Auch wenn der Gotthard-Basistunnel gestern feierlich eröffnet wurde und uns am Wochenende noch ein grosses Volksfest bevorsteht: Die breite Bevölkerung und auch der Güterverkehr werden erst ab dem Fahrplanwechsel vom 11. Dezember direkt vom Jahrhundert-Bauwerk profitieren.
Ab dann verkehren im Schnitt drei Personenverkehrszüge alle zwei Stunden und pro Richtung durch den Tunnel. Die Fahrzeit zwischen Zürich und Lugano verkürzt sich in einem ersten Schritt um eine halbe Stunde. Nach der Eröffnung des Ceneri-Basistunnels kommt nochmals eine Viertelstunde hinzu.
Aber warum dauert es nun noch über ein halbes Jahr, bis die Deutschschweizer schneller in die Sonnenstube fahren können?
Der Fahrplanwechsel allein ist es nicht. Vielmehr startet nun eine umfangreiche Testphase, wie die SBB – seit gestern Eigentümerin des Basistunnels – auf Anfrage erklärt. «Wenn es um die Sicherheit geht, machen wir keine halben Sachen. Wir prüfen alles auf Herz und Nieren», sagt Mediensprecher Daniele Pallecchi.
Getestet wird jede erdenkliche Eventualität, die beim regulären Betrieb von Relevanz sein könnte. So etwa, ob die Lokomotiven und Waggons auf die im Tunnel unterschiedlichen Druckverhältnisse korrekt reagieren. Auch die Klimaanlagen sind aufgrund der Hitze im Berginnern speziellen Belastungen ausgesetzt.
Zentral in den kommenden Monaten ist die Schulung des Personals. Insgesamt fast 4000 Mitarbeiter von SBB und Drittbahnen sowie Rettungskräfte müssen sich an die neuen Verhältnisse gewöhnen.
Wie verhält man sich bei einem Notfall? Wo kann man aussteigen? Und wie wirkt sich die Hitze auf die Abläufe aus? Das letzte Wort hat dann das Bundesamt für Verkehr, das die Betriebsbewilligung erteilen muss. «Wir sind zuversichtlich, dass bei den Tests alles wie geplant läuft und wir die Bewilligung erhalten werden», so Pallecchi.
Wer dennoch schnellstmöglich durch den Basistunnel fahren möchte und bereit ist, dafür etwas Geld in die Hand zu nehmen, muss jedoch nicht bis Dezember warten. Die SBB bieten vom 2. August bis 27. November Sonderfahrten mit dem «Gottardino» an. Eine Fahrt geht durch den neuen Tunnel, die andere über die Bergstrecke.
Die Mitfahrt kostet zwischen 79 (für GA-Besitzer) und 139 Franken (Vollpreis ohne Halbtax) pro Person, dafür gehört ein Zwischenhalt im Tunnel mit einer Besichtigung der Multifunktionsstelle Sedrun zum Programm. Und wer Glück hat, kann sogar schon vor Dezember mit einem regulären Zug durch den Basistunnel fahren. Die SBB werden nämlich vereinzelt auch «normale» Züge über die Neubaustrecke fahren lassen – welche das sind, verraten sie jedoch nicht. (az/fum)