Schweiz
Schule - Bildung

Schulen messen Lärmpegel im Klassenzimmer, weil viele Lehrer gestresst sind.

Schueler bei einer Gruppenarbeit im Blaesi-Schulhaus in Basel am Montag, 18. August 2014. Wie in fast allen Kantonen der Schweiz dauert die Primarschule neu sechs Jahre. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)
Brav und still arbeiten ist von gestern. Heute geht es in Schulzimmern laut zu und her. Bild: KEYSTONE

So laut wie ein Staubsauger neben dem Ohr: Lärm im Schulzimmer macht Lehrer krank

Weil es im Schulzimmmer laut werden kann, messen Schulen jetzt den Lärmpegel. Denn: Lärm verursache Stress und könne die Leistung beeinträchtigen.
22.04.2018, 06:3922.04.2018, 08:28
Yannick Nock / Schweiz am Wochenende
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Ein Schwatz mit dem Gspändli, Gruppenarbeiten oder eine laute Strasse neben dem Schulhaus. Lehrer klagen über den zunehmenden Lärm im Klassenzimmer. Die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler sowie des Schulpersonals sei gefährdet, schreibt der Schweizer Lehrerverband in einer aktuellen Mitteilung. Vielen Menschen sei bewusst, dass Luftverschmutzung die Gesundheit beeinträchtigt. Weniger bekannt sei aber, dass auch Lärm nachhaltig schädigen kann. Lärm verursache Stress und könne die Leistung beeinträchtigen.

«70 Prozent der Deutschschweizer Lehrpersonen arbeiten Teilzeit, ein Drittel davon aus gesundheitlichen Gründen»
Zitat aus Studie

Eine Studie, die vom Lehrerverband am letztjährigen Schweizer Bildungstag vorgestellt wurde, verdeutlicht das Problem: «70 Prozent der Deutschschweizer Lehrpersonen arbeiten Teilzeit, ein Drittel davon aus gesundheitlichen Gründen», hiess es darin. Da der klassische Frontalunterricht heute weniger zum Zuge kommt als früher, gleichzeitig aber Gruppenarbeiten und interaktives Lernen zunehmen, ist auch der Lärmpegel gestiegen. Er entspricht in manchen Klassen dem eines einen Meter entfernten Staubsaugers.

Lehrerzimmer fehlen

Es sei utopisch zu glauben, dass in einem Raum mit 24 Kindern oder Jugendlichen immer alle ruhig seien, sagt Beat Zemp, Präsident des Lehrerverbandes. Die Lehrpersonen würden deshalb Rückzugsräume in den Pausen benötigen. Oft fehlten solche Räume, besonders im Kindergarten. Zudem dürfe es im Klassenzimmer nicht hallen und die Schule sollte nicht neben einer dicht befahrenen Strasse liegen, sagt Zemp. Darauf sei gerade bei Neubauten zu achten.

Neben dem Lärm ist auch die Luftqualität ein Problem. «Heute weiss man, dass in einem Klassenzimmer mit 24 Schülerinnen und Schülern bereits nach 16 Minuten die Luftmischung und der Kohlendioxidgehalt in einer Grössenordnung ist, die konzentriertes Arbeiten kaum noch ermöglicht», sagt Zemp. «Man muss sofort lüften.» Wenn allerdings das Fenster Richtung Strasse liegt, wird der Lärm zum Problem. Der Lehrerverband unterstützt daher Schulen bei Luft- und Lärmmessungen, um zu sehen, ob die gesetzlichen Normen eingehalten werden.

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52 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Tomster
22.04.2018 07:50registriert April 2018
Viele LehrerInnen arbeiten Teilzeit, weil sie bei einem Vollpensum auch an den Wochenenden durcharbeiten müssten. Die 13 Wochen Schulferien sind ja schon schön, aber die Belastung in den 39 anderen Wochen ist extrem. Ein Vollpensum schafft man nur, wenn man einfach alles vom letzten Jahr wieder aus der Schublade zieht. Die Qualität des Unterrichts ist dann halt nicht so, wie es sich die PHs und Bildungsdirektoren vorstellen...
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dmark
22.04.2018 11:30registriert Juli 2016
Es liegt aber auch mit an der Quelle des Lärms.
Während 110dB Metal noch entspannend wirken kann, ist Kindergeschrei in dieser Lautstärke schon heftiger Stress.
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Tabaluga
22.04.2018 13:42registriert Oktober 2017
Die Kommentare hier erschrecken mich teilweise schon sehr. Ich kann nur aus meiner Sicht berichten. Der Druck der Eltern, Schulbehörde und sicher auch mein eigener sind ab und an enorm. Leider ist das Kerngeschäft heutzutage nur noch ein kleiner Teil der Arbeit. Wer also einen ansprechenden Unterricht bieten will, arbeitet am Wochenende. Wem die Schüler am Herz liegen, der schläft nachts schlecht, weil er allen gerecht werden will und das nahezu unmöglich ist. Ich liebe meinen Beruf und jammere nicht. Ich möchte nur, dass unsere Arbeit gesehen und auch geschätzt wird. Das wäre schön.
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