Bei den Menschen in der Schweiz ist die Reiselust endgültig zurückgekehrt. Der Flughafen Zürich erwartet über das Osterwochenende so viele Reisende wie nie seit Beginn der Corona-Pandemie. Auch der Osterstau vor dem Gotthard-Tunnel war so lang wie seit Jahren nicht.
Am Flughafen Zürich gab es am Vormittag des Karfreitags lange Warteschlangen, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vor Ort feststellte. Der Flughafen erwartet an Ostern rund 70'000 Reisende pro Tag. Dies entspricht ungefähr 70 Prozent des Passagieraufkommens in der Zeit vor der Corona-Pandemie.
Vergleichbare Passagierzahlen habe es letztmals am 1. März 2020 gegeben, sagte Jasmin Bodmer-Breu, Mediensprecherin des Flughafens, auf Anfrage. An Ostern vor einem Jahr hatte der Zürcher Flughafen im Durchschnitt rund 13'200 Personen am Tag verzeichnet, an Ostern 2020 sogar nur rund 850.
Besonders beliebt seien Destinationen wie London oder Berlin, aber auch Flüge nach Palma de Mallorca oder Dubai, so Bodmer-Breu. Zurzeit gebe es in Zürich rund 550 Ankünfte und Abflüge, auch dies sei ein Spitzenwert.
Einen grossen Schritt in Richtung Normalisierung beim Passagieraufkommen sieht auch der Flughafen Genf. Er erwartet an den vier Tagen des verlängerten Osterwochenendes insgesamt rund 187'000 Reisende, wie Mediensprecher Ignace Jeannerat auf Anfrage sagte. Dies entspreche fast 85 Prozent des Passagieraufkommens an Ostern 2019, dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie.
Sowohl die Verantwortlichen in Genf als auch jene in Zürich empfahlen Reisenden, mindestens drei Stunden vor Abflug an den Flughafen zu kommen. Zudem sei es wichtig, sich gut über die geltenden Corona-Schutzmassnahmen im Zielland sowie die Bestimmungen der jeweiligen Fluggesellschaft zu informieren.
Nicht nur Flugreisende mussten sich am Karfreitag auf Wartezeiten einstellen, sondern auch jene, die mit dem Auto unterwegs waren. Nach dem Mittag wuchs die Blechschlange vor dem Gotthard-Nordportal in Göschenen UR auf 22 Kilometer Länge an.
Der Zeitverlust betrug damit nach Angaben des Verkehrsdienstes Viasuisse zeitweise mehr als dreieinhalb Stunden. Selbst in der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag war die Staulänge nie unter acht Kilometer gesunken. Bereits um 08.00 Uhr früh stauten sich die Fahrzeuge auf zwölf Kilometern Länge, die Wartezeit betrug etwa zwei Stunden.
Auf der San-Bernardino-Route war ebenfalls Geduld gefragt: Am Freitagvormittag brauchten Reisende auf der A13 für den Abschnitt zwischen Chur und Bonaduz rund eine Stunde länger als üblich, wie Barbara Roelli von Viasuisse auf Anfrage von Keystone-SDA sagte. Längere Wartezeiten gab es zudem vor dem Grenzübergang Chiasso-Brogeda bei der Ausreise nach Italien.
Ab Mitte des Nachmittags begann die Blechschlange vor dem Gotthard-Tunnel nach und nach abzunehmen. Kurz nach 17 Uhr stauten sich die Fahrzeuge noch auf 15 Kilometern Länge. Allerdings entspannte sich die Lage danach zügig: gegen 21.30 Uhr mass die Autoschlange noch 3 Kilometer zwischen Wassen und Göschenen im Kanton Uri, und der Touring Club Schweiz (TCS) rechnete mit bis zu 30 Minuten Zeitverlust.
Das Verkehrsaufkommen fällt nach Aussage Roellis dieses Jahr auch im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Pandemie hoch aus. In der Zeit zwischen 2013 und 2019 habe man an Ostern nie mehr als 14 Kilometer Stau vor dem Gotthard verzeichnet.
2020 hatten die Behörden wegen der angespannten Corona-Situation im Tessin generell von Reisen in den Südkanton abgeraten, der Osterstau war vollends ausgeblieben. 2021 waren zwar Staus verzeichnet worden, jedoch in einem vergleichsweise geringen Ausmass.
Einen Rekordwert für Ostern stellen die 22 Kilometer Stau vor dem Gotthard vom Karfreitag nur beinahe dar. An Ostern 1998 war die Blechschlange auf der A2 Richtung Süden wegen eines Wintereinbruchs zeitweise sogar auf 25 Kilometer angewachsen. An Pfingsten 2018 gab es auf der A2 sogar 28 Kilometer Stau, nachdem der San-Bernardino-Tunnel wegen des Brandes eines Reisecars hatte gesperrt werden müssen. Die selbe Marke wurde an Pfingsten 1999 erreicht. (sda)
So werden Archäologen einmal über unsere Zeit berichten.