Dieser Schuss ging definitiv nach hinten los! Die Stadtpolizei Uster wollte am Montag einen Tag lang genauestens über ihre Arbeit informieren. Und zwar auf Twitter. So kündigte sie bereits vor einer Woche an: «Am 11.7 (#Polizeitag117) gewähren wir euch einen besonderen Einblick in unseren Polizeialltag. Ab 6 Uhr starten wir einen Twitter-Halbmarathon. Während 12h twittern wir über Einsätze, Aufgaben & Eindrücke aus allen Bereichen der Stapo. Zeitnah & transparent.»
Heute Morgen war es dann so weit. Am frühen Morgen veröffentlichten die Beamten ein Foto aus der Social-Media-Einsatz-Zentrale. Zu sehen: Zwei Kaffees, einige Laptops und zwei einigermassen verschlafene Gesichter.
Guetä Mooorgä ... uuufstah! 😴⏰
— Stadtpolizei Uster (@StapoUster) July 11, 2022
Heute ist 11.7., heute ist #Polizeitag117! In den nächsten 12 Stunden "zwitschern" wir unter #PT117_22 in Echtzeit über unsere Tätigkeiten. Habt ihr Fragen an uns? Kommentiert die Zwitscherei. ^sca/^mwe pic.twitter.com/cXdnxQHrT5
Wenig später folgte ein kurzes Video mit einem Einsatzwagen. Die Überschrift: «Wir sind gespannt, was der Tag bringen wird ...»
#Pat9502 hat den Dienst aufgenommen. Wir sind gespannt, was der Tag bringen wird…^sca/^mwe#PT117_22 pic.twitter.com/EY1pWU6Z6A
— Stadtpolizei Uster (@StapoUster) July 11, 2022
Wir können es vorwegnehmen: Der Tag sollte der Stadtpolizei Uster nichts Gutes bringen. Denn nur eine Stunde später sollte es einen Shitstorm hageln. Sozusagen auf Kilometer eins des Halbmarathons.
Um 7:10 Uhr setzte die Stadtpolizei diesen Tweet ab:
#Pat9502 🚔 konnte für das Betreibungsamt einen Vorführbefehl vollstrecken und den Schuldner auf das Amt bringen. Wer freut sich schon nicht über einen frühmorgendlichen Besuch vom bewaffneten Briefträger 😉
— Stadtpolizei Uster (@StapoUster) July 11, 2022
^sca/^mwe#PT117_22 pic.twitter.com/vb9MW5DhMF
Es dauerte nicht lange, bis sich die ersten Twitter-User über den Tweet beschwerten. «Seid ihr ein Satire-Account oder ist das euer Ernst?», fragten die Grünen Bezirk Uster.
Die Stadtpolizei Uster entgegnete: «Wieso?»
Grüne Bezirk Uster: «Denkt ihr, es ist gute PR euch auf Twitter dafür abzufeiern, dass ihr irgendeinen armen Kerl, der seine Rechnungen nicht bezahlen kann, bewaffnet abführt?»
Die meisten Reaktionen gehen in dieselbe Richtung. Eine Auswahl:
Niemand:@StapoUster : Wir hassen in Armut lebende Menschen und fühlen uns geil dabei.
— Chregi Müller (@ChregiMueller) July 11, 2022
Ihr seid wirklich übelst erbärmliche Lappen. Witze auf Kosten mutmasslich armutsbetroffenen Personen.
— Moeff (@Sapins_Moeff) July 11, 2022
Wünsche euch unverschuldete Armut und viele Betreibungen
Klar, Amtstermine müssen eingehalten und Vorführbefehle umgesetzt werden. Einen Tweet zu einem solchen Thema kann man aber auch anders formulieren. Den hier finde ich nicht besonders gut geraten. Kontraproduktiv.
— TheObject⭐️with heart (@TheObject20) July 11, 2022
Ekelhaft. Schämt euch. Und nein, der haha-lustige Zwinkersmiley macht es nicht besser, im Gegenteil. @StadtUster Habt ihr eine Ombudsperson? Dann sollte die sich das da dringend anschauen und handeln.
— Eva (@e_va_rosa) July 11, 2022
Ich verstehe, das muss wohl gemacht werden.
— THOMAS SUTTER the real zürcher stadtfux (@ZStadtfux) July 11, 2022
Aber es freut sich bestimmt niemand über den Besuch vom 'bewaffneten Briefträger'. Wohl sicher niemand, der sich in einer finanziellen Notlage befindet. Und was soll diese unterschwellige Drohung mit einer Waffe überhaupt?
Dass der Tweet beim Publikum nicht besonders gut ankam, merkte auch die Stadtpolizei Uster. Löschen wollte sie den Tweet bisher aber nicht. Stattdessen reagierte sie auf die Kritik und schrieb: «Wir halten nochmals fest, dass wir uns weder über Schuldnerinnen lustig machen, noch bedrohlich wirken wollen. Sollte dies aufgrund unserer Formulierung anders aufgefasst worden sein, entschuldigen wir uns dafür.»
Doch auch dieser Tweet wurde nicht von allen gut aufgenommen. Ein User kritisierte, dass die Polizei dem Leser die Schuld zuschieben würde.
Eine Entschuldigung, die dem Leser und der Leserin den Fehler zuschiebt weil es falsch aufgenommen wurde ist nicht wirklich eine gute Entschuldigung, aber immerhin 😹
— andre renggli (@RenggliAndre) July 11, 2022
Dieser Halbmarathon könnte härter werden als zunächst gedacht ...
(cma)
1. Die Polizei führt nicht einfach so einen Schuldner vors, da muss sich einer über längere Zeit aktiv weigern mit dem Amt zu kooperieren
2. Auch reiche Menschen werden betrieben und das nicht einmal selten, gibt genug feine Pinkel die meinen z.B. den Handwerker nicht bezahlen zu müssen