Satte Rabatte: ÖV-Mitarbeitende bekommen Billig-GA auf den Swisspass
Ab nächstem Jahr bricht für Angestellte von ÖV-Betrieben eine neue Ära an: Sie erhalten ihr vergünstigtes Abo – genannt FVP, Fahrvergünstigung des Personals – künftig nicht mehr auf die kultige blaue Plastikkarte, sondern auf dem roten Swisspass. So jedenfalls hat es die Branche kürzlich in einem Schreiben an alle Inhaberinnen und Inhaber angekündigt. Die Angestellten müssen deshalb nun rechtzeitig ihre Daten verknüpfen.
Damit soll ab 2026 ein jahrelanger Murks enden. Denn eigentlich wollte die Branche bereits Ende 2018 die Abos der Angestellten auf den Swisspass umstellen. Doch dies stellte sich als komplex heraus. Und man wollte die Kundinnen und Kunden priorisieren, hiess es damals. Beim nächsten Versuch, drei Jahre später, tönte es wieder ähnlich. Man habe «Arbeiten mit einem grösseren Kundennutzen, beispielsweise das Halbtax Plus, stärker gewichtet», so die Alliance Swisspass. Zudem habe die Covid-Krise IT-Kapazitäten absorbiert.
Lukrative Privilegien, die aber versteuert werden
Jetzt soll es, elf Jahre nach der erstmaligen Lancierung des Swisspass, endlich so weit sein. Die Umstellung betrifft unzählige Angestellte, aber auch Pensionierte und Angehörige. Sie fahren deutlich günstiger Bahn und Bus als die Normalverbraucher.
Die Rabatte variieren je nach Verkehrsbetrieb. Während das kommerzielle Generalabonnement (2. Klasse) derzeit 3995 Franken kostet, erhalten es die ÖV-Angestellten ab einem Pensum von 40 Prozent in der Regel kostenlos. Von den Fahrvergünstigungen profitiert auch die Familie der Mitarbeitenden. Bei Postauto kann beispielsweise der Partner oder die Partnerin das GA für 1430 Franken erwerben. Für die 16-jährige Tochter in Ausbildung kostet dasselbe noch 485 Franken. Und auch nach der Pension locken satte Rabatte. All diese Privilegien müssen versteuert werden.
Das FVP-Angebot ist so beliebt, dass über 100'000 solcher rabattierten GA im Umlauf sind. Konkrete Zahlen gibt die Branchenorganisation Alliance Swisspass zwar nicht bekannt. Doch seit die «SonntagsZeitung» 2019 mit dem Öffentlichkeitsgesetz die entsprechenden Daten herausverlangt hat, ist die Grössenordnung publik geworden. Der theoretische Wert der vergünstigten GA beläuft sich auf geschätzt 380 Millionen Franken. Daneben stellen die Verkehrsbetriebe auch vergünstigte Halbtax-Abos, Tageskarten oder Tages-Klassenwechsel aus. So kann sich beispielsweise der Besitzer eines rabattierten 2.-Klasse-GA für einen Tag in die 1. Klasse setzen.
Das Warten hat noch kein Ende
Doch das wird künftig etwas teurer. Denn der Abschlag für solche FVP-Tageskarten oder Tages-Klassenwechsel sinkt per nächstes Jahr von 50 auf 35 Prozent. Ein Upgrade für die 1. Klasse kostet beispielsweise neu 33 Franken statt 25 Franken. Die Reduktion geht auf eine Vereinbarung zwischen dem Generalsekretariat des Verkehrsdepartements, den Sozialpartnern und dem Verband öffentlicher Verkehr aus dem Jahr 2021 zurück.
Damals beschlossen die Akteure auch, dass die Unternehmen die FVP-GA nur noch zu einem Rabatt von 35 Prozent einkaufen können. wobei für gewisse Rentner und Angehörige eine «Besitzstandgarantie» ausgehandelt wurde. Zuvor hatte der Rabatt zwischen 50 und 82 Prozent betragen. Der Branchenverband VöV empfiehlt weiterhin, «den aktiven Mitarbeitenden das GA 2. Klasse kostenlos abzugeben, da dadurch die Dienstreisefrage einfach und effizient gelöst wird und eine aufwändige Fahrspesenabrechnung entfällt».
Gänzlich abhaken kann die Branche die Migration auf den Swisspass allerdings auch nächstes Jahr nicht. FVP-Tageskarten oder Tages-Klassenwechsel können weiterhin nicht auf dem Swisspass hinterlegt werden. Das heisst, wer mit seinem zweitklassigen FVP-GA einen Tag 1. Klasse fahren will, muss den Wechsel separat vorweisen. Die Alliance Swisspass sagt dazu: «Ein Terminplan zur Umstellung besteht aktuell nicht.»
Die Angestellten müssen also darauf hoffen, dass es nicht nochmals fast ein Jahrzehnt dauert. (aargauerzeitung.ch)
