Ich mag nüme.
Vor zwei Wochen bin ich umgezogen und mit mir meine zwei jungen und sehr verspielten Kater. Vielleicht sogar zu verspielt.
Am lustigsten finden sie es, wenn einer von ihnen auf dem neuen, teuren Sofa hockt und demjenigen, der von unten hochspringt, aufs Dach gibt. Das Spiel erinnert an das Lied von Mani Matter: «Dr Hansjakobli u ds Babettli».
Immer und immer wieder spielen sie es – mit den Krallen schön tief im Cord-Stoff.
Mein Herz und Portemonnaie schmerzen bei dem Anblick. Deshalb habe ich mich vor rund einer Woche entschieden, einen Katzenbaum zu bestellen. Und ein neues Katzenklo. Sagen wir es so, bezüglich letzterem gab es auch gewisse Probleme mit den Katzen ... Vertiefen wir das aber mal nicht.
Die Bestellung habe ich bei meinem (bis zu jenem Tag) Lieblings-Online-Grosshändler aufgegeben. Für das Katzenklo gab es sogar same day delivery – grossartig!
Es hat dann nicht geklappt mit der same day delivery, damals war mir das aber egal. Am Folgetag sind beide Produkte in separaten Kartons angekommen.
Ich öffnete zuerst den Karton mit dem Katzenklo und musste feststellen, dass es beschädigt war. Nicht schlimm, nur das Türchen kann nicht richtig befestigt werden. Ist zwar nervig, aber easy, kann passieren.
Auf zum Nächsten! Ich öffnete das – mir doch sehr schwer erscheinende – zweite Paket. Als Erstes kam ein Gitter aus dem Karton. Ich dachte: Schon komisch, das habe ich auf dem Bild so gar nicht gesehen.
Egal, ich packte das Ding weiter aus, mein Freund kam mir zu Hilfe. Irgendwann sagte er: «He, das ist doch kein Katzenbaum. Das ist alles nur Holz und Metall und es gibt keine flauschigen Bezüge für sie.»
Ich nahm das letzte Brett aus dem Karton, schaute verzweifelt in jede Ecke und dachte: «Wo sind all die fehlenden Teile?»
Mir schwante Böses. Ich las, was auf dem Karton steht. Schön und gross: TV-Möbel.
In dem Moment wusste ich: Das wird mich nun viel Zeit und Aufwand kosten.
Ich rief bei der Helpline an. Ein Mann ging ran, half mir umgehend und war sehr freundlich, ich selbstverständlich auch, denn er konnte nichts dafür, dass bei dieser Bestellung alles von A bis Z falsch gelaufen war.
Nach dem Anruf war ich guter Dinge. Der Mitarbeiter sagte mir, ich könne die Retoure anmelden. Das tat ich auch umgehend, als er meine Rücksendung online erfasst hatte.
Weil das TV-Möbel sehr schwer ist und ich ausschliesslich mit dem ÖV unterwegs bin – weder besitze ich ein Auto, noch kann ich fahren – wählte ich die pick-at-home-Variante.
Ich hatte schon ein ungutes Gefühl.
Am Wochenende habe ich mich klammheimlich ins watson-Büro geschlichen, um das Retouren-Etikett auszudrucken. Ein weiterer, unnötiger Aufwand – wie sich später herausstellen sollte.
Alles parat für den Pöstler. Mein Freund blieb zu Hause, damit er da ist, wenn der Pöstler klingelt. Ich hatte die Option ausgewählt, bei der man den Pöstler an der Haustüre empfängt. Denn ich wusste 1. nicht, wann der Pöstler kommt, und 2. wollte ich nicht, dass das TV-Möbel, das ich nie wollte, noch vor der Haustüre gestohlen wird und ich es bezahlen muss.
Wie der Teufel es wollte, klingelte der Pöstler nicht.
Zuerst habe ich eine Beschwerdemail geschrieben. Dann dachte ich, dass das wohl nicht so bald bearbeitet wird.
Ich rief wieder bei meinem mittlerweile Ex-Lieblings-Online-Grosshändler an. Eine wunderbare Mitarbeiterin nahm das Telefon ab und ich begann mit: «Grüezi, ich weiss, Sie können nichts dafür, aber ich verliere langsam meine Geduld.»
Die Frau entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten und gab mir 38 Franken Rabatt auf eine andere Bestellung. Plottwist: Der Rabatt ist für ein TV-Möbel, welches ich tatsächlich bestellt habe und – hoffentlich – eines Tages noch erhalte.
Wir verabschiedeten uns freundlich und sie sagte, ich bekäme dann noch eine Mail von der Post, damit ich die Retoure erneut anmelden könne. Die Mail habe ich bis jetzt nicht erhalten. Es ist zwar immer schön, mit freundlichen Menschen zu telefonieren, aber das bringt mir leider nichts, wenn die Abwicklung dann noch immer nicht funktioniert.
Ich hocke auf dem TV-Möbel, welches ich nie wollte, fest. Ich habe die Vermutung, dass mir der Online-Händler den Katzenbaum nicht sendet, solange er das TV-Möbel nicht zurück hat. Ich befinde mich gewissermassen in der Geiselhaft dieses dummen TV-Möbels. Das neue Katzenklo ist immerhin angekommen.
Aber eben: der Katzenbaum nicht. Die Katzen spielen voller Leidenschaft auf dem neuen Sofa weiter. Ich habe es mit Plastikfolie bedeckt, sieht beschissen aus, aber was soll’s. Ich sage es immer wieder: Online-Shopping ist super. Unkompliziert und schnell.
Auto ausleihen, zum Fressnapf oder anderem Laden fahren. Alles anschauen und das coolste/ beste kaufen. Einladen und ab nach Hause. Und schon erledigt. Kostet vielleicht ein paar Franken mehr, schont aber die Nerven.
Das Sofa kannst du dir abschminken. Das haben die zwei süßen Katzen annektiert.😉
Ich bin vielleicht komisch, aber Möbel bestelle ich nie Online. Die will ich erst aufgebaut sehen und mir auch einen Eindruck von der Qualität verschaffen, damit will ich dann schliesslich auch ein paar Jahre leben. Am Ende liefern auch Möbelhäuser oder das Tiergeschäft (wobei ich mir zutrauen würde einen simplen Kratzbaum im ÖV mitzunehmen) ihre Ware frei Haus.