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Diese Bilder von Schweizer Skipisten gehen um die Welt

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Diese Bilder von Schweizer Pisten gehen um die Welt – Meteorologe wagt düstere Prognose

Wengen, Gstaad, Ebenalp-Horn: Überall mangelt es an natürlichem Schnee. Diese Bilder dürften in Zukunft vermehrt zu sehen sein, meint Meteorologe Klaus Marquardt und malt für die tiefer gelegenen Skigebiete ein düsteres Bild.
04.01.2023, 05:2005.01.2023, 10:31
Corsin Manser
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Wengen

Seit Beginn des Jahres geht ein Tiktok-Video aus Wengen viral. Was darin zu sehen ist, tut jedem Skifahrer weh. Mühselig watscheln einige Wintersportler im braunen Matsch den Hang hinauf. Um sie herum ist alles grün – und das, obschon Januar ist.

Dieses Video geht nun um die Welt. Auf TikTok wurde es bereits 300'000 Mal angeschaut. Es wird kommentiert auf Englisch, Französisch, Italienisch und Deutsch.

Die Kommentare sind eindeutig: So lässt man es besser sein. «Hat mit Wintersport nichts mehr zu tun. Besser Biken oder Wandern», schreibt ein User. «Ich würde nach Hause gehen, wirklich», meint ein anderer.

Skifahrerinnen kämpfen sich durch den Matsch in Wengen

Video: extern / rest/amin1a7

«Dieses TikTok-Video ist mir bekannt», sagt Rolf Wegmüller, Direktor von Wengen Tourismus, zu watson. Es sei auf der Talabfahrt im Dorf aufgenommen worden. Er erklärt: «Die Pistenpräparation führte an diesem Tag zu starken Verschmutzungen beim vorhandenen Schnee. Darum ist der eigentliche weisse Schnee nicht mehr ersichtlich.»

Lauberhorn-Rennen finden statt
Trotz des milden Wetters sollen die Weltcup-Rennen am Lauberhorn vom 13. bis 15. Januar stattfinden. Am 30. Dezember sei die obligate Schneekontrolle erfolgt, es habe genug Schnee, liessen die Organisatoren unlängst verlauten. «Wir sind glücklich, dass wir endlich wieder ‹normale› Lauberhornrennen planen dürfen», freute sich OK-Präsident Urs Näpflin.

Sind die Schneeverhältnisse im Skigebiet wirklich derart prekär, wie es auf dem Video vermittelt wird? Wegmüller verneint. Man habe in den vergangenen Jahren viel in moderne Beschneiungsanlagen investiert, dies zahle sich jetzt aus. «Diese Situation ist nur auf diesem Abschnitt für ca. 20 bis 30 Meter vorgekommen. Die restliche Talabfahrt war weiss und ohne Probleme zu befahren.»

Es sei natürlich schade, dass es momentan kein richtiges Winter-Feeling mit einer verschneiten Landschaft gebe, führt Wegmüller aus. Dennoch zieht er eine positive Bilanz für die Festtage: «Mit den Logiernächten über die Festtage sind wir sehr zufrieden. Praktisch alle Unterkünfte waren vollständig ausgebucht.»

Gstaad

Wenig Schnee hat es auch in Gstaad. Dies zeigt ein Bild, das der Klimawissenschaftler Reto Knutti auf Twitter veröffentlicht hat. Über mehrere hundert Meter zieht sich ein weisser Streifen durch eine grüne Landschaft ins Tal.

«Ich bin hier in Gstaad aufgewachsen und habe in den 70er-Jahren auf dieser Piste Skifahren gelernt», schreibt Knutti. «Damals hatten Wissenschaftler Beweise, dass fossile Brennstoffe die Erwärmung verursachen. Jetzt ist der 1. Januar 2023.» Klimawissenschaften seien seine Profession, so Knutti weiter, «aber hier wird es persönlich».

Klimawissenschaftler rund um den Globus kommentieren Knuttis Bild. «Ihr Bild vom 1. Januar ist wirklich furchtbar eindrucksvoll», schreibt ein Forscher aus England.

Das Bild stammt vom Wasserngrat, wie Airane Ludwig-Meichtry von Gstaad Saanenland Tourismus sagt. Momentan sind im Skigebiet, das sich bis zum Glacier 3000 erstreckt, nur etwa die Hälfte der Lifte in Betrieb.

