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«Und dieser Kindergarten soll unsere politische Elite sein? Das sollte uns zu denken geben»

«Und dieser Kindergarten soll unsere politische Elite sein? Das sollte uns zu denken geben»

SVP-Nationalrat Roger Köppel steht nach seiner Frontalattacke auf Bundesrätin Simonetta Sommaruga in der Kritik. Er selber nimmt kein Wort zurück: Sein Votum sei «kritisch, aber anständig» gewesen.
27.04.2016, 21:5928.04.2016, 06:44
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SVP-Nationalrat Roger Köppel hatte am Dienstag im Parlament seinen grossen Auftritt zur Kroatien-Debatte und nutzte die Gelegenheit sogleich, Bundesrätin Simonetta Sommaruga anzugreifen. Sie setze sich über die Verfassung hinweg, nenne die Probleme nicht beim Namen und enteigne hiesige Hausbesitzer, um «Asylanten» in die Schweiz zu holen.

Aus Protest verliess die Justizministerin, gefolgt von SP-Nationalräten, den Saal.

Das Votum im Video: Köppel kritisiert Sommaruga vor Kroatien-Protkoll-Abstimmung.
Video: kaltura.com

Am Tag danach rechtfertigt Köppel gegenüber 20 Minuten seine Aussagen. Er habe als Sprecher der unterlegenen Minderheit seine kritischen Argumente sachlich dargelegt. «Ich war kritisch, aber immer anständig.»

Das Verhalten von Bundesrätin Simonetta Sommaruga hingegen sei eine respektlose, undemokratische Diskussionsverweigerung: «Frau Sommaruga ist entweder dünnhäutig oder hochnäsig.» Dass die SP-Fraktion ihrer Bundesrätin aus dem Saal gefolgt ist, hält der Neo-Nationalrat für eine «Bankrotterklärung».

Köppel in Markwalders Büro bestellt

Heute wurde Köppel wegen des Vorfalls zu Ratspräsidentin Christa Markwalder ins Büro bestellt, wie tagesanzeiger.ch meldet. Köppel sei aber nicht gemassregelt worden; klärende Gespräche kämen nach Vorfällen im Ratssaal regelmässig vor, sagt Vizepräsident Jürg Stahl (SVP) zum Tagi. Es gehe unter anderem darum, den betroffenen Parlamentariern das Geschäftsreglement des Nationalrats in Erinnerung zu rufen.

«Wegzulaufen war die richtige Entscheidung»

Der Frontalangriff des Weltwoche-Chefs und SVP-Nationalrates auf die Justizministerin und deren demonstrativer Abgang wird auch bei den Lesern heiss diskutiert. Die kritischen Stimmen fallen dabei gewohnt auf beide Seiten aus:

«Egal, ob Links oder Rechts: Diskutieren und Debattieren ist Teil des Politiker-Berufs. Wer wegläuft, hat definitiv den Beruf verfehlt», so ein Sommaruga-kritischer AZ-Leser. Ein anderer kommentiert: «Wie sagt man so schön: Wer keine Argumente hat, greift sein Gegenüber persönlich an. Wegzulaufen war die richtige Entscheidung. Entweder gibt es ein Gekeife, so wie es die Haussprache der SVP ist, oder aber man hat einen gewissen Stil. Frau Sommaruga kann es nicht allen recht machen.»

Jetzt auf

Auf die Aussage Köppels, Sommaruga hole doch persönlich die Asylsuchenden in die Schweiz, schreibt ein AZ-Leser: «Ich gehe mal davon aus, dass das Auto von Frau Sommaruga nicht so gross ist, um damit alle Flüchtlinge aus Afrika und die Schweiz zu holen.» Eine weitere Leserin fragt ganz grundsätzlich in die Runde: «Und dieser Kindergarten soll unsere politische Elite sein? Das sollte uns zu denken geben.»

Fortsetzung Köppel-Sommaruga folgt bestimmt.

(sha/aargauerzeitung.ch)

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31 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Schnurri
27.04.2016 22:43registriert April 2016
Ob die Reaktion wegzulaufen gerechtfertigt war oder nicht sei dahingestellt. Das Roger Köppel jedoch völlig ausserhalb des Themas beginnt zu debattieren ist Fakt und zeugt für mich vob Argumentlosigkeit.
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Bruno Wüthrich
27.04.2016 23:31registriert August 2014
Das Spielen auf Personen ist seit gut 25 Jahren ein wesentlicher Teil der SVP-Strategie.
Es wäre Aufgabe der andern Parteien, diese strategischen Pläne zu durchkreuzen. Doch jetzt gibt es den bürgrerlichen Schulterschluss. CVP und FDP werden nach der Pfeife der SVP tanzen und sich nur auf Nebenschauplätzen - also zum Schein - mit ihr reiben.
Frau Sommarugas Weglaufen ist ein weiterer Fehler der Linken im Umgang mit der SVP. Eine linke Strategie ist nicht erkennbar und die Fehlerliste ist lang. Wir haben es nicht mit einer starken Rechten, sondern mit einer schwachen Linken zu tun.
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joda
28.04.2016 00:05registriert April 2016
ein, mit steuergeldern bezahlter, zirkus....
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