Ländern ist eine Vignette erforderlich: Schweiz, Österreich, Slowenien, Tschechien, Rumänien, Slowakei, Ungarn und Bulgarien. Am teuersten ist eine Jahresvignette in Ungarn. Eine Vignette dort kostet rund 125 Franken pro Jahr für Personenwagen unter 3,5 Tonnen. Auch in Slowenien sind die Vignettenpreise hoch. Es muss mit Kosten von etwa 120 Franken pro Jahr gerechnet werden. In Österreich kostet eine Jahresvignette etwa 96 Franken. In den anderen Ländern ist die Vignette günstiger.
In Italien, Frankreich, Polen, Kroatien, Irland, Spanien, Norwegen, Portugal, Serbien und Griechenland werden an klassischen Mautstationen Autobahngebühren verlangt. Die Kosten können je nach Strecke sehr unterschiedlich sein. Die höchsten Mautgebühren in Europa werden in Frankreich eingefordert.
Von einer PKW-Mautgebühr befreit sind bis auf Ausnahmen in einigen Städten oder Tunneln und Brücken folgende Länder: Deutschland, Belgien, die Niederlande, Finnland, Estland, Dänemark, Luxemburg, Schweden, England.
Also lieber Bundesrat, nicht übertreiben, sonst gibts wohl Widerstand.