Von prekären Pistenverhältnissen will Ludwig-Meichtry nicht sprechen. «Die meisten Hauptpisten sind geöffnet und wir können täglich zwischen 5000 und 6500 Skifahrer in der Region verzeichnen», sagt die Leiterin für Marketing und Sales. «Der Naturschnee schmilzt, jedoch hilft hier der Kunstschnee, ein Angebot für unsere Gäste bereitzuhalten.»

Man kenne solche Situationen bereits aus den vergangenen Jahren, führt sie aus. «Jedoch sind die andauernde Süd-West-Lage sowie der Föhn recht ausserordentlich.» Die Gäste würden es daher schätzen, dass Gstaad auch Angebote im Nicht-Skibereich habe. Etwa Museen oder Minigolfanlagen.

Ebenalp-Horn

Nicht nur im Berner Oberland und in der Westschweiz müssen sich die Skifahrer mit Kunstschnee begnügen. Auch in der Ostschweiz sieht es nicht nach Winter aus. Für Aufsehen sorgte ein Bild aus dem Familienskigebiet Ebenalp-Horn, welches von SRF Meteo veröffentlicht wurde. Auf einer grünen Wiese sind zwei weisse Pistenstreifen zu sehen. Dazwischen ein schmaler weisser Korridor, auf dem der Schlepplift die Skifahrerinnnen nach oben bringt.

«Ich fahre ja sehr gerne Ski, aber so nicht», schreibt eine Userin auf Twitter. Auf Mundart fährt sie fort: «Mich dünkt das krank! Eifach öpis duurestiere!» Ein anderer User meint: «Der Klimawandel lässt grüssen, dann ist eben kein Skilaufen mehr. Ich habe vor vielen Jahren aufgehört.»

Luftseilbahn Ebenalp sagt gegenüber watson, dass der Kunstschnee dank der tiefen Temperaturen im Dezember effizient hätte produziert werden können. Das Angebot sei gut angekommen, meint das Unternehmen: «Der Skibetrieb über die Festtage wurde insbesondere von regionalen Familien sehr geschätzt.»

So geht es weiter

Unterhalb von 2000 Metern dürfte sich die Lage diese Woche nicht entspannen, sagt Klaus Marquardt von MeteoNews. «Es gibt zwar immer wieder ein wenig Niederschlag. Vor allem in der Nacht auf Donnerstag und am Donnerstagmorgen. Doch für die Jahreszeit ist es weiterhin massiv zu mild.» Die Schneefallgrenze liege zwischen 1700 und 2100 Metern über Meer.

Nächste Woche zeichne sich etwas mehr Dynamik beim Wetter ab, erklärt Marquart. Nachhaltig nach Winter sehe es momentan aber nicht aus.

Es sei auch schon früher vorgekommen, dass im Januar wenig Schnee liege, führt der Meteorologe aus. Aber der Trend sei eindeutig: «So milde Winter häufen sich.» Die mittlere Schneefallgrenze werde im Zuge des Klimawandels immer weiter ansteigen, sagt Marquardt und wagt eine düstere Prognose: «Skigebiete zwischen 1000 und 1500 Metern über Meer haben keine Zukunft.»

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184 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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insert_brain_here
04.01.2023 06:10registriert Oktober 2019
Diese Entwicklung kommt für alle völlig überraschend, absolut nichts hat darauf hingedeutet, niemand hat es seit 50 Jahren prophezeit!
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Hoodoo
04.01.2023 06:36registriert Februar 2014
Pistenbeschneiungsanlagen sind je länger je mehr Wasser- und Energieverschwendung. Ich habe das Skifahren aufgegeben.
Wenigstens rostet mein Velo weniger, wenn bei diesen hohen Temperaturen nicht tonnenweise Salz auf die Strassen gekippt wird!

Eigentlich ist mein leicht zynischer Kommentar aber nur der Versuch, aus der Misere das beste zu machen und meine Angst zu verdrängen.
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banda69
04.01.2023 07:40registriert Januar 2020
Und die von der SVP so: "Klimawandel? Alles nur linke Hysterie!"

Und ja, wer SVP wählt, wählt Klimakatastrophe. Die SVP schadet. Immer. Und das seit Jahrzehnten.
Knapp 40 Grad: Höllen-Hitze in Spanien\nUnd die von der SVP so.
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