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Drei statt 4000 Tickets: Swisspass plant neues ÖV-Ticketmodell

Train manager Salvatore Grado verifies a rail traveller's Swiss Pass in a Eurocity train of the Swiss Federal Railways bound from Zurich, Switzerland, to Milano, Italy, on October 3, 2015. (KEYST ...
Ein Swisspass im Einsatz.Bild: KEYSTONE

Alliance Swisspass will ÖV-Tickets revolutionieren

19.09.2025, 19:45

Das Projekt myRIDE soll das Tarifsystem im öffentlichen Verkehr der Schweiz grundlegend vereinfachen. Statt wie heute mit über 4000 Zonen- und Abo-Varianten konfrontiert zu sein, sollen Fahrgäste ab 2027 einfach per Smartphone-App einchecken und losfahren. Die App erfasst automatisch die zurückgelegte Distanz, am Ende der Reise wird der Preis dann auf den Rappen genau berechnet. Damit fällt die komplizierte Wahl zwischen unzähligen Tickets im Voraus weg.

Seit Mitte Mai 2024 läuft dazu ein gross angelegter Feldtest: Über 3000 Kundinnen und Kunden testen das neue Preismodell in der Praxis, wobei die Testversion über die SBB Preview App läuft.

Testphase läuft bereits

In der Testphase geht es bislang um zwei Abo-Modelle: ein kostenloses Basismodell und ein Smart-Abo, das derzeit im Feldtest mit 15 Franken Monatsgebühr (1 Franken mit Halbtax) angeboten wird. Das Basismodell funktioniert ähnlich wie EasyRide heute, statt Zonen werden aber Kilometer gezählt und nach jeder Fahrt abgerechnet. Beim Smart-Abo werden ebenfalls die Kilometer gezählt, es wird aber einmal im Monat abgerechnet und es läuft nebenbei ein Bonussystem, bei dem Vielfahren belohnt wird.

Wie das SRF berichtet, plane die Alliance Swisspass perspektivisch ein drittes Angebot «in Form einer Art Generalabonnement». Ob und in welcher Form ein solches Produkt tatsächlich Teil des künftigen Sortiments wird, ist noch offen.

Kritik vom Konsumentenschutz

Das Projekt ist nicht unumstritten: Verbraucherschützer, Verkehrsexperten und Hilfsorganisationen mahnen an, vor einer Einführung klare Lösungen für Menschen ohne Smartphone oder ohne digitale Zahlungsmittel sicherzustellen und den Datenschutz sowie die Möglichkeit anonymen Reisens zu garantieren.

Organisationen wie der Konsumentenschutz fordern konkrete technische und organisatorische Konzepte für diese Nutzergruppen, bevor ein System mit starker digitaler Abhängigkeit ausgerollt wird.

Alliance SwissPass und Projektverantwortliche kommunizieren zum Vorgehen offen gegenüber dem SRF: Ein «Big Bang» sei nicht geplant. Falls das System eingeführt wird, soll es zunächst parallel zum bestehenden Tarif- und Produktangebot laufen, damit Kundinnen und Kunden schrittweise und freiwillig wechseln können. Um myRIDE pünktlich 2027 starten zu können, müssen aber zuerst der Strategierat der Alliance Swisspass (SBB, Postauto, ZVV), alle Tarifverbünde sowie alle Bahnunternehmen zustimmen. (ear)

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24 Bilder aus der guten alten SBB-Zeit
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24 Bilder aus der guten alten SBB-Zeit
Am 1. Januar 1902 wurden die SBB gegründet. An diesem Tag fuhr auch der erste SBB-Zug, der eigenhändig von der SBB-Generaldirektion geführt wurde. Bis dahin wurde der Betrieb zwar im Auftrag der Bundes, aber noch in der Organisation der Privatbahnen geführt. Sukzessive wurden von 1901 bis 1909 die fünf grössten Privatbahnen verstaatlicht und in die SBB überführt. Die Männer tragen schicke Doppelreiher und posieren vor dem allerersten SBB-Zug. Er ist gerade im Bahnhof Bern eingetroffen. ... Mehr lesen
quelle: foto service sbb / str
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SBB-CEO Vincent Ducrot über die Digitalisierung
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137 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mr. Igel
19.09.2025 20:49registriert Februar 2020
Kritisch sehe ich die Abhängigkeit von Smartphone und digitalen Zahlungsmitteln sowie offene Fragen zum Datenschutz. Wichtig ist, dass auch Menschen ohne digitale Mittel Lösungen erhalten.
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Kaktuspalme
19.09.2025 21:03registriert Mai 2023
Wie werden die Kilometer gezählt? Luftlinie oder gefahrene Kilometer?

Im ZH Oberland zum Beispiel haben wir teilweise eine halbstündlich abwechselnde Busverbindung. Z.B. die zur vollen Stunde, fährt den direkten Weg zur gewünschten Busstation, die zur halben klappert zuerst alle Aussenwachten ab, bevor sie ins Dorfzentrum fährt.

17:00 Uhr: Vom Bahnhof ins Dorfzentrum und weiter nach Dorf A
17:30 Uhr: Vom Bahnhof zur Aussenwacht A und B, dann ins Dorfzentrum.

Wenn ich also die langsamere Verbindung um 17:30 nehme, muss ich dann mehr zahlen, als mit der schnellen?

Das wäre irgendwie komisch.
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Overton Window
19.09.2025 20:53registriert August 2022
Macht endlich den ÖV gratis, dann erübrigt sich das ganze Ticketing-Wirrwarr.

(Für die Tüpflischisser: ja, ich meine Steuerfinanziert).
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