Schweiz
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ÖV Mitarbeitende bekommen vergünstigtes GA

Satte Rabatte: ÖV-Mitarbeitende bekommen Billig-GA auf den Swisspass

Tausende ÖV-Angestellte profitieren von Rabatten. Ihr Abo kommt  nun auf den Swisspass – doch auf einige Funktionen müssen sie weiter verzichten.
13.11.2025, 22:4013.11.2025, 22:40
Pascal Michel / ch media

Ab nächstem Jahr bricht für Angestellte von ÖV-Betrieben eine neue Ära an: Sie erhalten ihr vergünstigtes Abo – genannt FVP, Fahrvergünstigung des Personals – künftig nicht mehr auf die kultige blaue Plastikkarte, sondern auf dem roten Swisspass. So jedenfalls hat es die Branche kürzlich in einem Schreiben an alle Inhaberinnen und Inhaber angekündigt. Die Angestellten müssen deshalb nun rechtzeitig ihre Daten verknüpfen.

Die SBB und der Verband öffentlicher Verkehr stellten heute den Swiss Pass vor. Künftig sollen GA, Halbtax und weitere Abos auf einer einzigen Karte gespeichert sein. Der Swiss Pass ist ein erster Sch ...
Rot statt blau: Die Angestellten von Verkehrsbetrieben erhalten künftig ihr Gratis-GA auf den Swisspass.Bild: k23video://11029754/469a5cc95760a7261bb5c49ab1a50737

Damit soll ab 2026 ein jahrelanger Murks enden. Denn eigentlich wollte die Branche bereits Ende 2018 die Abos der Angestellten auf den Swisspass umstellen. Doch dies stellte sich als komplex heraus. Und man wollte die Kundinnen und Kunden priorisieren, hiess es damals. Beim nächsten Versuch, drei Jahre später, tönte es wieder ähnlich. Man habe «Arbeiten mit einem grösseren Kundennutzen, beispielsweise das Halbtax Plus, stärker gewichtet», so die Alliance Swisspass. Zudem habe die Covid-Krise IT-Kapazitäten absorbiert.

Lukrative Privilegien, die aber versteuert werden

Jetzt soll es, elf Jahre nach der erstmaligen Lancierung des Swisspass, endlich so weit sein. Die Umstellung betrifft unzählige Angestellte, aber auch Pensionierte und Angehörige. Sie fahren deutlich günstiger Bahn und Bus als die Normalverbraucher.

Die Rabatte variieren je nach Verkehrsbetrieb. Während das kommerzielle Generalabonnement (2. Klasse) derzeit 3995 Franken kostet, erhalten es die ÖV-Angestellten ab einem Pensum von 40 Prozent in der Regel kostenlos. Von den Fahrvergünstigungen profitiert auch die Familie der Mitarbeitenden. Bei Postauto kann beispielsweise der Partner oder die Partnerin das GA für 1430 Franken erwerben. Für die 16-jährige Tochter in Ausbildung kostet dasselbe noch 485 Franken. Und auch nach der Pension locken satte Rabatte. All diese Privilegien müssen versteuert werden.

Passagiere und Pendler im Hauptbahnhof Zürich: rund 40 Prozent der Schweizer Bevölkerung besitzt ein GA oder Halbtax. (Archivbild)
Die Rabatte variieren je nach Verkehrsbetrieb. (Symbolbild)Bild: KEYSTONE

Das FVP-Angebot ist so beliebt, dass über 100'000 solcher rabattierten GA im Umlauf sind. Konkrete Zahlen gibt die Branchenorganisation Alliance Swisspass zwar nicht bekannt. Doch seit die «SonntagsZeitung» 2019 mit dem Öffentlichkeitsgesetz die entsprechenden Daten herausverlangt hat, ist die Grössenordnung publik geworden. Der theoretische Wert der vergünstigten GA beläuft sich auf geschätzt 380 Millionen Franken. Daneben stellen die Verkehrsbetriebe auch vergünstigte Halbtax-Abos, Tageskarten oder Tages-Klassenwechsel aus. So kann sich beispielsweise der Besitzer eines rabattierten 2.-Klasse-GA für einen Tag in die 1. Klasse setzen.

Das Warten hat noch kein Ende

Doch das wird künftig etwas teurer. Denn der Abschlag für solche FVP-Tageskarten oder Tages-Klassenwechsel sinkt per nächstes Jahr von 50 auf 35 Prozent. Ein Upgrade für die 1. Klasse kostet beispielsweise neu 33 Franken statt 25 Franken. Die Reduktion geht auf eine Vereinbarung zwischen dem Generalsekretariat des Verkehrsdepartements, den Sozialpartnern und dem Verband öffentlicher Verkehr aus dem Jahr 2021 zurück.

Damals beschlossen die Akteure auch, dass die Unternehmen die FVP-GA nur noch zu einem Rabatt von 35 Prozent einkaufen können. wobei für gewisse Rentner und Angehörige eine «Besitzstandgarantie» ausgehandelt wurde. Zuvor hatte der Rabatt zwischen 50 und 82 Prozent betragen. Der Branchenverband VöV empfiehlt weiterhin, «den aktiven Mitarbeitenden das GA 2. Klasse kostenlos abzugeben, da dadurch die Dienstreisefrage einfach und effizient gelöst wird und eine aufwändige Fahrspesenabrechnung entfällt».

Gänzlich abhaken kann die Branche die Migration auf den Swisspass allerdings auch nächstes Jahr nicht. FVP-Tageskarten oder Tages-Klassenwechsel können weiterhin nicht auf dem Swisspass hinterlegt werden. Das heisst, wer mit seinem zweitklassigen FVP-GA einen Tag 1. Klasse fahren will, muss den Wechsel separat vorweisen. Die Alliance Swisspass sagt dazu: «Ein Terminplan zur Umstellung besteht aktuell nicht.»

Die Angestellten müssen also darauf hoffen, dass es nicht nochmals fast ein Jahrzehnt dauert. (aargauerzeitung.ch)

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180 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Obdachloser
13.11.2025 23:33registriert Mai 2025
Das ist nichts Neues im Falle von SBB-Mitarbeitern.
Möchte man hier Stimmung manchen gegen ÖV-mitarbeiterinnen?
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Sandlerkönig Eberhard
14.11.2025 01:16registriert Juli 2020
Wow. Ich bin seit 30 Jahren bei der SBB. Dass mein GA kostenlos ist, wird mir erst jetzt bewusst. Ich habe also 30 Jahre lang falsche Lohnabrechnungen und einen falschen Lohnausweis erhalten. Da wird es nämlich als Lohnbestandteil ausgewiesen, der versteuert werden muss. Natürlich verbilligt, ganz klar. Aber seid ihr auch neidisch auf die Migros-Frau, die als Mitarbeiterin im Gegensatz zu mir Rabatt erhält?

Wahnsinn. Da wird hier pausenlos herumgeschrien, dass Arbeitgeber gefälligst grosszügig zu sein haben, ist es einer, ist auch wieder nicht gut. Vielleicht weil es nicht der eigene ist?
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Dr. Atomi
13.11.2025 23:53registriert Juli 2024
Ganz kostenlos ist es eigentlich nicht, denn als Teil des Lohns muss das sogenannte Gratis GA FVP versteuert werden.
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