Ein Schwatz mit dem Gspändli, Gruppenarbeiten oder eine laute Strasse neben dem Schulhaus. Lehrer klagen über den zunehmenden Lärm im Klassenzimmer. Die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler sowie des Schulpersonals sei gefährdet, schreibt der Schweizer Lehrerverband in einer aktuellen Mitteilung. Vielen Menschen sei bewusst, dass Luftverschmutzung die Gesundheit beeinträchtigt. Weniger bekannt sei aber, dass auch Lärm nachhaltig schädigen kann. Lärm verursache Stress und könne die Leistung beeinträchtigen.
Eine Studie, die vom Lehrerverband am letztjährigen Schweizer Bildungstag vorgestellt wurde, verdeutlicht das Problem: «70 Prozent der Deutschschweizer Lehrpersonen arbeiten Teilzeit, ein Drittel davon aus gesundheitlichen Gründen», hiess es darin. Da der klassische Frontalunterricht heute weniger zum Zuge kommt als früher, gleichzeitig aber Gruppenarbeiten und interaktives Lernen zunehmen, ist auch der Lärmpegel gestiegen. Er entspricht in manchen Klassen dem eines einen Meter entfernten Staubsaugers.
Es sei utopisch zu glauben, dass in einem Raum mit 24 Kindern oder Jugendlichen immer alle ruhig seien, sagt Beat Zemp, Präsident des Lehrerverbandes. Die Lehrpersonen würden deshalb Rückzugsräume in den Pausen benötigen. Oft fehlten solche Räume, besonders im Kindergarten. Zudem dürfe es im Klassenzimmer nicht hallen und die Schule sollte nicht neben einer dicht befahrenen Strasse liegen, sagt Zemp. Darauf sei gerade bei Neubauten zu achten.
Neben dem Lärm ist auch die Luftqualität ein Problem. «Heute weiss man, dass in einem Klassenzimmer mit 24 Schülerinnen und Schülern bereits nach 16 Minuten die Luftmischung und der Kohlendioxidgehalt in einer Grössenordnung ist, die konzentriertes Arbeiten kaum noch ermöglicht», sagt Zemp. «Man muss sofort lüften.» Wenn allerdings das Fenster Richtung Strasse liegt, wird der Lärm zum Problem. Der Lehrerverband unterstützt daher Schulen bei Luft- und Lärmmessungen, um zu sehen, ob die gesetzlichen Normen eingehalten werden.