Die Bezahllösung Twint ist eine helvetische Erfolgsgeschichte: Mittlerweile wickelt sie jährlich 773 Millionen Zahlungen ab – was einem Marktanteil von 67 Prozent entspricht –, zählt über 6 Millionen Nutzer und ist selbst im Hofladen oder am Wochenmarkt nicht mehr wegzudenken.
Das bequeme «Twinten» geht allerdings immer mehr zulasten des Bargelds, wie die Zahlungsmittelumfrage der Nationalbank (SNB) zeigt. 77 Prozent der Twint-Nutzer geben an, sie hätten offene Beträge im privaten Umfeld bar bezahlt, bevor sie auf die App umgeschwenkt seien. Besonders beliebt ist Twint als Bargeld-Alternative in der Altersgruppe der 35- bis 54-Jährigen. Ebenso ersetzt die Lösung bei 12 Prozent die Online-Überweisungen per Bank an Freunde oder Bekannte.
Auch an der Ladenkasse greifen immer mehr Kunden zu Twint. In der Nationalbank-Umfrage gibt ein Drittel der Twint-Nutzer an, hier vorher bar bezahlt zu haben. Gar mehr als die Hälfte verzichtet im Detailhandel zugunsten von Twint auf die Debitkarte. Das hängt mutmasslich damit zusammen, dass die App auf dem Handy noch schneller griffbereit ist als die Karte im Portemonnaie.
Schliesslich hat sich Twint beim Einkauf im Internet etabliert. Dort sind es vor allem Debit- und Kreditkarten, die das Nachsehen haben. Twint bietet zudem eine Ausweichmöglichkeit zum altbekannten Kauf auf Rechnung.
Der Siegeszug von Twint und der Bezahlkarten bringt Bargeld in Bedrängnis. Nationalbank-Präsident Martin Schlegel sprach 2022 angesichts der generell sinkenden Bargeldnutzung von einer Negativspirale, die immer schneller dreht. Die Banken, die Twint lanciert haben, tragen zu dieser Entwicklung bei. Denn sie machen mit Twint nicht nur der Barzahlung Konkurrenz. Gleichzeitig reduzieren die Banken die Zahl der Bargeldschalter in den Filialen und bauen auch stetig Bankomaten ab. Das drückt die Bargeld-Nachfrage weiter.
Dabei könnte ausgerechnet Twint ein Teil der Lösung sein: Die App ermöglicht nämlich den Bargeldbezug an Kiosken der Valora-Gruppe, im Volg oder in Avec-Läden. Kleiner Wermutstropfen: Es fällt bis 100 Franken eine Gebühr von 1.50 Franken an. Ab 110 Franken sind es 2 Franken Zusatzkosten.
Wie viele Nutzer per Twint am Kiosk Notengeld beziehen, wollte das Unternehmen auf Anfrage nicht preisgeben. Im Vergleich zur stark steigenden Zahl an App-Überweisungen dürfte es ein kleiner Anteil sein. Auch nicht kommentieren wollte Twint, ob es Pläne gibt, die Zahl der Bargeld-Bezugspunkte zu erhöhen – oder die Gebühren zu senken. Diese hindern Konsumenten möglicherweise daran, die bestehenden Bargeld-Optionen – sei es via Twint oder am Bankomaten – zu nutzen. Laut der Nationalbank-Studie findet fast die Hälfte der Befragten die Höhe der Gebühren als «nicht angemessen». (aargauerzeitung.ch)
Es ist die technologische Entwicklung.
Twint ist unterdessen einfach die meistgenutzte Alternative – aber gäbe es das nicht, wäre es was Vergleichbares oder halt doch einfach ein Kärtli …