Wie lange noch? Es ist diese Frage, welche die Betreiber von vielen Schweizer Skigebieten ins Schwitzen bringt. Wie lange noch durchhalten? Finanziell? Personell?
Und dann aber: Was wäre die Alternative? Skilifte nicht mehr betreiben? Ganze Skigebiete schliessen?
Alles, nur das nicht, war der Tenor am Mittwochabend in Sattel SZ. Im Skigebiet sollen künftig im Winter die Skilifte abgestellt werden, wie unter anderem der Tages-Anzeiger berichtete. Zu gross ist das finanzielle Defizit, argumentierte der Verwaltungsratspräsident der dortigen Bergbahnen.
Doch die Einheimischen wehren sich: Sie gründen die IG Skibetrieb Hochstuckli – mit dem Ziel, das ganze Familienskigebiet inklusive der beiden Skilifte und der Talabfahrt zu erhalten.
Sattel ist kein Einzelfall. Das Skigebiet in mittlerer Lage (800 bis 1491 Meter über Meer) kämpft wie viele andere hierzulande ums Überleben.
Und hier zeigt sich ein Muster: Statt das Skigebiet sterben zu lassen, springt die Bevölkerung in die Bresche.
Etwa in Heiden in Appenzell-Ausserrhoden. Hier kann man Gotti oder Götti eines Skiliftbügels werden. Das kostet pro Bügel 100 Franken – dafür wird der eigene Name darauf verewigt.
Durch diese Aktion, so die Hoffnung der Betreiber, kann das auf rund 900 Meter über Meer gelegene Skigebiet erhalten werden. Vorerst. Schneereiche Winter natürlich vorausgesetzt.
«Solange die Bevölkerung unser Sponsoringkonzept unterstützt, geht es weiter», sagt Lukas Betschon von der Skilift AG Heiden gegenüber watson. Er ist optimistisch: Es sei kein Ende in Sicht, die Aktion finde grossen Anklang.
Kreativ ist man auch im Skigebiet Oberholz im Zürcher Oberland. Um es erhalten zu können, wird es in Form einer IG geführt. Offensiv wird auf der Webseite für eine Mitgliedschaft geworben, für jährlich 100 Franken ist man dabei.
Das gehe aber nur «durch sehr, sehr viel Freiwilligenarbeit und die Unterstützung der IG», sagt deren Mitglied Eveline Hengartner. Natürlich seien sie immer auf der Suche nach neuen Mitgliedern. Solange es finanziell aufgehe, mache man weiter, sagt Hengartner.
Mit Herzblut betrieben wird auch das Skigebiet Steg im Zürcher Tösstal, wie Martin Grundmann sagt: «Die Lifte allein rentieren schon lange nicht mehr. Dass es unser Skigebiet noch gibt, liegt einzig daran, dass wir alle Fronarbeit leisten.» Sprich: Gratis arbeiten.
Und dass längst auch zusätzliche Attraktionen wie ein Restaurant angeboten werden. «Nur so lassen sich die Skilifte quersubventionieren», sagt Grundmann. Auch hier können Interessierte ausserdem Bügelgötti oder -gotti werden.
Doch Motivation hin oder her: Vergangenen Winter habe man die beiden Skilifte überhaupt nicht in Betrieb nehmen können, es habe schlicht zu wenig Schnee gehabt. Längst vergangen sind die Zeiten, als 1000 Höhenmeter als schneesicher galten.
Die Zukunftsaussichten für diese mittelhoch gelegenen Skigebiete, sie bleiben düster.
Längerfristig ist für Meteorologe Klaus Marquardt von MeteoNews im Interview mit watson klar: «Milde Winter häufen sich.» Die mittlere Schneefallgrenze werde im Zuge des Klimawandels immer weiter ansteigen, sagt Marquardt und wagt eine düstere Prognose: «Skigebiete zwischen 1000 und 1500 Metern über Meer haben keine Zukunft.»
Sattel-Hochstucki etwa setzt deshalb seit Jahren auf den Sommer. Und betreibt einen Vergnügungspark mit Rodelbahn, Hängebrücke und Drehgondelbahn.
Das funktioniert und bringt das dringend benötigte Geld. Zumindest in der warmen Jahreszeit. Im Winter bleibt das Zittern.
Lass ich mal so stehen.