Lieber Herr Breu
Promis verlieren ja noch vor Ihrer Anonymität als allererstes den Nachnamen. Man ist ab einem gewissen Bekanntheitsgrad für alle nur noch der Vorname. Auch Sie sind spätestens seit dem Sieg auf Alpe d'Huez für alle nur noch «dä Beat». Unanständig eigentlich, weil Sie ohne Ihr Einverständnis als Kumpel von Hinz und Kunz ins kollektive Gedächtnis Schweizer Sportgeschichte einverleibt worden sind.
Ein bisschen, vermute ich, fühlen Sie sich diesem Umstand ausgeliefert, dass Sie für alle nur «dä Beat» sind. Zwar weiss man ja auf einer rationalen Ebene, dass nicht jede, die einen beim Vornamen nennt, eine beste Freundin ist und dass viele Schulterklopfer bloss die Stelle suchen, an der das Messer am besten in den Rücken geht.
Aber es braucht ausserordentlich viel Selbstbewusstsein, sich nach Jahren oder Jahrzehnten der allumfassenden kumpelhaften Duzerei täglich zu erinnern, dass Glück flüchtig ist und man selbst dafür verantwortlich ist, es sich dauerhaft zu erarbeiten.
Das wiederum bedingt natürlich auch ein bisschen, dass man für sich selber einsteht, seine Entscheidungen selbst trifft, in Geschäftsdingen stets ein wenig Restmisstrauen hegt und für Fuckups die Verantwortung übernimmt. Dass Sie das können, bezweifle ich nicht, sonst hätten Sie in den Fahrerfeldern an den grossen Rundfahrten nicht bestehen, geschweige denn siegen können.
Bloss tun Sie seither stets das Gegenteil. Komiker und Bordellbetreiber sind Sie nur geworden, weil Ihr Bruder Ihr Vermögen verspekuliert hatte und normale Jobs Sie nie wieder in die schwarzen Zahlen gebracht hätten, Ihr Comeback auf der Bahn als Steher ist wegen der verschwundenen Wunderwasser-Sponsoren gescheitert und an Ihrer Scheidung war Heidi beziehungsweise deren Eifersucht schuld.
Dazu passt, dass jetzt ebendiese Heidi im «Blick» die Schuld am Scheitern des Circus Beat Breu dem österreichischen Partner in die Schuhe schiebt. Sie selbst konnten oder wollten nicht mehr sprechen vor lauter Enttäuschung, was ich ein wenig nachvollziehen kann.
Es ist ja auch das gefühlt hundertste Mal in der Geschichte Ihres Nach-Radsport-Lebens, dass ein stiller Teilhaber versucht, mit Ihrem guten Namen im «Blick», der «Glückspost» oder der «Schweizer Illustrierten» Geld zu machen, und Sie fallen lässt, sobald die Zahlen nicht mehr ganz so rosig aussehen, wie von irgendeinem Ihrer windigen Duz-Berater oder einer windigen Duz-Beraterin erschwafelt.
«Mein Leben ist wie eine Velotour in den Bergen, es geht mal rauf und mal runter», pflegten Sie früher stets in den Boulevard zu rufen, der Sie schon lange nur noch runterfährt. Und dort liegt doch auch der Kern Ihrer Misere: Sie sehen sich nicht als Handelnden in Ihrem Leben, sondern stets nur als passive Manövriermasse, die allen und allem ausgeliefert ist. Ich bin ziemlich sicher, dass das nicht gottgegeben ist und wünschte mir, Sie könnten diese Einstellung auf Ihre alten Tage vielleicht noch einmal ablegen.
Fangen Sie mal damit an, darauf zu bestehen, dass man Sie wieder siezt.
Ich grüsse Sie herzlich
Ihr Maurice Thiriet
Alles Gute, Herr Breu... Eigene Kraft ist angesagt.
Wenn Beat Breu wenigstens ein A... Loch wäre, was er vermutlich nicht ist, dann könnte man drüber lachen. So tut er einem einfach nur leid... 😲